Tennis: Kerber will beim Comeback "Herz auf dem Platz lassen"
Tennisspielerin Angelique Kerber bestreitet heute beim United Cup nach 18 Monaten Babypause erstmals wieder ein Match. Die Kielerin kann ihr Comeback in Australien, einem ihrer Lieblingsländer, kaum erwarten.
Das besinnliche Weihnachtsfest mit ihrer Tochter Liana, um die herum alles gewissenhaft organisiert wird, war schnell Geschichte, der Fokus in Windeseile wieder ein anderer. Denn am anderen Ende der Welt geht es beim United Cup für Kerber endlich auch wieder um den sportlichen Wettbewerb. "Einfach wieder auf dem Platz zu stehen, Matches zu spielen und die Energie des Publikums zu spüren - das spornt mich an", sagt die 35-Jährige: "Ich liebe den Sport, dafür mache ich das alles."
Kerbers Comeback beim United Cup gegen Italien
Kerber fiebert ihrem Comeback entgegen - sie will beim Nationen-Event an der Seite ihres Teamkollegen Alexander Zverev wieder jubeln. "Es übt auf mich weiterhin einen enormen Reiz aus, gegen die besten Spielerinnen anzutreten, alles zu geben, mein Herz auf dem Platz zu lassen," sagte sie.
Heute morgen mitteleuropäischer Zeit trifft das deutsche Team auf Italien, am Neujahrsmorgen wartet im Kampf um den Viertelfinaleinzug Frankreich. Kerber und Zverev, die ehemalige Nummer eins der Weltrangliste und der amtierende Olympiasieger, sollen in den Einzeln aufschlagen. Für Erstere ist das Duell mit Italien nicht weniger als der Start in "die größte Herausforderung der Karriere", wie sie der "Süddeutschen Zeitung" gestand.
"Ich habe keine Ahnung, das sage ich ganz ehrlich." Angelique Kerber über ihren Leistungsstand
"Es ist ein Prozess, ohne Geduld wird es nicht gehen", führte sie aus und gestand, den eigenen Leistungsstand nicht seriös einschätzen zu können: "Ich habe keine Ahnung, das sage ich ganz ehrlich." Nach der längsten Pause ihrer Karriere könne sie "nicht erwarten, in Australien direkt mein bestes Tennis zu spielen". Heute dürfte Kerber zumindest ein bisschen schlauer sein.
Um 7.30 Uhr (MEZ) ist ihre Partie gegen Jasmine Paolini angesetzt, die Nummer 97 der Welt. Trotz aller Unwägbarkeiten - Kerber fühlt sich "bereit", wie sie sagt. Lange Zeit habe das Fitnesstraining oberste Priorität gehabt, "denn in diesem Bereich verliert man in eineinhalb Jahren am meisten". Hilfreich sei, "dass man den eigenen Körper als Profisportlerin genau kennt und weiß, was man sich zumuten kann - und was nicht." Das Training "lief soweit nach Plan, und die Vorfreude auf den Saisonstart in Australien steigt".
Der Comeback-Fahrplan: United Cup, Adelaide, Australian Open
Überhaupt Australien: In einem ihrer Lieblingsländer beginnt Jahr für Jahr rund um Silvester die neue Tennis-Saison. Und nun mit Tochter Liana im Gepäck sowie dem kurz bevorstehenden Comeback nochmal unter ganz anderen Vorzeichen. Ein Kindermädchen hat Kerber nicht. "Die Familie kennt die Kleine, hat den Rhythmus und die Abläufe miterlebt", begründet sie die Entscheidung. "Dann weiß ich, wenn ich auf den Platz gehe, ist alles unter Kontrolle und Liana in guten Händen. Das ist für mich das Wichtigste."
Für ein erfolgreiches Comeback hat die Kielerin, die im Juli 2022 in Wimbledon zuletzt auf der Tour spielte und im vergangenen Februar Mutter wurde, unter anderem ihren alten Trainer Torben Beltz zurückgeholt. Der Fahrplan ist klar: United Cup, WTA-Turnier in Adelaide und dann das erste Highlight im neuen Karriereabschnitt - die Australian Open (ab dem 14. Januar), die Kerber 2016 gewann.
United Cup als Härtest
Der Start und die erste Standortbestimmung aber folgt beim United Cup: ein willkommener Härtetest. Zum zweiten Mal wird der Mixed-Nationenwettbewerb ausgetragen. 18 Teams treten in Perth und Sydney an, nach den obligatorischen zwei Einzelmatches steht ein möglicherweise entscheidendes Mixed an. Die jeweiligen Ersten der sechs Dreiergruppen sowie die zwei besten Vorrundenzweiten qualifizieren sich für das Viertelfinale des Zehn-Millionen-Dollar-Turniers Anfang Januar.
Am Donnerstag haben Kerber, Zverev und die anderen Mitglieder des Teams Deutschland - Tatjana Maria, Maximilian Marterer, Laura Siegemund, Kai Wehnelt und Coach Beltz - in Sydney noch einmal eine kleine Bootstour gemacht. Ausspannen vor der malerischen Kulisse der Oper, bevor es ernst wird. "Es war eine großartige Erfahrung. Es hat uns allen gefallen und es war schön, noch etwas anderes zu machen", denn Kerber geht den United Cup mit einem klaren Fokus an: "Jedes Match vor den Australian Open wird mir helfen, reinzukommen und meinen Rhythmus zu finden."