"Danke für alles" - Tommy Haas trauert um Trainer-Guru Bollettieri
Nick Bollettieri hat Stars wie Andre Agassi, Monica Seles oder Tommy Haas trainiert und in die Weltspitze geführt. Nun ist der ebenso erfolgreiche wie umstrittene Tennis-Guru aus Florida im Alter von 91 Jahren gestorben.
Im Alter von 13 Jahren zog es Tommy Haas wie viele "Tennis-Wunderkinder" vor und nach ihm nach Bradenton/Florida, in die Akademie von Nick Bolletieri. Es sollte sich auszahlen. Der braungebrannte, drahtige und unnachgiebige Tennis-Guru machte den gebürtigen Hamburger zur Nummer zwei der Welt.
Der Lehrmeister der Tennis-Weltstars wurde selbst zu einer Art Legende, stand bis ins hohe Alter auf dem Platz seiner Akademie, wo er einigen der ganz Großen den Weg in die Weltspitze gewiesen hat. Am zweiten Advent ist der Sohn italienischer Einwanderer mit 91 Jahren gestorben.
"Danke für deine Zeit, dein Wissen, deine Hingabe, deine Expertise, deinen Willen und dein persönliches Interesse an meiner Karriere." Tommy Haas
"So viele Erinnerungen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Du warst ein Träumer und ein Macher, ein Pionier in unserem Sport, du warst einzigartig", schrieb Haas bei Instagram. "Ich werde unsere Gespräche über Tennis vermissen."
Die frühere Wimbledonfinalistin Sabine Lisicki nahm via Twitter Abschied von ihrem einstigen Lehrmeister: "Danke Nick! Du hast so vielen Kindern einen Platz gegeben, um ihre Träume zu leben. Du hast sie unterstützt mit deinem Wissen und dem Glauben, dass alles möglich ist. Du hast das Tennisspiel geformt. Du wirst sehr vermisst. Ruhe in Frieden, Nick."
Agassi, Seles oder Becker - prominente Bollettieri-Azubis
Die Liste von Bollettieris Azubis war lang und prominent: Andre Agassi, Monica Seles, Maria Scharapowa, Jim Courier, Anna Kurnikowa. Auch Boris Becker gehörte zeitweise zu den Schützlingen des US-Amerikaners, der am 31. Juli 1931 in Pelham/New York als Nicholas James Bollettieri zur Welt gekommen war - und lange mit Tennis kaum etwas zu tun hatte. Er hielt es sogar ursprünglich für einen "Weicheisport".
An der High School spielte Bollettieri als Quarterback Football, brachte es in der 187. Division der Luftstreitkräfte der US Army bis zum Oberleutnant und studierte einige Monate lang wenig ambitioniert Rechtswissenschaften an der University of Miami. Um sich ein paar Dollar zu verdienen, gab Bollettieri Tennis-Unterricht - für 1,50 Dollar die halbe Stunde. Sein erster Schüler, der es zu einigen Ehren brachte, war Brian Gottfried, 1977 die Nummer drei der Welt und darüber hinaus ein Doppelspezialist mit drei Grand-Slam-Triumphen. Bollettieri hatte seine Aufgabe gefunden.
Agassi-Kritik: "besseres Gefangenenlager"
Er machte sich einen Ruf als Motivator und harter Arbeiter und formte insgesamt zehn spätere Weltranglistenerste. Es gab auch Kritik an seinen Methoden, beispielsweise von Agassi, der Bollettieris Akademie in seiner bemerkenswerten Autobiografie "Open" als ein "besseres Gefangenenlager" mit ständigem Druck und "mörderischer Konkurrenz" bezeichnete.
"Wie die meisten Gefangenen verbringen wir unsere Zeit mit schlafen und arbeiten, und unser Steinbruch ist der Tennisplatz." Andre Agassi über Bollettieris Akademie
"Erfolg besteht aus Blut, Schweiß, Tränen"
Doch Bollettieri hielt an seinen Überzeugungen fest. "Erfolg besteht aus Blut, Schweiß, Tränen, Frustration und der Entschlossenheit, ihn zu erreichen", war seine feste Auffassung, die er anlässlich seines 90. Geburtstags teilte. Auch an jenem bemerkenswerten Ehrentag stand der achtmal verheiratete Bollettieri um 5.30 Uhr auf, absolvierte seine Dehnübungen, machte Sit-ups und Liegestütze, bewegte Gewichte. Die Disziplin, die der Trainer-Guru von seinen Spielern einforderte, lebte er bis ins hohe Alter vor.