Boris Herrmann an Deck der Malizia © Antoine Auriol

Ocean Race: Malizia oder Holcim - Wer gewinnt den Segel-Krimi?

Stand: 31.03.2023 14:08 Uhr

Packendes Finale auf der Königsetappe im Ocean Race: Boris Herrmanns Malizia und Holcim - PRB ringen um den Sieg. Mit der Ankunft wird am Sonntag gerechnet.

von Bettina Lenner

33 Tage ist es her, dass die Imoca-Flotte Kapstadt verlassen und sich auf den langen Weg zum Etappenziel in Itajai/Brasilien gemacht hat. Und dann das: Wenige Tage vor der Ankunft trennen das Spitzenduo Holcim - PRB und Malizia - Seaexplorer rund eineinhalb Seemeilen. Lange konnten Malizia-Skipper Boris Herrmann und seine Crew ihre Führung vor Kevin Escoffiers Schweizer Team, das die bisherigen drei Wertungen allesamt für sich entschied, knapp behaupten - dem hartnäckigen Kontrahenten aber nie enteilen. Nun liegt Holcim hauchdünn vorn.

Oftmals in Sichtweite ringt das Spitzenduo um den prestigeträchtigen Triumph auf der Königsetappe. "Das ist so verrückt nach 12.000 Seemeilen", sagte Malizia-Co-Skipperin Rosalin Kuiper. Und der Kampf geht weiter, zumindest noch ein bisschen. Nach einer Dreiviertelrunde um die Südhalbkugel der Welt haben die beiden Top-Boote noch 680 Seemeilen zu meistern.

Herrmann rechnet mit viel Wind und hofft auf Vorsprung

Herrmann setzt im Showdown auf Bedingungen, die den guten Starkwind-Eigenschaften seiner robusten Malizia entgegenkommen. "Im Verlauf des heutigen Tages wird das Hochdruckgebiet verschwinden. Ein Tiefdruckgebiet kommt von Land. Da rechnen wir mit recht viel Wind. Wir hoffen, dass wir da wieder einen Vorsprung gewinnen können", sagte der Hamburger am Freitag. Die Hoffnung des 41-Jährigen ist es, "dass wir am Sonntag, wenn der Wind zum Ziel wieder leichter wird, ein paar Meilen Vorsprung haben und dann als Erste ins Ziel kommen".

Viele Schwierigkeiten, aber auch Glücksgefühle

Das wäre ohnehin eine überragende Leistung, aber erst recht, wenn man die Schwierigkeiten des Bootes unter deutscher Flagge in den vergangenen Wochen bedenkt. Erst verlor das Team das große Vorsegel, das erst in Brasilien repariert werden kann, dann musste es in einer spektakulären Reparaturaktion einen langen Riss im Mast flicken und schließlich wurde Kuiper in peitschender See so heftig aus der Koje geschleudert, dass sie sich eine Platzwunde sowie eine Gehirnerschütterung zuzog. Kap Hoorn umrundete die Malizia dennoch als erstes Boot. Punkte gab es dafür nicht, aber die "Roaring Forties Trophy" und jede Menge Glücksgefühle.

Es gehe Kuiper mittlerweile besser, berichtete Herrmann am Freitag. Seit Tagen wechseln sich der gebürtige Oldenburger und Co-Skipper Will Harris beim Segeln ab, eine zusätzliche Strapaze, beide bekommen nur wenig Schlaf. Die Niederländerin segelte zuletzt auch wieder ein bisschen mit, musste aber abbrechen. "Ich bin erschöpft und schlafe noch sehr viel", sagte sie.

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11th Hour Racing und Biotherm mit großem Rückstand

Ungeachtet aller Hürden ist der Fokus auf das Finale im Segelkrimi gerichtet. Es wird wohl ein Zweikampf bleiben, 11th Hour Racing und Biotherm können bei Rückständen von rund 300 und 400 Seemeilen kaum mehr in das Spitzenduell eingreifen. "Wir können sie auf dem Computer sehen, aber auch, wenn wir einfach aus dem Fenster schauen", sagte Sam Goodchild vom Team Holcim über die Malizia. Am Ende wird auch entscheidend sein, wer jetzt die letzten Reserven mobilisieren kann und am besten durchhält.

Herrmann tauschte sich sogar via Funk mit seinem Konkurrenten Escoffier aus: "Kevin scheint auch gut drauf und locker zu sein. Wir hegen eine gewisse Sympathie füreinander." Im packenden Kopf-an-Kopf-Rennen denkt der viermalige Weltumsegler dennoch über einen Griff in die Trickkiste nach: "Nur zur Kontrolle: Dürfen wir Bananenschalen werfen?", twitterte der Skipper mit einem Augenzwinkern - und postete dazu ein Bild von Holcim - PRB in unmittelbarer Nähe.

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Die Malizia - Seaexplorer beim Ocean Race © Malizia - Antoine Auriol Foto: Antoine Auriol

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 02.04.2023 | 22:50 Uhr

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