Boris Herrmann bei der Vendée Globe: "Meine Kurswahl war ein Fehler"
Weltumsegler Boris Herrmann hadert bei der Vendée Globe mit seiner Kurswahl. Viel Zeit hat der Malizia-Skipper aus Hamburg für den Blick zurück aber nicht: In den kommenden Stunden erwarten die Verfolgergruppe im Südatlantik wieder härteste Bedingungen mit bis zu 40 Knoten Wind.
Als "nicht sehr angenehm" bezeichnete der Skipper der Malizia - Seaexplorer die Bedingungen im südlichen Atlantik am Freitagmorgen und fügte hinzu: "In den nächsten zwölf Stunden erwartet uns ein Sturm. Wir sind in einem Tiefdruckgebiet mit bis 40 Knoten Windstärke. Das wird nicht einfach zu händeln sein", prognostizierte Herrmann.
Ruyant den Tränen nahe
Einen Vorgeschmack auf das, was der Gruppe um den Hamburger (Plätze fünf bis zehn) blüht, erlebte der aktuell viertplatzierte Thomas Ruyant am Donnerstagabend. Der Franzose geriet mit seiner Vulnerable-Yacht in schwere Turbulenzen und verlor dabei ein wichtiges Segel. Der Verlust dürfte ihm im letzten Teilstück des Rennens noch einige Nachteile bringen. Bei seiner Videobotschaft war Ruyant den Tränen nah.
Meilhat mit westlichem Kurs erfolgreich
Herrmann segelt aktuell auf Rang neun. Dass er auch weiter vorn dabei sein könnte, sieht er an der Aufholjagd von Biotherm-Skipper Paul Meilhat. Rund um die Falklandinseln lag der Deutsche mit seiner Malizia - Seaexplorer noch vor dem Franzosen. Doch Meilhat entschied sich anders als die komplette Konkurrenz nach der Passage der Inselgruppe für einen deutlich weiter westlichen Kurs, dichter an der argentinischen Küste. Auf dem Weg nach Nordosten ersparte er sich so viele Manöver.
"Ich war recht skeptisch, was den richtigen Kurs betrifft. Rückblickend war das aber ein Fehler. Paul hat sich einen großen Vorteil erarbeitet." Boris Herrmann
Herrmann: "Paul Meilhat hat einen tollen Job gemacht"
"Paul hat uns abgehängt, er hat einen tollen Job gemacht", lobte Herrmann und gestand ein: "Ich war recht skeptisch, was den richtigen Kurs betrifft. Rückblickend war das aber ein Fehler. Paul hat sich einen großen Vorteil erarbeitet." Das Problem: Die Wetter-Modelle, anhand derer die Skipperinnen und Skipper ihre Routen planen, haben wegen der wechselhaften Bedingungen nur eine geringe Halbwertszeit. "Das ist wirklich frustrierend", so Herrmann.
Der Hamburger hofft, dass die Gruppe bald das Zentrum des Tiefdruckgebiets passiert. Bei der folgenden Route ist sich Herrmann aber auch "noch nicht so klar". Sicher aber ist für ihn: "Es wird nicht einfach werden." Die Gruppe segelt die ganze Zeit gegen den Wind. Die vielen Wenden setzen dem Hamburger auch körperlich zu. "Ich arbeite wie verrückt, bin müde. Irgendwann ist es auch mal genug. Ich habe die Nase voll. Ich möchte einfach wieder normal segeln."