BG Göttingen: Sieglos Letzter - "Veilchen" droht der Absturz
Die bisherige Bilanz der BG Göttingen in der Basketball-Bundesliga (BBL) liest sich wie die eines zukünftigen Absteigers: sechs Spiele, sechs Niederlagen, Korbdifferenz bei minus 129, letzter Platz. Der Druck auf Headcoach Olivier Foucart steigt.
Als die Schlusssirene ertönte, gingen die Köpfe der "Veilchen" ein weiteres Mal nach unten. Wieder nichts! Mit einem 73:95 wurde es für die Niedersachsen am vergangenen Sonnabend gegen Heidelberg sogar erneut sehr deutlich. Abermals eine Niederlage mit mehr als 20 Korbpunkten Unterschied - zum vierten Mal in dieser noch sehr jungen Saison. Heißt: Göttingen war in zwei Dritteln der Partien komplett chancenlos.
Wer etwas Positives in dem Ergebnis gegen Heidelberg suchen wollte, konnte zumindest anführen, dass es weniger heftig war als in den ersten beiden Partien der Spielzeit, als es zum Auftakt ein verstörendes 72:100 gegen Aufsteiger Frankfurt Skyliners und dann ein 74:102 bei den Rostock Seawolves gesetzt hatte. Schlimm war natürlich auch das 62:91 am vierten Spieltag bei den Riesen Ludwigsburg. Lange hielt BG in diesen Begegnungen jeweils mit, brach aber am Ende ein.
Team kann mit Druck nicht umgehen
Für Foucart lief es nach der Partie gegen Heidelberg wie so oft schon in dieser Serie ab: Zunächst gratulierte der 40 Jahre alte Belgier dem Gegner zu einem "verdienten Sieg".
Dann benannte er den für ihn hauptsächlichen Grund für die Erfolglosigkeit in der Liga: "Es ist in vielen Spielen dieselbe Geschichte. Es scheint, dass wir Schwierigkeiten haben, mit dem Druck umzugehen", sagte er. "Wenn wir gegen Bayern München spielen, haben wir keinen Druck und spielen gut. Wir spielen zu Hause gegen Würzburg, ein Champions League-Team, und wir spielen gut. Letzte Woche gegen Chemnitz, ein sehr gutes Team, spielen wir auch sehr gut. Und dann, in einem Spiel, in dem wir mehr Druck haben, weil wir eine Chance haben zu gewinnen, spielen wir schlecht."
Während es im Pokal für Göttingen läuft...
Gegen Titelverteidiger München (81:95) und in Chemnitz (88:96) hat sich die BG Göttingen mit ihrem kleinen Kader in der Liga tatsächlich achtbar geschlagen. Und dann war das von Foucart erwähnte Heimspiel gegen Würzburg, das so vielen Verantwortlichen und Fans Hoffnung gemacht hat, dass es nicht mehr lange bis zum Einsetzen eines Aufwärtsschwungs in der Liga dauern würde.
Im Achtelfinale des BBL-Pokals gelang ein Sieg über die Würzburg Baskets und damit der Einzug in die nächste Runde. Göttingen empfängt am 8. Dezember in eigener Arena im Viertelfinale die Frankfurter, gegen die es zum Ligastart ja solch eine Klatsche gegegen hatte.
... sieht es in der Liga aus wie im Abstiegsjahr 2012
In der BBL wandeln die aktuellen "Veilchen" auf den Spuren der BG-Mannschaft aus der Saison 2011/2012. Die damals von Stefan Mienack trainierten Göttinger standen nach zehn Spieltagen mit 2:18 Punkten auf dem letzten Platz. Mienack wurde im Dezember 2011 entlassen, letztlich folgte mit 8:60 Zählern der Abstieg in die Pro A.
Zum nächsten Heimspiel kommt der Vorletzte Bamberg
Eine solche Bilanz nach zehn Spieltagen erscheint auch jetzt möglich. Zwar wird die Liga anders als damals nun nach einem Punktekoeffizienten berechnet, umgerechnet könnten es aber leicht wieder 2:18 Zähler werden. Am Sonntag in Ulm droht die siebte Niederlage in der Liga in Folge. Danach sind die Chancen gegen den derzeitigen Tabellenvorletzten Baskets Bamberg auf den ersten Saisonsieg eigentlich recht gut, es folgen aber auch Begegnungen bei den Baskets Oldenburg und gegen Alba Berlin.
Foucart weiß, dass die Zeit drängt. "Wir müssen schnell herausfinden, wie wir dieses Problem lösen können", sagte der Coach mit Blick auf den Umgang des Teams mit Drucksituationen: "Wir können sehr gut spielen, aber davon sehe ich nicht genug."
Rückendeckung für Foucart
Rückendeckung erhält der Belgier, der in der zweiten Saison BG-Chefcoach ist, von Geschäftsführer Frank Meinertshagen. "Ich bin nach wie vor sehr überzeugt von der Arbeit von Olivier Foucart. Wir sind ein Club, der gerne lieber die einzelnen Menschen entwickelt anstatt auszutauschen", sagte der 56-Jährige dem NDR. "Wir haben in den vergangenen zwölf Jahren, seitdem wir das hier machen, noch nie einen Trainer entlassen, und wir hatten schon viele schwierige Phasen."
Meinertshagen: "Immer geschafft, das Blatt zu wenden"
Meinertshagen sieht das Problem vielmehr im Kader. "Das hat zum einen mit der spielerischen und individuellen Qualität zu tun, die leider auf einigen Positionen nicht so hoch ist, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir in der Liga sechsmal hintereinander verloren haben und sich das ein bisschen festgesetzt haben in den Köpfen."
Seine Hoffnungen lässt er aber nicht fahren: "Wir sind nicht zum ersten Mal in einer solchen Situation. Wir haben es bisher jedes Jahr geschafft, das Blatt noch zu wenden. Wir als Club können mit einer solchen Situation umgehen."