THW-Manager Schwenker erklärt Rücktritt
Der unter Manipulationsverdacht stehende Manager Uwe Schwenker vom deutschen Rekordmeister THW Kiel hat seinen Rücktritt erklärt. Das gab der Bundesligist am Dienstagmittag bei einer Pressekonferenz bekannt. "Grund hierfür ist ausdrücklich nicht der gegen ihn erhobene Vorwurf von Spielmanipulationen, für die es auch nach Einsicht in die Ermittlungsakten keine belastbaren Beweise gibt", heißt es in der Mitteilung. Vielmehr sei es das Ziel, den sportlichen Erfolg der Mannschaft des THW Kiel nicht zu gefährden und den Verein vor weiterem Schaden zu bewahren. Schwenker war seit 1992 Geschäftsführer des THW. Gegen den 50-Jährigen ermittelt die Kieler Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Untreue. Dem Club wird vorgeworfen, mindestens zehn Spiele in der Champions League durch Schiedsrichterbestechungen manipuliert zu haben. Der frühere Nationalspieler bestreitet die Vorwürfe.
Schwenke als kaufmännischer Leiter im Gespräch
Mit seinem Rücktritt kam der 50-Jährige offenbar einer entsprechenden Reaktion von Vereinsseite zuvor. "Er hat sicherlich leichten Druck gespürt", sagte Gesellschafter-Sprecher Georg Wegner. Aus internen Vereinskreisen wurde bekannt, dass Schwenker womöglich auch in der kommenden Saison dem Verein mit seinen Knowhow zur Verfügung steht. Als Sportchef könnte er die Geschicke der Norddeutschen weiter lenken, während ein kaufmännischer Leiter die Geschäftsführung übernimmt. Ein Kandidat auf diesen Posten ist offenbar der frühere Kieler Rückraumspieler Wolfgang Schwenke, der bis Saisonende noch als Trainer bei Ligakonkurrent Rhein-Neckar Löwen fungiert. "Ich kann mir vostellen, in dieser Funktion beim THW zu arbeiten. Das wäre sicherlich reizvoll, zumal ich mich in wirtschaftlichen Dingen auskenne", sagte der Diplom-Betriebswirt dem Mannheimer Morgen. Vorerst übernimmt Geschäftsstellenleiterin Sabine Holdorf-Schust die Aufgaben.
Keine Antworten auf offene Fragen
Schwenker hatte am Montagabend den Gesellschaftern und dem überwiegend aus den Top-Sponsoren bestehenden Beirat Antworten auf offene Fragen aus dem rund 1.000 Seiten umfassenden Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft liefern sollen. Der Manager wollte beziehungsweise konnte die erhofften Anworten aber nicht geben - auf Anraten seiner Anwälte, wie er seinen Gesprächspartnern verkündete. Den Bericht hatte die Staatsanwaltschaft, die gegen Schwenker wegen des Verdachts der Untreue und gegen Ex-Trainer Noka Serdarusic wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue ermittelt, den THW-Anwälten zukommen lassen. Als Konsequenz aus der Akteneinsicht sollen die Beiratsmitglieder schon am Wochenende die Schaffung neuer Strukturen beim deutschen Rekordmeister und die Einsetzung eines kaufmännischen Geschäftsführers neben Schwenker gefordert haben.
HBL kritisiert THW
Unterdessen übte die Handball-Bundesliga (HBL) Kritik am deutschen Meister. Auch mit dem Rücktritt von Manager Uwe Schwenker sei man in der Aufarbeitung der Bestechungsvorwürfe nicht weiter vorangekommen, monierte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. "Noch bevor die Akten von der Staatsanwaltschaft geholt wurden, hatten die Gesellschafter des THW eine interne Prüfung der Bücher vorgenommen und keine Auffälligkeiten festgestellt. Nun gibt es diese doch. Das hätte man vorher bemerken müssen. Schließlich ging es nicht um 20 Euro für Briefmarken. 50.000 Euro sind eine andere Größenordnung." Auch nach dem Rücktritt Schwenkers habe man keinerlei Erkenntnisgewinn. "Wir werden uns bemühen, dass da was passiert", sagte Bohmann.