Perfekter Abschied: Hockey-Legende Hauke sagt mit Titel Tschüs
Rekordnationalspieler Tobias Hauke hat seine Hockeykarriere beendet. Am Wochenende krönte der Hamburger seine glorreiche Laufbahn mit dem Deutschen Hallenmeistertitel. Damit geht seine ganz persönliche Abschieds-Tournee zu Ende.
Tobias Haukes Leidenschaft für den Hockeysport ist groß. So groß, dass der 35-Jährige wusste, dass ihm der Abschied sehr schwer fallen würde. Warum also nur einmal Tschüs sagen? So feierte der Hamburger bei verschiedenen Turnieren in den vergangenen Jahren "letzte Male". Am Sonntag war beim Final Four in Frankfurt (Main) nun endgültig Schluss - mit einem perfekten Abgang.
Zum Abschied ein Titel mit dem HTHC
"Es ist einfach ein sehr besonderer Moment, wenn es das allerletzte Mal ist", sagte Hauke, der auch als bester Spieler der Endrunde ausgezeichnet wurde, dem NDR. Die Erleichterung über seinen vierten und letzten Hallentitel war ihm ins Gesicht geschrieben: "Ich bin wahnsinnig glücklich, dass ich die Geschichte so zu Ende schreiben konnte."
Hauke hatte nach dem erlösenden Abpfiff im Finale gegen den Stadtrivalen Der Club an der Alster wie benommen gewirkt. Während seine Mitspieler sich jubelnd nach dem 3:2-Triumph aufeinander warfen, taumelte der frischgebackene Hallenmeister Richtung Spielerbank zu seinem langjährigen Trainer Christoph Bechmann. Gemeinsam hatten sie 2015 zuletzt die Meisterschaft in der Halle geholt. Acht Jahre später fiel der sonst so souveräne Führungsspieler in die Trainerarme, schlug die Hände vors Gesicht und sackte fast zusammen. Endlich war es geschafft.
Hauke: "Einfach froh, dass es jetzt geklappt hat"
"Das war bei der Hallen-Europameisterschaft anders und ich bin einfach froh, dass es jetzt geklappt hat", sagte Hauke. Im Dezember des vergangenen Jahres war der Rekordnationalspieler für die Hallen-EM in seiner Heimatstadt Hamburg noch einmal ins Nationalmannschaftstrikot geschlüpft - und hatte den Titel um Haaresbreite verpasst. Deutschland wurde Zweiter hinter Österreich.
Beim tränenreichen Abschied war die Enttäuschung beim Hamburger deutlich spürbar gewesen: Vor heimischem Publikum und vor allem vor seinen beiden kleinen Töchtern hatte sich der versierte Hallenspieler mit einem Triumph vom internationalen Parkett verabschieden wollen. Seine persönliche Tournee der Abschiede hatte er sich bis dato erfolgreicher erhofft.
Titelhamster und Welthockeyspieler 2013
Den Anfang vom Ende hatte Hauke eigentlich schon nach dem enttäuschenden vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 mit dem Rücktritt aus der Nationalmannschaft gemacht. Kein gelungener Abtritt, obwohl der 375-malige Nationalspieler nahezu alles gewonnen hat, was international im Hockey an Titeln zu holen ist: Er ist Doppel-Olympiasieger, zweimaliger Hallen-Weltmeister sowie zweimal Feld- und einmal Hallen-Europameister. 2013 wurde Hauke als Welthockeyspieler ausgezeichnet.
Im Sommer 2022 verabschiedete sich der dreimalige deutsche Meister auch aus dem HTHC-Bundesligateam, das in der Feldsaison beim Final Four den dritten Platz belegt hatte. Im Winter wollte er aber noch ein allerletztes Mal die Hallensaison mit seinem Club bestreiten. Mit dem Final Four in Frankfurt klappte es beim letzten Versuch doch noch mit dem Happy End.
"Tobi ist nicht nur ein sensationeller Spieler, sondern auch ein unfassbar toller Mensch. Ohne ihn wären wir nicht deutscher Meister geworden." Trainer Christoph Bechmann
Obwohl sich Hauke diverse Male verabschiedet hat, geschah das immer ohne großes "Tamtam". Denn so präsent der Führungsspieler auf dem Platz war, gerne auch mal mit Gegenspielern oder Schiedsrichtern diskutierte, so ruhig und ohne großes Aufhebens um seine Person ist er neben dem Platz.
"Er stellt immer die Mannschaft in den Vordergrund, und seine persönlichen Anliegen hinten an und das über diese ganzen Jahre", sagte Mitspieler Michael Körper. Der Österreicher hatte gegen Hauke das EM-Finale in der Halle gewonnen: "Ich bin froh, dass ich ihn unterstützen konnte, denn dieser Titel bedeutet ihm richtig viel."
Trainer Bechmann pflichtete Körper bei: "Ich als Trainer kann immer nur von Glück reden, so einen Spieler in meinen Reihen zu haben. Tobi ist nicht nur ein sensationeller Spieler, sondern auch ein unfassbar toller Mensch. Ohne ihn wären wir nicht deutscher Meister geworden." Bechmann ist davon überzeugt, dass Hauke "auch weiter nah an der Mannschaft dran sein wird".
In Zukunft mehr Zeit für Familie und "Halli-Galli"
Seine Frau Alina ist hingegen froh, ihren Mann häufiger zu sehen. Denn neben dem Hockeyprogramm arbeitet Hauke bereits seit viereinhalb Jahren auch in der Geschäftsführung der Firma seiner Eltern, einem internationalen, mittelständischen Handelshaus in der Chemiebranche.
"Endlich. Ich bin schon etwas froh, dass es jetzt vorbei ist", sagte Alina Hauke, die als ehemalige Bundesligaspielerin die Leidenschaft ihres Mannes immer nachvollziehen konnte und ihn darin unterstützte. "Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit. Wir werden mehr Halli-Galli machen, mal wieder zusammen feiern gehen oder Freunde zum Essen einladen."
Aber war das Finale wirklich das letzte Spiel seiner Karriere? Trainer Bechmann glaubt "zu hundert Prozent" an ein Comeback. Fragt man Hauke selbst, ist die Antwort zumindest für den Moment deutlich: "Ich bin ehrlicherweise ganz froh, dass jetzt auch mal andere Sachen kommen. Da steht vor allem meine Familie im Vordergrund."