Stand: 28.12.2016 14:04 Uhr

Tragisches Trainerschicksal: Branko Zebec

von Johannes Freytag, NDR.de
Branko Zebec © picture-alliance / dpa | Goebel
Fachlich unumstritten: Branko Zebec war als Trainer ein exzellenter Taktiker und guter Psychologe.

Vom umjubelten Meistertrainer zum alkoholkranken, hilfsbedürftigen Menschen - Branko Zebec hat die Höhen und Tiefen des Bundesliga-Sports erlebt. Der Jugoslawe galt als harter, kompromissloser, fast schon diktatorischer Trainer. Der gewiefte Taktiker holte jedoch mit seiner Art Meistertitel mit Bayern München und dem Hamburger SV und verhalf auch vermeintlich kleinen Vereinen wie Eintracht Braunschweig zu sportlichen Höhenflügen. Zu seiner Tragödie wurde eine schwere Operation an der Bauchspeicheldrüse im Jahr 1970, von der er sich nie mehr erholte. Im Gegenteil: Der Alkohol, den er aufgrund der Erkrankung eigentlich meiden sollte, zerstörte sein Leben. 

Meistertitel mit Bayern München

Branko Zebec © picture alliance Foto: picture alliance
Bei seiner ersten Trainerstation in Deutschland auf Anhieb Meister mit Bayern München: Zebec 1969 mit der Schale.

Die Bundesliga-Karriere von Branko Zebec begann 1968 in München. Ein Jahr zuvor war er mit seinem Heimatclub Dinamo Zagreb Messepokalsieger geworden und der aufstrebende FC Bayern, 1965 in die Bundesliga aufgestiegen, wollte endlich Titel gewinnen. Das gelang auf Anhieb: Der 40 Jahre alte Trainer wurde mit der jungen Mannschaft um Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller deutscher Meister und krönte die Saison zudem mit dem Pokalsieg - das erste "Double" der Bundesligahistorie. Nur ein Jahr später war die Erfolgsgeschichte bereits wieder vorbei: Frühes Aus im Europacup, in der Liga nur Platz drei - Zebec erklärte, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Die Bayern-Spieler kamen außerdem mit dem rüden Umgangston des Jugoslawen und dessen strengen Trainingsmethoden nicht zurecht. Der Verein reagierte und ersetzte den Meistercoach bereits nach dem 27. Spieltag durch Udo Lattek, der eigentlich erst zur neuen Saison kommen sollte.

Erfolgsära bei Eintracht Braunschweig

1976/77 präsentiert Zebec die Neuzugänge (v.l.) Frank Holzer, Karl-Heinz Stolzenburg, Wolfgang Growe und Matthias Bruns. Eintracht Braunschweig wird Dritter. © Picture-Alliance/dpa
Branko Zebec (M.) und die Braunschweiger Neuzugänge 1976/77: Die Eintracht wird am Saisonende Dritter.

Nach Zwischenstationen beim VfB Stuttgart und Hajduk Split heuerte Zebec 1974 beim damaligen Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig an und blieb vier volle Spielzeiten bis 1978. Es wurde eine erfolgreiche Ära: Schon in den ersten Wochen sorgte seine als Außenseiter gestartete Mannschaft für Aufsehen. Sie entwickelte sich zum Favoritenschreck, besiegte eine Spitzenmannschaft nach der anderen und lag zeitweise auf Platz zwei. Am Ende der Saison sprang ein respektabler neunter Platz heraus. In den beiden folgenden Jahren spielte Braunschweig sogar um die Meisterschaft mit und war wiederholt Tabellenführer. Die Bilanz: 1976 wurden die Niedersachsen Fünfter und 1977 sogar Dritter - mit nur einem einzigen Punkt Rückstand auf Meister Borussia Mönchengladbach. Zum Erfolgsmodell Zebec trugen auch zwei Landsleute bei: Flügelstürmer Danilo Popivoda, der noch heute Kultstatus bei den Blau-Gelben hat, und Mittelfeldspieler Aleksandar Ristic, der ihm später als Assistenztrainer zum Hamburger SV folgen und dort sein Nachfolger als Cheftrainer werden sollte. 1977/78 brachte die Verpflichtung von Weltstar Paul Breitner nicht den erhofften Schub. Nach einem enttäuschenden 13. Platz in der Bundesliga verließ Zebec die Eintracht und wechselte zum Hamburger SV.

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 29.09.2012 | 22:00 Uhr

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