Ruderer Torben Johannesen (2.v.l.) im Deutschland-Achter © IMAGO Foto: IMAGO/Laci Perenyi
Ruderer Torben Johannesen (2.v.l.) im Deutschland-Achter © IMAGO Foto: IMAGO/Laci Perenyi
Ruderer Torben Johannesen (2.v.l.) im Deutschland-Achter © IMAGO Foto: IMAGO/Laci Perenyi
AUDIO: Dem Deutschland-Achter läuft die Zeit davon (1 Min)

Ruderer Johannesen geht "all-in" - aber Olympia-Medaille wird schwer

Stand: 17.06.2024 13:30 Uhr

Viel Zeit haben Torben Johannesen und seine Mitstreiter im Ruderachter nicht mehr - in knapp 40 Tagen beginnen die Olympischen Spiele. Der Hamburger hat dem Medaillentraum alles untergeordnet. Doch die Aussichten für das deutsche Paradeboot sind nicht unbedingt rosig.

Die bisherige Saisonbilanz des Deutschland-Achters fällt bescheiden aus. Auf der einen Seite sprang zwar die Silbermedaille bei der EM im ungarischen Szeged heraus. Negativ schlagen aber die Ergebnisse bei den Weltcups zu Buche. Nicht so sehr die Platzierungen, schließlich gab es immerhin einen zweiten und einen dritten Platz. Doch von den Zeiten her trennten die DRV-Auswahl Welten von den siegreichen Booten.

"Die Enttäuschung ist riesengroß, das ist nicht unser Anspruch", ärgerte sich Ruderer Torben Johannesen im NDR Gespräch. "Wir konnten an das EM-Finale nicht im Ansatz anknüpfen, geschweige denn unsere Leistung reproduzieren."

Johannesen: "Hannes ist nicht der Schuldige"

Für "Power und Erfahrung" sollte der Ruderachter in diesem Jahr stehen - nachdem Bundestrainerin Sabine Tschäge Anfang April das Aufgebot bekannt gegeben hatte. Die erfahrenen Hannes Ocik als Schlagmann und Laurits Follert kehrten ins Boot zurück. "Bei der WM im vergangenen Jahr fehlten uns 1,4 Sekunden zu einer Medaille. Unser Ziel Richtung Paris muss sein, diese Lücke zu schließen", sagte Tschäge.

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Hannes Ocik © picture alliance / SVEN SIMON | Anke Waelischmiller/SVEN SIMON

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Die EM-Medaille schien ihr Recht zu geben. Doch bei der Generalprobe für Olympia Ende Mai in Luzern wurde der Achter nicht nur Fünfter von fünf Booten, sondern hatte eben satte sieben Sekunden Rückstand auf Sieger Großbritannien.

Das Ergebnis hatte personelle Konsequenzen: Die Bundestrainerin strich den gerade erst zurückgekehrten Ocik wieder aus dem Boot. "Hannes war ein Versuch, mehr Stabilität in die Rennen zu bekommen. Dies ist uns nicht ganz geglückt", erklärte Tschäge, die betonte, das Aufgebot sei zunächst "vorläufig" gewesen. In der offiziellen Pressemitteilung dazu hatte dieser Zusatz allerdings gefehlt.

Laut Johannesen ist die Entscheidung auch nicht spurlos an den Kollegen vorbeigegangen. "Wir mussten erst mal damit zurechtkommen - manche hatten damit mehr zu tun und manche weniger", berichtet der 29-Jährige, der gemeinsam mit Ocik Welt- und Europameister sowie Olympia-Zweiter geworden war. Johannesen ergänzt: "Natürlich liegt es nicht an einer Person, Hannes ist nicht der Schuldige gewesen. Es hätte jeden treffen können."

Breuer überzeugt in Watt pro Kilogramm

Die Probleme im Boot, die auch technische Fehler im Zusammenwirken der acht Ruderer umfassen, wurden genau analysiert. Auch mit Messtechnik an Bord. Am Ende habe die Bundestrainerin entschieden, dass es eine personelle Veränderung brauche - und orientierte sich dann an den physischen Werten.

Weil der Vierer ohne Steuermann die Olympia-Qualifikation verpasst hatte, standen auf einmal für die Achterauswahl vier weitere Athleten zur Verfügung. Darunter auch Frederik Breuer - für den seine große Kraft bei relativ geringem Körpergewicht sprach. Die Ruderer messen hier in Watt pro Kilogramm. Breuer rückte neu ins Boot, Mattes Schönherr auf die Position als Schlagmann.

Weiterer Dämpfer beim Weltcup in Posen

Eine Entscheidung, die zumindest keinen kurzfristigen Erfolg gebracht hat. Nach der Umstellung nahm der Deutschland-Achter kurzerhand noch am Wochenende am Weltcup-Finale im polnischen Posen teil. In Abwesenheit zahlreicher Top-Nationen belegten Schönherr, Johannesen, Breuer und Co. mit über einer Bootslänge Rückstand auf Australien den zweiten Platz.

"Gold bei Olympia ist der Titel der Titel - und ich bin dafür noch mal all-in gegangen." Torben Johannesen

Mit Blick auf die Sommerspiele wird es nun eng für das umgestellte Team. Johannesen, der sich in nun sieben Jahren im Achter mit Umbrüchen im Team auskennt, blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: "Wir haben unseren Kreis gefunden, auch wenn wir noch Zeit brauchen." Neuling Breuer, der an einer amerikanischen Uni studiert, lobt er ausdrücklich: "Freddy bringt einen gut Spirit rein, er lebt den Teamgedanken. In den USA geht es emotionaler zu, er kann uns gut pushen."

Johannesen: Voller Fokus auf Olympia

Am Dienstag reist die Mannschaft ins Trainingslager nach Völkermarkt in Österreich (bis 3. Juli). Es soll an den Basics gearbeitet werden. In den unteren Belastungen (ungefähr die halbe Renn-Intensität) sollen sich die Abläufe im Boot einspielen. Beim zweiten Trainingslager (8. bis 20. Juli) in Ratzeburg geht es dann ans Eingemachte.

Schon ein Platz auf dem Podest wäre wohl vor dem Hintergrund des bisherigen Saisonverlaufs ein Erfolg für den traditionsreichen Achter. Bei Johannesen, der vor zwei Jahren Vater geworden ist und für den großen Traum von Olympia-Gold beim Lehramtsstudium eine Pause eingelegt hat, ist die Vorfreude auf Paris trotz allem ungebrochen. "Wir sind jetzt auf der Zielgeraden, die heiße Phase beginnt", betonte er. "Gold bei Olympia ist der Titel der Titel - und ich bin dafür noch mal all-in gegangen."

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 17.06.2024 | 06:17 Uhr

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