Stand: 28.05.2014 10:25 Uhr

Butt 2004: Erst der Held, dann der Depp

von Johannes Freytag, NDR.de
Leverkusens Keeper Hans-Jörg Butt (l.) bejubelt 2004 sein Elfmetertor gegen Schalke. © picture-alliance / dpa/dpaweb Foto: Federico Gambarini
Hans-Jörg Butt (l.) läuft nach seinem Elfmetertor gegen Schalke jubelnd auf seinen Mitspieler Franca (r.) zu.

"Dumm gelaufen" - treffender lässt sich aus Leverkusener Sicht wohl kaum zusammenfassen, was am 17. April 2004 eine Viertelstunde vor dem Ende der Bundesligapartie bei Schalke 04 geschieht. Bis dahin läuft es gut für die Bayer-Mannschaft: Dank der Tore von Dimitar Berbatov und Bernd Schneider liegen die Rheinländer 2:1 in Front. Dann foult Schalkes Jörg Böhme Berbatov und Schiedsrichter Jörg Keßler zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Bayer-Keeper Hans-Jörg Butt eilt aus seinem Kasten herbei, schließlich ist er ein sicherer Strafstoßschütze. 22 Elfmeter hat der gebürtige Niedersachse bereits in der Bundesliga verwandelt. Auch Nummer 23 ist kein Problem: Butt trifft trocken in die linke Ecke - Schalkes Torwart Christofer Heimeroth hat keine Chance. Leverkusen führt 3:1, nur noch 14 Minuten sind zu spielen - die Partie scheint gelaufen.

Weitere Informationen
Hans-Jörg Butt wird 1997 von den HSV-Fans gefeiert. © Witters Foto: Witters

Torwart und Torjäger: Hans-Jörg Butt

Hans-Jörg Butt hat Bundesliga-Geschichte geschrieben: Kein Keeper erzielte mehr Treffer, kein anderer traf doppelt in einem Spiel - und er war bester Saisonschütze seines Teams. mehr

Langer Jubellauf zurück ins Tor

Auch das, was im unmittelbaren Anschluss passiert, verläuft zunächst normal: Butt dreht jubelnd ab, reißt eine Faust in die Höhe. Carsten Ramelow ist der erste Gratulant, Berbatov der Nächste. Der Bulgare springt seinem Torwart in die Arme. Und die Freudentour geht weiter: Mit drei weiteren Mitspielern klatscht sich Butt ab, schließlich stoppen ihn Bernd Schneider und Lucio kurz hinter dem Mittelkreis, auch Juan gibt ihm noch einen Klaps mit. Der Torwart ist mittlerweile am eigenen Strafraum angekommen, reißt noch einmal beide Hände hoch und jubelt in Richtung der mitgereisten Bayer-Fans.

Hanke gedankenschnell

Mike Hanke 2004 im Trikot des FC Schalke 04. © Witters Foto: Witters
Erzielte gegen Butt ein ganz freches Tor: Schalkes Mike Hanke.

Und dann sieht er ihn ... Zunächst ist es nur ein Schatten, dann blickt Butt in die Höhe, erkennt einen Ball und schaut machtlos zu, wie dieser sich im hohen Bogen über ihn hinweg ins Tor senkt. Jubel im Stadion brandet auf - Schalke hat getroffen! Butt blickt verständnislos zur Spielfeldmitte, tritt das runde Leder unmotiviert weg - was ist passiert? Das: Schalkes Mike Hanke schaltet nach dem Elfmetertor von Butt am schnellsten, schnappt sich den Ball und animiert seinen Mitspieler Ebbe Sand, doch schnell den Wiederanstoß auszuführen. Der Däne tut, wie ihm geheißen und tippt die Kugel kurz an. Hanke schaut und schießt dann vom Mittelkreis aus den Ball über die komplett unsortierte Leverkusener Mannschaft aufs Tor. Er trifft ins Netz, es steht nur noch 2:3 - und der eben noch umjubelte Torschütze Butt ist der Depp im Tor. Zum Glück für den Keeper bleibt es bei diesem Spielstand und er muss nach dem Abpfiff lediglich den Spott seines Mitspielers Ramelow ertragen. Der äfft feixend die drehende Kopfbewegung seines Keepers beim Gegentor nach ...

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 28.05.2014 | 10:25 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

50 Jahre Bundesliga

Mehr Sport-Meldungen

Wolfsburgs Mohamed Amoura bejubelt seinen Treffer © picture alliance Foto: Swen Pförtner

VfL Wolfsburg: Mo Amoura - Der selbstbewusste Senkrechtstarter

Der algerische Offensivspieler ist ein echter Glücksgriff für den VfL. Er selbst sieht allerdings noch Verbesserungsbedarf - und steckt sich hohe Ziele. mehr