Hamburg Towers und Rostock Seawolves: Zwei BBL-Teams in der Krise
In der Basketball-Bundesliga warten die Hamburg Towers und die Rostock Seawolves seit Wochen auf einen Ligaerfolg. Während man in Hamburg deutliche Kritik äußert, gehen die Verantwortlichen in Rostock entspannter mit dem Negativtrend um. Am Sonntag treffen beide Vereine aufeinander.
Auf der Landkarte trennen beide Nordclubs gerade einmal 190 Kilometer voneinander und auch in der aktuellen Tabelle sind die Hamburg Towers und die Rostock Seawolves so etwas wie Nachbarn. Mit vier Siegen und fünf Niederlagen liegen die Hamburger in der BBL auf Tabellenplatz neun, die Rostocker mit der gleichen Bilanz auf Platz zwölf. Ähnlich ist auch der aktuelle Negativtrend: Die Towers verloren zuletzt vier Ligaspiele in Serie, die Seawolves sogar die vergangenen fünf.
"Kein ganz ungünstiger Zeitpunkt, uns zu erwischen"
Dabei gingen die Hamburger nach dem spektakulären Eurocup-Sieg gegen Hapoel Tel Aviv (98:91) unter der Woche mit Rückenwind in das Duell mit Chemnitz. Doch dieser Erfolg hatte seinen Preis. "Es war sicherlich kein ganz ungünstiger Zeitpunkt, uns zu erwischen. Wir haben bei dem Sieg gegen Hapoel sehr viel Energie gelassen, emotional und auch physisch", räumte Cheftrainer Raoul Korner nach dem 81:104 (44:54) gegen die Niners ein.
Hinzu kamen die beiden kurzfristigen Ausfälle von Kendale McCullum und Yoeli Childs. Um das zu kompensieren, hätte sein Team über die Physis kommen müssen. "Aber das ist genau der Punkt. Wir waren zu wenig in der Lage, die Physis zu bringen", so Korner.
Platzwunden und niemand, "der die Blutung stoppt"
Kurz nach Beginn des zweiten Viertels musste dann auch noch Kapitän Seth Hinrichs runter vom Feld, nachdem er sich beim Kampf um einen Rebound eine Platzwunde am Auge zugezogen hatte. Ähnliches passierte schon im Match gegen Tel Aviv und auch im Training am Freitag. Hinrichs konnte aber später weitermachen. Den Ausfall wichtiger Spieler wollen die Towers aber nicht als Ausrede für den teils schwachen Auftritt in der Defensive gelten lassen.
"Wir brauchen Anführer. Wir brauchen Jungs, die über sich hinauswachsen und vorangehen." Marvin Willoughby, Geschäftsführer
"Wir müssen einfach mit mehr Intensität verteidigen. Wir kriegen es nicht hin im Spiel Phasen zu haben, in denen wir unsere Intensität bringen", äußerte Towers-Chef Marvin Willoughby deutliche Kritik. "Und wenn es dann schiefläuft, fehlt jemand, der die Mannschaft anführt und die Blutung stoppt."
Rostock als "lernender Aufsteiger"
Sanftere Worte zum aktuellen Negativtrend gibt es aus Rostock. Und das, obwohl das 90:99 (48:61) bei den Baskets Oldenburg bereits die fünfte Niederlage in Serie für die Seawolves war. Dabei ist der Aufsteiger mit vier Siegen in die Saison gestartet, jedoch seitdem in der Tabelle immer weiter nach unten durchgereicht worden. Das Problem ist ähnlich wie bei den Hamburgern die Defensive. 850 Punkte haben die Seawolves bereits kassiert und sind in dieser Kategorie sogar Tabellenschlusslicht.
"Für uns geht es in der allerersten Saison darum zu lernen und dann gucken wir am Ende, was dabei rumkommt", sagte Coach Christian Held nach dem Spiel bei den Niedersachsen. Auf die Rolle des bescheidenen Aufsteigers verweisen die Verantwortlichen nahezu nach jeder Partie. So auch, als man vor dem fünften Spieltag als BBL-Spitzenreiter Meister Alba Berlin empfing (70:104). Vor der Saison gab es aber auch forschere Töne.
"Hier entsteht keine Panik"
Angesprochen auf die Ziele antwortete der sportliche Leiter Jens Hakanowitz vor der Saison durchaus ehrgeizig und sprach davon eines Tages vielleicht "die Geilsten im deutschen Basketball" zu sein, bezog sich aber vielmehr auf die Mittel- und Langfristplanung. Die aktuelle Situation beunruhige ihn nicht. "Alles trägt eine Handschrift. Hier entsteht keine Panik. Unser Ziel ist der Klassenerhalt und da sind wir voll im Soll", so Hakanowitz.
Erstes Aufeinandertreffen in der BBL
Am Sonntag (20.30 Uhr) treffen beide Nordclubs im direkten Duell aufeinander. Zum ersten Mal im Oberhaus des deutschen Basketballs. Zuvor sind sich Hamburg und Rostock nur in einer Spielzeit über den Weg gelaufen. In der Saison 2018/19 in der ProA-Hauptrunde und später in den Play-offs. Sechs Vergleiche, von denen die Seawolves nur einen für sich entscheiden konnten. Der damalige Aufsteiger Rostock konnte den Aufstieg der Towers in die BBL nicht verhindern.
Zeit für die Revanche? "Ich weiß nicht, ob ich von Revanche sprechen möchte. Ich weiß aber, dass wir jetzt drei Spiele vor der Brust haben, von denen wir ein oder zwei gewinnen können. Und mit dem Publikum im Rücken ist auch etwas gegen Hamburg drin", so Hakanowitz.