Kiels Handballer schaffen die perfekte Saison 2011/2012
Am Ende einer sagenhaften Saison 2011/2012 hat der THW Kiel einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt: Der Triple-Gewinner fuhr am Sonnabend mit dem 39:29 (18:16) gegen den VfL Gummersbach den 34. Sieg im 34. Spiel der Handball-Bundesliga ein und blieb als erstes Profi-Team im deutschen Sport eine komplette Saison ohne Punktverlust. Nach dem dritten Champions-League-Triumph, und dem achten DHB-Pokalsieg holten die "Zebras" die 17. Meisterschaft mit 68:0 Punkten - eine Bilanz, mit der Kiel die Konkurrenten in beängstigender Weise zu Statisten degradierte. Aus den Händen des Präsidenten der Handball-Bundesliga, Reiner Witte, und unter dem Jubel der über 10.000 Zuschauer nahm THW-Kapitän Marcus Ahlm die Meisterschale entgegen. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, und ich bin überwältigt, dass die Mannschaft das so geschafft hat", sagte THW-Trainer Alfred Gislason. Der Kieler Coach gilt nicht gerade als Feierbiest und sagte zum bevorstehenden Autokorso mit Meisterschale und der "Triple-Sause" auf dem Rathausplatz: "Das wird eine ziemliche Quälerei für mich, aber da muss ich durch." Die fällige Bierdusche bekam er noch in der Halle von Filip Jicha.
Ausnahmezustand in Kiel
In Kiel herrschte noch am späten Samstagabend Ausnahmezustand in Schwarz-Weiß. Rund 20.000 THW-Anhänger bevölkerten den Rathausplatz der Landeshauptstadt und feierten mit der Mannschaft. In Anlehnung an den amerikanischen Action-Film "Top Gun" marschierten die Spieler des Rekordmeisters um 21.30 Uhr in grünen Fliegeranzügen auf den Balkon des Kieler Rathauses und brachten die wartende Menge mit Sprechgesängen zum Toben. "Wir sind die Handballüberflieger Europas", rief Filip Jicha. Vor der offiziellen Feier auf dem Rathausplatz hatten sich die "Zebras" während eines einstündigen Autokorsos durch die Kieler Innenstadt ausgiebig feiern lassen.
Omeyer muss verletzt passen
Nach dem Gewinn der Champions League hatte THW-Trainer Alfred Gislason seinen Überfliegern bereits eine zweitägige Party auf Mallorca gegönnt. Doch die THW-Spieler waren danach ehrgeizig genug, auch die zwei noch ausstehenden Spiele zu gewinnen und ihre weiße Weste zu verteidigen. Zwar konnte Stammtorwart Thierry Omeyer wegen einer Verletzung gegen Gummersbach nicht auflaufen, doch Andreas Palicka vertrat den Franzosen bestens. Bis zum 5:5 hielten die Gäste die Partie offen, doch dann warfen die Kieler schnell ein Vier-Tore-Polster heraus, von dem sie bis zum 18:16-Pausenstand zehrten. Eine Schrecksekunde gab es in der ersten Halbzeit, als Christian Sprenger in der Abwehr mit einem Gummersbacher zusammenrauschte. Etwas benommen und sichtlich gezeichnet wurde Sprenger vom Feld geführt, doch wenige Minuten später war der Rechtsaußen wieder voll da.
Gummersbach steht nur noch Spalier
Eine Zwei-Tore-Führung war dem unerbittlichen THW-Trainer zu mager. Als ginge es noch um einen Titel, stauchte Gislason seine vor allem in der Abwehr etwas nachlässig agierenden Spieler bei einer Auszeit zusammen. Doch die Kieler mussten ihr Potenzial an diesem Tag nicht annähernd ausschöpfen, um Gummersbach in Schach zu halten. Der gute Gäste-Torwart Aljosa Rezar wehrte eine Vielzahl der Kieler Würfe ab, aber seine Mannschaftskameraden machten allzu oft den Eindruck, als wollten sie dem THW die Gala zum Saisonende nicht verderben. Nach Wiederanpfiff überrollten die mit je acht Toren überragenden Andersson und Ahlm die VfL-Abwehr und bauten den Vorsprung nach und nach auf bis zu 13 Tore aus. Als die Messe gelesen war, verwöhnten die Kieler ihre Fans noch mit ein bisschen Zauberhandball, und Gummersbach stand ehrfürchtig Spalier für die Meistermannschaft.
Andersson und Gislason sind die Besten
Weitere Ehren waren dem THW schon vor dem letzten Spieltag zuteil geworden. Die Manager und Geschäftsführer der Bundesliga kürten Erfolgscoach Gislason zum Trainer der Saison. Außerdem wählten die 18 Bundesliga-Trainer Rückraum-Star Kim Andersson zum besten Spieler. Für den Schweden und Kollegen wie Daniel Kubes und Henrik Lundström war es am Sonnabend auch ein tränenreicher Abend, denn sie machten ihr letztes Spiel im THW-Trikot. Andersson wechselt nach sieben Jahren an der Förde zu AG Kopenhagen. "Es ist nicht so leicht, sich zu freuen und gleichzeitig die schmerzlichen Gefühle beiseite zu schieben", sagte der 29-Jährige. "Das war die beste und geilste Saison, die ich erlebt habe."
Auch Flensburg und Hamburg siegen
Auch die SG Flensburg-Handewitt setzte einen gelungenen Schlusspunkt unter eine überaus erfolgreiche Saison. Der Europacupsieger gewann bei HBW Balingen-Weilstetten mit 27:25 (12:14). Schon vor dem Saisonende war klar, dass sich die Mannschaft von Ljubomir Vranjes als Vizemeister für die Champions League qualifiziert hat. Titelverteidiger HSV Hamburg beendete seine verkorkste Serie mit einem 29:28 (16:14) in Göppingen. Die TSV Hannover-Burgdorf verlor zu Hause mit 31:32 (16:13) gegen den TuS N-Lübbecke. Absteiger Eintracht Hildesheim verabschiedete sich mit einer 23:33 (10:16)-Pleite beim TBV Lemgo aus dem Oberhaus.