Goalie Kristers Gudlevskis (r.) von den Fischtown Pinguins Bremerhaven im Spiel gegen den EHC München in Aktion © IMAGO / kolbert-press

Fischtown Pinguins Bremerhaven schlagen auch München und träumen vom Titel

Stand: 21.12.2023 22:16 Uhr

Die Fischtown Pinguins Bremerhaven bleiben in der Deutschen Eishockey Liga das Überraschungsteam. Am Donnerstagabend schlugen die Seehafenstädter Meister EHC München mit 2:1 nach Penaltyschießen und stellten damit erneut unter Beweis, in dieser Saison ein ernsthafter Titelkandidat zu sein. Getrübt wird die Freude über die Erfolgsserie allerdings durch die ungeklärte Zukunft von Coach Thomas Popiesch.

Ziga Jeglic verwandelte den entscheidenden Penalty für die Pinguins und brachte die Eisarena Bremerhaven so zum Beben. Es war im dritten Vergleich in dieser Saison mit den Münchnern der erste Sieg für die Norddeutschen. Ross Mauermann hatte zuvor in der 47. Minute den frühen 0:1-Rückstand egalisiert. Das Tor für die Gäste durch Austin Ortega war bereits nach 18 (!) Sekunden gefallen.

Trotz des Erfolges verloren die Seehafenstädter die Tabellenführung an die Eisbären Berlin, die gegen die Augsburger Panther einen 6:5 (2:1,3:2,1:2)-Erfolg feierten und dafür drei Zähler erhielten, während sich Bremerhaven mit zwei Zählern begnügen musste und wegen der schlechteren Tordifferenz auf Rang zwei zurückfiel.

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Pinguins stehen im Sommer womöglich vor Neuanfang

Mit dem Verlust der Spitzenposition können die Bremerhavener jedoch gut leben, sorgt der Verein mit einem der kleinsten DEL-Etats doch einmal mehr für Erstaunen in Eishockey-Deutschland. "Unser Budget spiegelt nicht den Tabellenplatz wider", erklärte Teammanager Alfred Prey. Obwohl es sportlich in der Seestadt so gut wie nie läuft, steht der Club im Sommer wohl vor großen Herausforderungen. Denn Prey wird sich nach 32 Jahren aus der sportlichen Verantwortung zurückziehen, Coach Popiesch soll nach knapp acht Jahren einen Wechsel zu den Krefeld Pinguinen aus der DEL2 planen.

Ein Abgang des 58-Jährigen würde den Club empfindlich treffen. Popiesch, der 2016 von den Dresdner Eislöwen nach Bremerhaven kam, führte die Norddeutschen in sieben DEL-Jahren siebenmal in die Play-offs. Sechsmal erreichten die Pinguins dabei das Viertelfinale.

Coach Popiesch schweigt zu seinen Zukunftsplänen

Coach Thomas Popiesch von den Fischtown Pinguins Bremerhaven © IMAGO / Passion2Press
Die Zukunft von Coach Thomas Popiesch bei den Pinguins ist ungewiss.

Persönliche Gründe sollen beim Coach den Ausschlag für einen Wechsel geben. Frau Andrea kommt aus Krefeld, am Niederrhein hat sich das Ehepaar ein Haus gebaut. Zudem spielte der DDR-Flüchtling, der 1982 nach einem gescheiterten Fluchtversuch vier Jahre im Gefängnis saß, von 1991 bis 1993 beim Krefelder EV, dem Vorgänger der Krefeld Pinguine. "Grundsätzlich wissen wir doch, dass von jedem Trainer oder von jedem im Sport irgendwann auch eine Zeit vorbei ist", sagte der 58-Jährige im Gespräch mit "buten un binnen".

Zu den Gerüchten um seinen Abgang im Sommer wollte er sich nicht näher äußern: "Alles, was wir jetzt dazu sagen, ist nicht in die richtige Richtung. Ich habe einen Vertrag hier und bin sehr zufrieden. Das ist der Fall, der jetzt gerade im Moment ist." Der Club habe sich auf Wunsch des Coaches "einen Maulkorb zu dem Thema erlassen", sagte Prey. Als möglicher Nachfolger für Popiesch wird Ex-Nationalspieler Alexander Sulzer gehandelt. Der frühere NHL-Profi ist aktuell Co-Trainer der Piguins und zudem im Team von Bundestrainer Harold Kreis.

Dank kluger Personalpolitik in der DEL etabliert

Neben Popiesch ist Prey der Garant für die sportlichen Erfolge. Der 69-Jährige holte zahlreiche unbekannte Profis aus Österreich, Slowenien oder Dänemark, während sich die zahlungskräftigere Konkurrenz in Nordamerika oder den Top-Ligen umsah. Der Pinguins-Coach formte daraus trotz prominenter Abgänge Jahr für Jahr einen Play-off-Kandidaten. Bei der Konkurrenz war das Vorgehen der Bremerhavener nicht unumstritten. Die von der DEL geforderte Anzahl an deutschen Spielern wurde mit jungen Profis meist mit geringer Eiszeit oder langjährigen DEL-Routiniers mit doppelter Staatsbürgerschaft erreicht.

Aktuell stehen mit Lukas Kälble, Nicolas Appendino und Torhüter Maximilian Franzreb allerdings auch drei Nationalspieler im Kader der Norddeutschen. "Es zeigt, dass wir gute Arbeit auch für die Nationalmannschaft leisten", stellte Prey klar.

Teammanager Prey tritt ins zweite Glied zurück

Der Teammanager wird nach der Saison die sportliche Verantwortung abgeben und sich um administrative Aufgaben kümmern. Einen Nachfolger gibt es bereits: Der Ex-Nationalspieler und frühere Bremerhaven-Profi Sebastian Furchner wird ab dem 1. Januar 2024 das Management der Pinguins verstärken und im April Prey als Sportchef ersetzen. "Er ist eine Person, die genauso tickt wie ich", sagte Prey.

Zuvor soll es aber noch ein Happy End geben. Bremerhaven den direkten Einzug ins Play-off-Viertelfinale an. Die Runde der letzten Acht aber soll diesmal aber nicht Endstation für das Überraschungsteam der bisherigen Saison sein. "Ich habe gewisse Träume", erklärte Prey und betonte: "Verraten werde ich sie nicht. Ich denke, jeder kann sich ausmalen, wovon ich rede."

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 21.12.2023 | 23:03 Uhr

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