Paul Skorupa vom VfL Lübeck-Schwartau. © picture alliance / Eibner-Pressefoto Foto: Eibner Pressefoto/Marcel von Fehrn

Lübecker Skorupa: Der amerikanische Traum bei der Handball-WM wird wahr

Stand: 12.01.2023 08:14 Uhr

Vor zwei Jahren machte Corona dem amerikanischen Handball-Nationalteam das langersehnte WM-Comeback zunichte. Jetzt, beim Turnier in Schweden und Polen, kommt es dazu. Heute wie 2021 im US-Team dabei: Paul Skorupa vom Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau.

von Christian Görtzen

Um kurz vor Mitternacht war allen im Team des amerikanischen Handball-Nationalteams klar, dass nichts mehr geht, dass alles Hoffen und Bangen vergebens gewesen war. Game over! Und das nur wenige Stunden, bevor die WM 2021 in Ägypten feierlich eröffnet werden sollte. 19 Corona-Fälle im Team von Nationalcoach Robert Hedin führten am späten Abend des 12. Januar 2021 dazu, dass die USA ihre Teilnahme absagen mussten. Die Schweiz rückte nach. Den US-Spielern blieb nur der traurige Konjunktiv, wie schön es doch gewesen wäre, in der Vorrunde gegen solch Top-Nationen wie Frankreich oder Norwegen zu spielen, dazu auch noch gegen Österreich. Bei der ersten WM-Teilnahme der USA nach 20 Jahren.

"Riesige Enttäuschung!" Paul Skorupa, US-Handballer

Skorupa, heutiger Kreisläufer des Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau, gehörte als Spieler des Drittligisten HSG Krefeld schon damals dem US-Team an. Er war einer aus der großen Gruppe von Aktiven, Trainern und Betreuern, für die der amerikanische Traum platzte. "Sehr hart" sei die WM-Absage gewesen, eine "riesige Enttäuschung", sagte der gebürtige Düsseldorfer, der aufgrund seiner amerikanischen Mutter spielberechtigt für das US-Team ist. Es fühlte sich seinerzeit in den ersten Tagen danach wie eine einmalige Gelegenheit an, die verpasst worden war.

Zwei Jahre später lässt sich aber sagen: Dem ist nicht so. Bei der WM 2023 in Polen und Schweden ist die USA, in dem Handball nur eine winzig kleine Rolle spielt, wieder mit dabei. In der Meisterschaft für Nordamerika und der Karibik hatte sich die Auswahl, der auch noch der Ex-Hannoveraner Domagoj Srsen (zuletzt New York City THC) und der durch Ninja Warrior Germany bekannt gewordene Gary Hines (SG Langenfeld) angehören, gegen Grönland, Mexiko und Kuba durchgesetzt. Und nun kann das Team nichts mehr stoppen - auch nicht die Corona-Variante XBB.1.5, die sich zuletzt in den USA ausgebreitet hatte.

WM-Comeback am Freitag gegen Marokko

Skorupa und all die anderen werden am Freitag amerikanische Sportgeschichte schreiben, die dort nur leider nicht sonderlich große Beachtung erfahren wird. Im schwedischen Jönköping wird um 18 Uhr das erste Gruppenspiel gegen Marokko angepfiffen. Die weiteren Gegner heißen Kroatien und Ägypten. Es ist davon auszugehen, dass es danach nur noch im President's Cup um die Platzierung zwischen Rang 25 und 32 gehen wird. Doch für den Lübecker Skorupa und das Team ist dies nicht entscheidend.

Skorupa sieht in den USA großes Potenzial für Handball

"Ich freue mich riesig auf meine erste WM", sagte der 23-Jährige den "Lübecker Nachrichten". Ein Teil seiner Familie lebt in San Diego und Seattle - seine amerikanische Seite mache sich dadurch bemerkbar, dass er auf Rap stehe und zum Frühstück Pancake mit Erdnussbutter und Marmelade möge, erklärte er. Für Handball sieht Skorupa in den USA sehr gute Perspektiven. Die 332-Millionen-Einwohner-Nation sei in dem Sport zwar "ein Entwicklungsland, hat aber Riesenpotenzial". Hilfreich bei der Ausschöpfung dessen ist sicherlich, dass die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles stattfinden und die USA als Gastgeber damit schon sicher im Turnier dabei sein werden.

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Sechs WM-Teilnahmen für US-Team, aber bisher kein Sieg

Und vielleicht gibt es den nächsten Schritt in der Entwicklung ja sogar schon bei der aktuellen Weltmeisterschaft in Schweden und Polen. Vor 22 Jahren, bei der WM 2001 in Frankreich, gab es noch keine Platzierungsspiele. Auf den hinteren Positionen wurde die Abschlusstabelle gruppenübergreifend anhand der erzielten Ergebnisse ermittelt. Die USA belegten damals nach fünf zum Teil knackigen Klatschen - unter anderem einem 12:40 gegen Deutschland - mit null Punkten und minus 109 Toren den 24. und damit letzten Rang. Sie waren sich treu geblieben: Sechs Mal nahm die "Stars and Stripes"-Auswahl an Weltmeisterschaften teil, dabei wurden alle Spiele verloren.

Geht etwas gegen den Iran oder Saudi-Arabien?

Der erst später eingeführte President's Cup macht es möglich, dass es 22 Jahre nach dem WM-Comeback womöglich auch den ersten Sieg überhaupt bei globalen Titelkämpfen gibt. Immerhin erscheinen der Iran oder Saudi-Arabien nicht als unbezwingbar - zumal nicht an einem perfekten Tag. Auf Skorupa und das US-Team wartet ein großes Happening beim World Cup. Zwei Jahre nach dem verpassten WM-Comeback ist die Freude auf das Turnier nur noch größer geworden. Es könnte "crazy" werden - "and amazing".

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 13.01.2023 | 23:03 Uhr

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