Butt 2004: Erst der Held, dann der Depp
"Dumm gelaufen" - treffender lässt sich aus Leverkusener Sicht wohl kaum zusammenfassen, was am 17. April 2004 eine Viertelstunde vor dem Ende der Bundesligapartie bei Schalke 04 geschieht. Bis dahin läuft es gut für die Bayer-Mannschaft: Dank der Tore von Dimitar Berbatov und Bernd Schneider liegen die Rheinländer 2:1 in Front. Dann foult Schalkes Jörg Böhme Berbatov und Schiedsrichter Jörg Keßler zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Bayer-Keeper Hans-Jörg Butt eilt aus seinem Kasten herbei, schließlich ist er ein sicherer Strafstoßschütze. 22 Elfmeter hat der gebürtige Niedersachse bereits in der Bundesliga verwandelt. Auch Nummer 23 ist kein Problem: Butt trifft trocken in die linke Ecke - Schalkes Torwart Christofer Heimeroth hat keine Chance. Leverkusen führt 3:1, nur noch 14 Minuten sind zu spielen - die Partie scheint gelaufen.
Langer Jubellauf zurück ins Tor
Auch das, was im unmittelbaren Anschluss passiert, verläuft zunächst normal: Butt dreht jubelnd ab, reißt eine Faust in die Höhe. Carsten Ramelow ist der erste Gratulant, Berbatov der Nächste. Der Bulgare springt seinem Torwart in die Arme. Und die Freudentour geht weiter: Mit drei weiteren Mitspielern klatscht sich Butt ab, schließlich stoppen ihn Bernd Schneider und Lucio kurz hinter dem Mittelkreis, auch Juan gibt ihm noch einen Klaps mit. Der Torwart ist mittlerweile am eigenen Strafraum angekommen, reißt noch einmal beide Hände hoch und jubelt in Richtung der mitgereisten Bayer-Fans.
Hanke gedankenschnell
Und dann sieht er ihn ... Zunächst ist es nur ein Schatten, dann blickt Butt in die Höhe, erkennt einen Ball und schaut machtlos zu, wie dieser sich im hohen Bogen über ihn hinweg ins Tor senkt. Jubel im Stadion brandet auf - Schalke hat getroffen! Butt blickt verständnislos zur Spielfeldmitte, tritt das runde Leder unmotiviert weg - was ist passiert? Das: Schalkes Mike Hanke schaltet nach dem Elfmetertor von Butt am schnellsten, schnappt sich den Ball und animiert seinen Mitspieler Ebbe Sand, doch schnell den Wiederanstoß auszuführen. Der Däne tut, wie ihm geheißen und tippt die Kugel kurz an. Hanke schaut und schießt dann vom Mittelkreis aus den Ball über die komplett unsortierte Leverkusener Mannschaft aufs Tor. Er trifft ins Netz, es steht nur noch 2:3 - und der eben noch umjubelte Torschütze Butt ist der Depp im Tor. Zum Glück für den Keeper bleibt es bei diesem Spielstand und er muss nach dem Abpfiff lediglich den Spott seines Mitspielers Ramelow ertragen. Der äfft feixend die drehende Kopfbewegung seines Keepers beim Gegentor nach ...