Handball: Remis gegen Barcelona als Mutmacher für den THW Kiel
Der THW Kiel hat in der Champions League zwei Gesichter. Während der Rekordmeister in der heimischen Arena ungeschlagen ist, verliert er auswärts. Diese Durststrecke soll im nächsten Duell mit dem FC Barcelona enden.
Der Frust war so groß, dass er kaum wusste, wohin mit seiner Wut. Trainer Filip Jicha rannte in die Katakomben, schlug gegen die Werbebanden, gegen die Tür und alles, was auf dem Weg lag. Wenige Augenblicke zuvor hatte der THW Kiel in der Handball-Champions-League den FC Barcelona am Rande einer Niederlage, gab aber in den letzten 80 Sekunden einen Zwei-Tore-Vorsprung her und spielte 30:30. Es brauchte einige Minuten, bis Jicha sagen konnte: "Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft. Meine Jungs haben an sich und einen Sieg geglaubt."
Auswärtsschwäche des THW das große Manko
Der THW Kiel durchlebt in der Champions League eine schwierige Zeit. Nur zwei seiner bisherigen sieben Gruppenspiele hat er gewonnen. Weisen die Norddeutschen in der heimischen Arena mit zwei Siegen und zwei Unentschieden noch eine ordentliche Bilanz aus, ist die Auswärtsschwäche das große Manko. Die drei Spiele in fremden Hallen wurden verloren.
Diese Misere soll enden, wenn am Mittwoch im schweren Gastspiel beim Titelverteidiger in Barcelona das erneute Aufeinandertreffen stattfindet. "Es ist natürlich auswärts immer schwieriger. Aber wir müssen den Schwung aus dem guten Heimspiel einfach mitnehmen", sagt THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi. Ursprünglich hatte der THW Platz eins oder zwei in der Gruppe anvisiert, um eine Runde zu überspringen und direkt im Viertelfinale zu stehen.
Szilagyi: "Zu viele Punkte liegen lassen"
In der Vorsaison, als Kiel das Final Four in Köln erreichte, war der Mannschaft das geglückt. Jetzt ist von dieser Zielsetzung keine Rede mehr. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf den Zweitplatzierten KS Kielce. "Wenn man ehrlich ist, ist das bereits zu weit weg. Wir haben einfach zu viele Punkte liegen lassen", so Szilagyi.
Ohnehin haben die deutschen Bundesligisten in der Champions League eine schwierigere Ausgangssituation als andere Vereine, wie Torwart Niklas Landin erklärt. "Wir haben eine Doppelbelastung, die andere Mannschaften in dieser Form nicht haben. Barcelona kann sich 100-prozentig auf die Champions League fokussieren, weil sie in der Liga nicht so gefordert sind wie wir. Das macht es für uns schwieriger, zumal wir auch einige verletzte Spieler haben", sagt der Däne.
Einzug in die Play-offs nicht gefährdet
Immerhin: Um den Einzug in die Play-offs muss der THW vorerst nicht zittern. Kiel rangiert nach sieben von 14 Vorrundenspielen mit sechs Punkten auf Rang fünf der Gruppe B. Der Vorsprung auf Platz sieben, der nicht zu den Play-offs berechtigt, beträgt vier Zähler. Spielmacher Miha Zarabec glaubt, dass sich Kiel im Aufschwung befindet: "Wir waren noch vor einigen Wochen in einer Krise. Platz fünf ist natürlich nicht unser Anspruch. Aber wir haben uns aus der Krise gekämpft und müssen unbedingt die nächsten Spiele gewinnen."
Das gilt nicht nur für die Champions League, sondern auch für die Bundesliga. Bereits am Sonntag findet das Heimspiel gegen den VfL Gummersbach statt. Der THW hat in der Liga lediglich einen Minuspunkt mehr als Tabellenführer Füchse Berlin und möchte weitere Ausrutscher vermeiden. Szilagyi stellt klar: "Gummersbach wird ein sehr wichtiges Spiel."