Dennis Schröder: Neustart in der NBA als Leader in Toronto
Basketball-Nationalspieler Dennis Schröder wagt in der NBA bei den Toronto Raptors den Neuanfang. Statt mit den LA Lakers um den Titel zu spielen, setzt der Braunschweiger auf die Führungsrolle beim Underdog in Kanada. Mit dem WM-Titel und großer Motivation im Gepäck.
"Ich versuche, das Selbstvertrauen und das Spiel, das ich in Japan und auf den Philippinen gezeigt habe, in die NBA-Saison zu übersetzen", erklärte der Weltmeister vor dem ersten Saisonspiel in der Nacht zum Donnerstag.
Die Raptors, Meister von 2019, haben schwierige Jahre hinter sich. Seit dem historischen Triumph haben die Kanadier nur eine Play-off-Serie gewonnen und sich zuletzt gar nicht mehr für die Meisterrunde qualifiziert. Schröder wäre aber nicht Schröder, wenn er die Aufgabe nicht selbstbewusst angehen würde: "Ich will beweisen, dass ich einer der besten Point Guards in der Liga bin. Ich werde hier rausgehen und versuchen, das Team nach vorne zu bringen und ein Leader zu sein."
"Sie wissen, was Deutschland gemacht hat: Geschichte geschrieben. Und jeder weiß natürlich, wer MVP geworden ist." Dennis Schröder
Genau das ist ihm bei der Weltmeisterschaft im August und September als Kapitän des deutschen Nationalteams par excellence gelungen. Der Heißsporn präsentierte sich in Asien als echter Anführer. Bei der WM war er immer am besten, wenn er zum Korb zog oder seine Mitspieler in Szene setzte, er wurde zum wertvollsten Spieler des Turniers gekürt. Bei den Feierlichkeiten und diversen öffentlichen Auftritten war der nur 1,85 Meter große Star zudem Wortführer.
Schröder geht fest davon aus, dass sich auch das Bild, das die Amerikaner von ihm haben, verändert hat. "Sie wissen, was Deutschland gemacht hat: Geschichte geschrieben. Und jeder weiß natürlich, wer MVP geworden ist und was ich dazu beigetragen habe", berichtete der Spielmacher, der bei den Lakers in der vergangenen Saison meist (Edel-)Joker war.
Schröder will Zweifler in Toronto verstummen lassen
Seine neue Reise beginnt am Mittwoch (Ortszeit), 45 Tage nach Manila, wenn die Minnesota Timberwolves zum Auftakt der Hauptrunde mit insgesamt 82 Spielen warten. Ab dann muss Schröder beweisen, dass er die 26 Millionen US-Dollar, die er für zwei Jahre kassiert, wert ist. Während der 30-Jährige in den vergangenen Jahren mit Kurzzeitverträgen durch die Liga gereicht wurde und eher von der Bank kam, bot ihm Toronto neben den finanziellen Argumenten die Aussicht auf viel Spielzeit - und eben die Rolle des Anführers. Wie beim Deutschen Basketball Bund.
Medien in Toronto und auch Anhänger der Raptors hinterfragten die Verpflichtung im Juli zwar - also noch lange vor der WM. Aber selbst zu Beginn des Trainingslagers vor gut zwei Wochen war es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so glasklar wie für den selbstbewussten Schröder selbst, dass er derjenige ist, der das Spiel des Ex-Meisters lenkt. Vielleicht auch deshalb ließ sich Schröder extra T-Shirts mit der Aufschrift "World Champs" drucken, die er auch trägt, wenn er mit seiner Familie in der Stadt unterwegs ist.
"Ich bin hier der starting Point Guard, der Trainer hat das auch so kommuniziert", so der gebürtige Niedersachse, der in seiner NBA-Karriere schon bei den Atlanta Hawks, Oklahoma City Thunder, Boston Celtics, Houston Rockets und zuletzt zum zweiten Mal für die Lakers gespielt hat.
Trainer Rajakovic setzt auf Schröder
Sein Trainer, das ist Darko Rajakovic. Beide kennen sich bereits aus Oklahoma, wo der Serbe damals als Assistenztrainer gearbeitet hat. In Toronto folgt er auf Trainer-Ikone Nick Nurse - und setzt auf Schröder: "Ich glaube, dass in seinem Spiel mehr steckt, als er bisher in der NBA gezeigt hat." Auch damit überzeugte Rajakovic den Deutschen bei einem gemeinsamen Abendessen vom Wechsel aus der kalifornischen Glitzer-Metropole zum einzigen kanadischen Club in der stärksten Liga der Welt.
Nominierung fürs All-Star-Team der NBA das Ziel
Schröders größter Karriere-Traum ist es, sich einen der begehrten NBA-Ringe zu sichern, die alle Titelträger erhalten. Mit Toronto wäre es allerdings wohl schon ein Erfolg, wenn sich die Raptors wieder für die Play-offs qualifizieren würden. Dann könnte er in seiner elften NBA-Saison allerdings ein anderes Ziel erreichen.
"Eine All-Star-Selection wäre mal was Verrücktes, was ich mir immer erträumt habe. Ich glaube, ich hatte vor allem in Atlanta ein paar Jahre, wo ich hätte All Star sein müssen. Da ist nichts draus geworden. Das wäre noch mal eine gute Sache", erklärte der Norddeutsche vor dem Saisonstart: "Ich wollte immer ein All Star werden."