Barfuß Richtung Äquator - Herrmann bei Vendée Globe vorne dabei
Bei der Solo-Weltumseglung Vendée Globe herrscht schon nach fünf Tagen Hochspannung. Nach Zeitlupen-Auftakt, ruppigem Zwischenspiel bei Kap Finisterre und dem Passieren der Kanaren segelt die Führungsgruppe um den Malizia-Skipper Boris Herrmann nun in ruhigeres Fahrwasser.
Auf Kurs Äquator rücken die Besten bei steigenden Temperaturen und abnehmenden Winden immer dichter zusammen. Und Herrmann ist vorne mit dabei. Der Malizia-Skipper hat sich in der fünften Nacht auf See von Platz neun auf Platz drei vorgearbeitet.
Am Donnerstagabend hatte sein Rückstand - auf Platz neun liegend - rund 76 Seemeilen (140 Kilometer) betragen, Freitagmittag lag der Hamburger Skipper nur noch 30 Seemeilen (55 Kilometer) hinter Sam Goodchild (Vulnerable), der die Führung von Herrmanns ehemaligem Navigator Nicolas Lunven (Holcim - PRB) übernommen hat.
"Wir werden bis zum Äquator barfuß, in Badeshorts und Badeanzügen unterwegs sein." Malizia-Skipper Boris Herrmann
Für den Hamburger geht es in dieser Phase des Rennens vor allem darum, den Kontakt zur Spitze zu halten und im selben Wettersystem zu bleiben. Denn dann ist er beim Erreichen des Südpolarmeeres mit vorne dabei - und kann dort die Stärken der Malizia ausspielen.
Zudem versuche er, körperlich und mental fit zu bleiben, wie er sagte: "Ich fühle mich gut - physisch und mental. Ich beobachte meine Stimmung, um mich nicht zu sehr zu stressen oder in komische Gefühle zu geraten, denn auf dem Boot gibt es dafür keinen Ausweg."
Die Imoca-Rennyachten am Ende des Feldes hatten zuletzt noch kräftigere und stabilere Winde und konnten den Abstand nach vorne verringern. Davon proftierte auch die Deutsch-Französin Isabelle Joschke (MACSF), die deutlich Boden auf die Spitze gut gemacht hat. Sie liegt an Position 31 aktuell rund 190 Seemeilen (351 Kilometer) hinter Goodchild.
"Wir werden bis zum Äquator barfuß, in Badeshorts und Badeanzügen unterwegs sein", sagte Herrmann bei seinem zweiten Solo um die Welt: "Es wird nicht sehr schnell gehen. Aber es wird eine gute Zeit sein, sich an das Rennen zu gewöhnen."
Herrmann zu Beginn "etwas geschockt"
Der Auftakt hatte den fünfmaligen Weltumsegler stark gefordert: Seinem gelungenen Start am vergangenen Sonntag war der Absturz auf den 40. und letzten Platz gefolgt. Da sei er "etwas geschockt" gewesen. "Am Anfang war es intensiv und hart", berichtete der 43-Jährige. Es folgte das Comeback. Erst in die Top-Ten, dann auf einen Podiumsplatz.
Spitzengruppe der Vendée Globe eng beisammen
Die besten Boote liegen auf dem Weg Richtung Süden nun beisammen. Die Solisten auf den Plätzen drei bis zehn trennten 116 Stunden nach dem Start lediglich 16 Seemeilen. Ständige Positionsverschiebungen werden das Feld im Atlantik weiter begleiten.