HSVH-Handballer nach "Horror-Halbzeit" im Abstiegskampf angekommen
Der Handball Sport Verein Hamburg ist nach dem 28:43-Desaster gegen den SC Magdeburg endgültig im Bundesliga-Abstiegskampf angekommen. Die Vorstellung der Hanseaten im ersten Abschnitt gegen den Club-Weltmeister war dabei einer Mannschaft, die in der Vorsaison beinahe in den Europapokal eingezogen wäre, unwürdig.
Am Ende seines über vierminütigen Statements auf der Pressekonferenz nach dem Duell mit den "Gladiators" hatte Torsten Jansen seinen Humor dann doch wieder gefunden. "Trotz allem schöne Weihnachten an alle, einen guten Rutsch und ein schönes Leben und so", schloss der Coach des HSVH und lachte dabei herzlich. Zuvor hatte der Weltmeister von 2007 harsche Kritik an seiner Mannschaft geübt, die ihm sein Leben im fünften Jahr seiner Amtszeit derzeit besonders schwer macht.
Jansen: "Im Rückzug unter aller Sau"
"Bis zum 6:10 war es noch in Reichweite. Danach machen wir vorne einfach kein Tor mehr und sind im Rückzug unter aller Sau. Das reicht gegen keinen Gegner - und gegen Magdeburg erst recht nicht", sagte der 46-Jährige. "Das ist eine europäische Spitzenmannschaft, wenn man sich da so lethargisch zurückbewegt, dann kriegt man einen nach dem anderen."
Tissier: "Schlimmste Halbzeit der Saison"
Am Ende eines denkwürdigen Abends in der Mehrzweckhalle im Volkspark schlug für Jansen und seine Hamburger die höchste Pleite nach der Erstliga-Rückkehr 2021 zu Buche. In den ersten 30 Minuten, die mit 27:9 (!) an die Gäste gingen, wurde der HSVH dabei nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Natürlich ließ Jansen bei seiner knallharten Analyse mildernd mit einfließen, dass Magdeburg im Angriff eine "astronomische Effektivität" von 90 Prozent verwandelter Würfe hatte. "Das passiert dir vielleicht einmal im Handball-Leben", sagte der Coach später.
In der Halbzeit wurde es in der Kabine dennoch sehr laut, wie Mittelmann Leif Tissier im Gespräch mit dem NDR verriet: "Jeder von uns wusste, dass wir uns so hier nicht präsentieren dürfen, das es einfach nicht standesgemäß ist." Es sei "die schlimmste Halbzeit der Saison" gewesen, ergänzte der Spielmacher. "Mir sind da auch die Gäule durchgegangen, weil wir im Rückzug eine Rentner-Truppe waren", erklärte Jansen.
HSVH seit fünf Spielen sieglos
Nach lediglich einem Punkt aus den vergangenen fünf Partien wird die Luft für den HSVH im Tabellenkeller dünner. Der Vorsprung auf den Tabellen-17. ThSV Eisenach, der den ersten Abstiegsplatz belegt, beträgt zwar noch vier Zähler. In Anbetracht des Negativsogs, in den die Hanseaten hineingeraten sind, ist aber höchste Aufmerksamkeit gefragt.
"Wir müssen wieder alles reinhauen und den Kopf freibekommen, um wieder das zeigen zu können, was wir eigentlich draufhaben. Das ist viel, viel mehr, als wir bisher gezeigt haben", sagte Jansen mit Blick auf das letzte Spiel des Jahres am Sonnabend (20.30 Uhr) beim TBV Lemgo Lippe.
Dann sinnierte der Trainer - übrigens nicht auf Nachfrage, sondern aus eigenen Stücken - noch über die Gründe der Hamburger Krise und ließ dabei eine gewisse Rat- und Machtlosigkeit durchblicken. "Das ist so komplex, da spielen so viele Faktoren mit rein - das verschlägt mir schon fast selbst die Sprache, weil du da irgendwann auch keinen Einfluss mehr hast."
Jansen hofft auf Befreiungsschlag in Lemgo
Die Europameisterschafts-Pause nach dem Lemgo-Spiel kommt für die in dieser Saison von großem Verletzungspech verfolgten Hanseaten fraglos zu einem guten Zeitpunkt. Zumindest Kreisläufer Andreas Magaard (Rippenbruch) wird beim Re-Start der Bundesliga Anfang Februar wohl wieder auf der Platte stehen können. Für Rückraumspieler Dominik Axmann (Kreuzbandriss) ist die Saison derweil gelaufen. Ob der HSVH Ersatz verpflichten wird, steht noch nicht fest.
In Lemgo wird Jansen in jedem Fall noch ohne Verstärkung auskommen müssen. Der Coach ist dennoch zuversichtlich, dass dort die Trendwende gelingen kann. Denn so schwach der Auftritt seiner Mannschaft im ersten Abschnitt gegen Magdeburg war, so überzeugend war er in Durchgang zwei, der mit 19:16 gewonnen wurde "Wir haben uns nicht abschlachten lassen. Das gibt mir ein gutes Gefühl fürs letzte Spiel", sagte Jansen.
Fest steht bereits jetzt: Einen Grund zum Feiern hat der Trainer am Sonnabend in jedem Fall: Er wird am Tag der Lemgo-Partie 47 Jahre alt.