French Open: Zverev gewinnt Giganten-Duell mit Sandplatzkönig Nadal
Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev hat seine schwere Auftakthürde bei den French Open gemeistert. Der Hamburger gewann das Duell mit dem spanischen Sandplatzkönig Rafael Nadal am Montag in drei Sätzen.
Der 27-Jährige behielt gegen den 14-maligen Roland-Garros-Champion auf dem Court Philippe-Chatrier mit 6:3, 7:6 (7:5), 6:3 die Oberhand und zog in die zweite Runde des mit 53,478 Millionen Euro dotierten Grand-Slam-Turniers ein. "Ich habe ihn in meiner Kindheit im Fernsehen gesehen und hatte das große Glück, gegen ihn spielen zu dürfen. Heute ist es nicht mein Moment, es ist Rafas Moment", sagte Zverev voller Respekt vor Nadal, der vielleicht zum letzten Mal in seinem "Wohnzimmer" antrat. "Es ist schwierig für mich, zu reden. Wenn es das letzte Mal war, hab ich es genossen", sagte erklärte der Spanier: "Es ist so besonders, die Liebe der Menschen an dem Ort zu spüren, der mir selbst am meisten bedeutet."
Zverev trifft nun auf den Sieger des Duells zwischen David Goffin (Belgien) und Giovanni Mpetshi Perricard (Frankreich). Er feierte im elften Vergleich mit Nadal seinen vierten Erfolg. Zuletzt hatten sich beide bei den French Open 2022 im Halbfinale gegenübergestanden. Beim Stand von 6:7, 6:6 hatte der Hamburger seinerzeit verletzungsbedingt aufgeben müssen. Der Spanier gewann anschließend das Turnier durch einen überraschend deutlichen Dreisatz-Sieg gegen den Norweger Casper Ruud.
Zverev mit mehr Spielpraxis und Mut als Nadal
Die Möglichkeit, seinen Titel zu verteidigen, blieb Nadal ein Jahr später verwehrt. Wegen chronischer Hüftprobleme musste er in 2023 nicht nur seinen Start bei den French Open, sondern auch bei fast allen anderen Turnieren absagen. Lediglich bei den Australian Open bestritt der 37-Jährige zwei Matches. Auch in diesem Jahr plagte sich der Spanier mit Verletzungen herum. Das Duell mit Zverev war erst seine zwölfte Partie auf der ATP-Tour in 2024.
Die mangelnde Spielpraxis war ihm dann besonders im ersten Durchgang immer wieder anzusehen. Nadal fehlte im Gegensatz zu seinem deutschen Konkurrenten in vielen Szenen die Sicherheit in seinen Schlägen. Zudem agierte Zverev mutiger als sein Kontrahent. Häufig punktete der Olympiasieger am Netz.
Zweiter Satz wird zum Nervenkrimi
Nachdem der 27-Jährige Durchgang eins mit 6:3 entschieden hatte, besaß er im zweiten Satz beim Stand von 1:1 und 40:15-Führung zwei Breakchancen. Zverev konnte sie jedoch nicht nutzen. Nadal brachte seinen Aufschlag durch und nahm daraufhin dem Hamburger dessen Service ab. Der vom Publikum nach Punktgewinnen immer wieder frenetisch gefeierte Spanier war nun im Vorteil, zeigte bei eigener 5:4-Führung jedoch Nerven. Zverev nahm dem Iberer zu Null das Aufschlagspiel ab.
Der Tiebreak musste schließlich über den Ausgang von Abschnitt zwei entscheiden. Und auch in diesem war der Hamburger wieder etwas mutiger und aktiver als Nadal und setzte sich mit 7:5 durch.
Zverev gelingen nach 0:2-Rückstand drei Breaks
Der Spanier zeigte trotz des 0:2-Satzrückstandes bei seinem vielleicht letzten French-Open-Auftritt keinerlei Anzeichen von Resignation. Erneut gelang dem 37-Jährigen ein frühes Break zum 2:0. Nun wurde das Duell der beiden Weltklasse-Spieler endgültig zu einem Tennis-Drama - und zwar primär aus Sicht von Nadal. Denn obwohl der Iberer trotz mangelnder Matchpraxis eine sehr ansprechende Leistung zeigte, war er letztlich chancenlos, weil auf der anderen Seite des Netzes ein Mann stand, der schlichtweg noch einen Tick besser war.
"Ich war wettbewerbsfähig, ich hatte meine Chancen. Aber es war nicht genug", sagte Nadal und lobte seinen Gegner: "Ich muss Sascha gratulieren. Ich wünsche Dir das Beste für das Turnier." Zverev nahm ihm im dritten Abschnitt gleich dreimal den Aufschlag ab und entschied die Partie nach 3:05 Stunden für sich.
Der 27-Jährige schaute nach dem verwandelten Matchball fast schuldbewusst über das Netz zum geschlagenen Sandplatzkönig und verzichtete auf jede Jubelgeste.
Kerber spielt am Dienstag gegen Niederländerin Rus
Für Angelique Kerber steht am Dienstag ihre Auftaktpartie in Paris auf dem Programm. Die Kielerin trifft auf die Niederländerin Arantxa Rus. Bei ihrem zweiten Grand-Slam-Turnier nach ihrer 18-monatigen Baby-Pause will die 36-Jährige im Stade Roland Garros weitere Fortschritte machen. Der starke Auftritt beim Masters-1000-Turnier in Rom, als erst in der vierten Runde gegen die spätere Siegerin Iga Swiatek (Polen) das Aus kam, macht Kerber Hoffnungen.
"In Rom habe ich gezeigt, dass ich auch mit einer Iga auf Augenhöhe spielen kann - auch auf Sand, was ihr Lieblingsbelag ist. Deshalb mache ich mich da überhaupt nicht verrückt, egal gegen wen ich spiele", sagte Kerber: "Ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich weiß aber, dass ich immer noch ein paar Prozentpunkte Luft nach oben habe."
Korpatsch trifft auf US-Talent Krueger
Auch Tamara Korpatsch greift am Dienstag ins Turniergeschehen ein. Die Hamburgerin, Nummer 79 der WTA-Weltrangliste, kämpft gegen die 20-jährige US-Amerikanerin Ashlyn Krueger um den Einzug in die zweite Runde. Korpatsch und Kerber sind die einzigen noch verbliebenden deutschen Tennisspielerinnen bei den French Open.
Tatjana Maria (Bad Saulgau), Jule Niemeier (Dortmund), Laura Siegemund (Metzingen) und Eva Lys (Hamburg) scheiterten an ihren Auftakthürden.