Michael Stich - Tennis nahe der Perfektion
Michael Stich zählt zu den herausragenden deutschen Tennisspielern. Der Pinneberger trug sich bei der ATP-WM, bei Olympia und im Davis Cup in die Siegerlisten ein. Seinen größten Triumph feierte er 1991. Im Finale von Wimbledon schlug er Boris Becker.
Seine Technik war brillant, sein Ballgefühl enorm: In den 1990er-Jahren zählte Michael Stich zu den herausragenden deutschen Tennisspielern. Trotz großer Erfolge - unter anderem gewann Stich 1993 den Davis Cup und die ATP-Weltmeisterschaft sowie im Laufe seiner Karriere alle deutschen Turniere - stand der am 18. Oktober 1968 in Pinneberg geborene und in Elmshorn aufgewachsene Ausnahmesportler allerdings immer im Schatten des Publikumslieblings Boris Becker. Ein Resultat der ebenso unterschiedlichen Charaktere wie Spielanlagen: Im Vergleich mit den emotionsgeladenen Auftritten des Leimeners wirkte der Ästhet Stich auf viele Fans recht unterkühlt.
Triumph in Wimbledon
Eng verknüpft waren die Karrieren der beiden deutschen Vorzeigeprofis dennoch: Bei seinem größten Triumph 1991 in Wimbledon schlug Stich im Finale ausgerechnet Becker, bei den Olympischen Spielen 1992 sicherte sich das ungleiche Duo im Doppel-Finale Gold. Im selben Jahr bezwang der schlaksige Stich seinen Dauerrivalen im Halbfinale von Hamburg erneut. Im Finale gegen den Schweden Stefan Edberg blieb ihm der Turniersieg noch verwehrt, doch 1993 gelang der Triumph am Rothenbaum durch einen Viersatzsieg gegen den Russen Andrei Chesnokow.
Karriereende nach Schulterverletzung
Nachdem sich Stich zwischenzeitlich bis auf Platz zwei der Weltrangliste vorgespielt hatte, machte ihm in der Folgezeit eine hartnäckige Schulterverletzung das Fortführen seiner Karriere unmöglich. Bereits 1997 - im Alter von gerade einmal 28 Jahren - beendete der Norddeutsche nach einer dramatischen Fünfsatz-Niederlage im Wimbledon-Halbfinale gegen den Franzosen Cedric Pioline seine erfolgreiche Profi-Laufbahn. 2002 übernahm er kurzzeitig das Amt des deutschen Davis-Cup-Teamkapitäns, zehn Jahre lang - von 2009 bis 2018 - war Stich Direktor des Traditionsturniers am Hamburger Rothenbaum. Im Zuge dessen gab er sogar ein kurzes Comeback: Zwölf Jahre nach seinem letzten Profimatch trat er mit Lokalmatador Mischa Zverev in der Doppelkonkurrenz des ATP-Turniers an, scheiterte aber gleich zum Auftakt.
Stiftung für HIV-infizierte Kinder
Schon früh bestand die Welt des erklärten HSV-Fans nur noch zu einem Bruchteil aus Tennis. Neben dem Engagement für seine Stiftung für HIV-infizierte und an AIDS erkrankte Kinder, die er schon 1994 - noch zu Zeiten seiner Profikarriere - gegründet hatte, ist der neben Boris Becker erfolgreichste deutsche Spieler ein erfolgreicher Unternehmer. Vergessen sind die sportlichen Leistungen von Stich nicht, der insgesamt 18 Einzel-Turniersiege sowie zehn Titel im Doppel (darunter Wimbledon) verbuchte: Noch heute wartet das Sandplatzturnier von Stuttgart auf den nächsten deutschen Titelträger nach dem Serve-and-Volley-Spezialisten.