Nach Nantes-"Desaster": Kiel-Coach Jicha entschuldigt sich
Nach der heftigen 30:38-Champions-League-Pleite in Nantes schrillen beim THW Kiel die Alarmglocken. Trainer Filip Jicha entschuldigte sich bei den Fans, die Handballer des deutschen Rekordmeisters übten Selbstkritik.
"Ich möchte unsere Fans in Deutschland um Entschuldigung bitten - das war nicht THW-Kiel-like und wir müssen dringend darüber reden", sagte ein zerknirschter Jicha nach der klaren Niederlage beim ungeschlagenen Tabellenführer der französischen Liga.
"Wir haben vielleicht zwölf Minuten so gespielt, wie man es hier tun muss. Dann war es von unserer Seite ein Desaster, das durch nichts zu entschuldigen ist." THW-Trainer Filip Jicha
Die Kieler lieferten am Donnerstagabend in Nantes vor allem in der zweiten Hälfte eine für ihre Ansprüche und Möglichkeiten erschreckend schlechte Leistung ab und mussten im dritten Auswärtsspiel der "Königsklasse" die dritte Pleite hinnehmen.
Dass der Rekordmeister am Ende der Gruppenphase Sechster wird und die Play-off-Runde erreicht, sollte außer Frage stehen. Doch das eigentliche Ziel, als einer der beiden Gruppenersten direkt in das Viertelfinale einzuziehen, gerät angesichts der Konkurrenz des FC Barcelona (10:0 Punkte) sowie aus Nantes und aus Kielce (beide 8:2) schon früh aus dem Blick.
Reinkind: "Wie kleine Jungen präsentiert"
Auch die THW-Spieler gingen hart mit sich ins Gericht. "Wir haben uns heute hier wie kleine Jungen präsentiert und hätten auch noch höher verlieren können", sagte Rückraumspieler Harald Reinkind. "Wir sind maximal enttäuscht - von uns selbst."
Geschäftsführer Viktor Szilagyi war ein stückweit ratlos. "In den ersten paar Minuten hatte man eigentlich ein gutes Gefühl, wir kommen sogar gut rein in dieses Spiel. Danach sind wir überhaupt nicht stabil und brechen viel zu früh auseinander, was eigentlich untypisch für uns ist."
Die "Zebras" haben mit großen Personalproblemen aufgrund von Verletzungen zu kämpfen. Spielmacher Miha Zarabec musste als Linksaußen aushelfen. Trotzdem stand in Nantes immer noch sehr viel Kieler Handball-Qualität auf dem Parkett, das seine Fähigkeiten vor allem in den zweiten 30 Minuten aber nicht annähernd abrufen konnte.
Szilagyi: "Müssen wir sehr, sehr genau aufarbeiten"
"Das, was in der zweiten Halbzeit passiert ist, war unglaublich enttäuschend", sagte Szilagyi. "Es ist aber passiert, und das müssen wir sehr, sehr genau aufarbeiten." Dafür haben die Kieler nun etwas mehr Zeit als gewohnt.
In der Bundesliga sind die "Zebras" erst wieder am 5. November (20.30 Uhr) gegen den TBV Lemgo Lippe gefordert. Am kommenden Mittwoch (20.45 Uhr) steht die nächste Champions-League-Partie gegen den dänischen Club Aalborg HB um die Starspieler Mikkel Hansen und den Ex-Kieler Aron Palmarsson an. "Jetzt müssen wir gegen Aalborg gewinnen, um nicht komplett den Anschluss zu verlieren", sagte Reinkind. Ansonsten wäre wohl die nächste Jicha-Entschuldigung fällig.