Stand: 08.04.2016 12:15 Uhr

Thomas Doll: Ausgezogen, um zu überzeugen

Trainer Thomas Doll © dpa Foto: Fehim Demir
Glücklich in Budapest: Meistertrainer Thomas Doll.

Viele Fans des Hamburger SV verehren Thomas Doll noch immer. Als Spieler zauberte er nach der Wende für die Hanseaten, später führte er den Club als Trainer in die Champions League. Anschließend stagnierte seine Karriere, ehe sie nun in Ungarn wieder an Fahrt aufnimmt.

Als Thomas Doll am 19. Mai 2008 bei Borussia Dortmund beurlaubt wurde, verschwand der in Malchin geborene Trainer aus der Bundesliga und begab sich auf "Weltreise". Er arbeitete in Ankara sowie im saudi-arabischen Riad, ehe ihn ein Lockruf aus Ungarn erreichte. Bei Ferencvaros Budapest unterschrieb Doll einen Vertrag bis 2017. Elf Monate war er zuvor ohne Verein gewesen, legte in Budapest aber ein beeindruckendes "Coach-Comeback" hin: Pokal- und Supercupsieger im ersten Jahr, Meister im zweiten. Doll fühlt sich in der Donau-Metropole pudelwohl. Seine Hoffnungen auf eine Rückkehr in Bundesliga sind sicherlich noch da, aber nicht mehr so groß wie einst. "Hier warte ich nicht auf Angebote."

Star des Ostfußballs

Der offensive Mittelfeldspieler war einer der besten Fußballer der DDR. Für die Deutsche Demokratische Republik absolvierte der Mann mit dem lockigen Haar 29 Länderspiele und erzielte sieben Tore. Von seinem Heimatverein FSV Malchin wechselte Doll als Teenager zu Hansa Rostock - eine Schule fürs Leben: "Jeder, der mit 13 weggeht von zu Hause und sich da durchboxen muss, wird selbstständiger und lernt sich selbst gut kennen." Als Doll 1986 zum BFC Dynamo kam, wurde er bald zum Star des Ostfußballs. Mit den Berlinern gewann der Spielmacher Meisterschaften und Pokale.

Steile Karriere nach der Wende

Thomas Doll von Lazio Rom © imago/Heiner Köpcke
Zauberer mit Ball: Thomas Doll in Rom.

Nach dem Mauerfall nahm seine Karriere schnell Fahrt auf: Im Juli 1990 streifte der 24-Jährige in der Bundesliga das Trikot des Hamburger SV über. Auch dank ihres Neuzugangs aus dem Osten, der in seiner Premierensaison auf vier Tore und elf Vorlagen kam, beendeten die Hanseaten die Saison auf Rang fünf. Doll hatte damit viel Werbung in eigener Sache gemacht und zog nach nur einem Jahr weiter zu Lazio Rom. Die Rekordablöse von damals 15 Millionen D-Mark sanierte den Club. Der Rechtsfuß spielte außerdem noch für Eintracht Frankfurt sowie den AS Bari und beendete im Sommer 2001, nach 102 Bundesliga-Partien und 18 Einsätzen für die DFB-Nationalmannschaft, wiederum beim HSV seine Karriere.

Von der U19 zum HSV-Cheftrainer

Doll stieg umgehend ins Trainergeschäft ein. Über die A-Junioren und U23 wurde der Trainerneuling im Oktober 2004 Chefcoach der "Rothosen". Hamburg belegte unter ihm die Plätze acht und drei. Der so starke Fußballer hatte sein Meisterstück als Trainer abgeliefert und der HSV schien endlich wieder einen Coach auf Dauer gefunden zu haben. Doch Doll stolperte in der Folge über die durch die Champions League gestiegenen Erwartungen. Die Hanseaten kamen in der Saison 2006/2007 nie recht in Tritt. Zu Beginn des Jahres 2007 war der HSV Letzter - und Huub Stevens nahm den Platz auf der Trainerbank ein.

Wutrede in Dortmund

Nur eineinhalb Monate später heuerte Doll in Dortmund an - und führte den BVB zum Klassenerhalt. Als 2007/2008 aber der erhoffte Sprung in die obere Tabellenhälfte nicht gelingen wollte, feuerten die Medien gegen Team und Trainer. In der Woche nach dem verlorenen DFB-Pokal-Finale gegen Bayern München (1:2 n.V.) machte Doll seinem Ärger Luft. "Ich lach' mich tot, was hier abläuft. Das ist eine absolute Frecheit, ist das", sagte Doll in seiner berühmten Wutrede bei einer Pressekonferenz im April 2008 und sprach dann die Worte, die in die Bundesliga-Annalen eingingen und sein Ende bei den Westfalen einläuteten: "Da lach' ich mir doch den Arsch ab." Dass ihm die Rede nachhängt, glaubt er nicht. Doch die Mitschnitte der PK wurden im Internet hunderttausende Male abgerufen, sind noch heute verfügbar. Und waren zugleich der Anfang vom Ende in der Bundesliga.

Rückkehr in die Bundesliga?

So laut das Medienecho damals war, so leise wurde es um den Coach in Deutschland. "Es gab immer mal die eine oder andere lose Anfrage. Aber es hat letztendlich nicht geklappt", sagte Doll. Trotzdem ist er überzeugt: "Wenn man seriös arbeitet und einen guten Job macht, dann ist auch alles wieder in die andere Richtung möglich." Auch in Richtung Bundesliga? Einen guten Job macht Doll in Budapest unbestritten.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Bundesligashow | 09.04.2016 | 15:00 Uhr

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