Final Four: Die SG Flensburg-Handewitt träumt vom Coup in Hamburg
Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt träumt vom sechsten Gewinn eines Europapokals. Möglich wäre dieser beim Final Four in der European League, das am Wochenende in Hamburg stattfindet. Gegner im Halbfinale heute ist Dinamo Bukarest. Im Finale am Sonntag ginge es dann gegen einen Bundesliga-Konkurrenten.
Über fast drei Dekaden hinweg war Hamburg für ein Wochenende das Mekka der Handballer: An einem Sonntag im Frühling wurde hier der DHB-Pokal an den Sieger überreicht. An diesem Wochenende steht in der Hansestadt das Final Four in dem nach der Champions League zweitwichtigsten europäischen Vereinswettbewerb an.
Das Teilnehmerfeld erinnert an die beste Hamburger Epoche im Final Four des DHB-Pokals, denn die Bundesliga hat mit der SG Flensburg-Handewitt, den Füchsen Berlin und die Rhein-Neckar Löwen gleich drei Clubs bis zur Endrunde durchgebracht. Als internationaler Farbtupfer ist Dinamo Bukarest dabei.
Arena in Hamburg wird wohl nicht ausverkauft sein
Wie bei der deutschen Final-Four-Version gibt es größere Ticket-Kontingente für die teilnehmenden Vereine und vier Fan-Ecken, aber ganz so imposant wird es offenbar nicht werden. Denn die Arena im Volkspark wird mit ihren 13.000 Plätzen wohl nicht ausverkauft sein. Die europäische Handball-Föderation hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass für beide Tage bislang rund 8.000 Eintrittskarten verkauft seien.
Dieser eher mittelmäßige Zuspruch lässt die Verantwortlichen vermutlich nicht am Paradigmenwechsel bei der Ausrichtung dieses Events zweifeln. Seit der Saison 2012/2013 hat sich in der European League und ihrem Vorgänger, dem EHF-Cup, ein Final Four etabliert. Bislang übernahm immer ein Club die Organisation in seiner Halle. Das war nicht immer glücklich: Vor zwei Jahren erntete Benfica Lissabon im fernen Portugal nur wenig Resonanz.
Vor einem Jahr fehlte die SG beim Final Four in Flensburg
In der vergangenen Serie erhielt Flensburg den Zuschlag vor dem Viertelfinale, schied dann aber überraschend aus, sodass dieses Turnier in der deutsch-dänischen Grenzregion ohne "Home-Team" auskommen musste. Im Dezember überraschte die EHF damit, dass sie Hamburg als neutralen Spielort präsentierte. "Wir leisten nun im ersten Jahr Aufbauarbeit, schauen uns dann die Bilanz nach dem Event an, sind aber auf dem Weg, hier dauerhaft präsent zu sein", sagt EHF-Präsident Michael Wiederer der "Handballwoche".
Flensburg trifft auf 19-maligen rumänischen Meister
Ironie des Schicksals: Bei der Premiere in Hamburg ist die SG Flensburg-Handewitt dabei. Sie träumt davon, ihre Titelsammlung, darunter die Champions League 2014 und vier weitere internationale Trophäen, um einen weiteren Erfolg zu ergänzen. Im ersten Halbfinale treffen die Nordlichter am heute um 15 Uhr auf Dinamo Bukarest.
Die Handball-Größe aus Südosteuropa gewann insgesamt 19 Mal die rumänische Meisterschaft und 1965 sogar den Europapokal der Landesmeister. Die heutige Dinamo-Mannschaft hat in ihren Reihen viele Akteure, die einst für den FC Barcelona aufliefen. Kein Wunder: Trainer Xavier Pascual war 16 Jahre lang für den katalanischen Renommierclub tätig. Sein aktueller Kreisläufer Miklos Rosta glaubt: "Mit der besten Saisonleistung können wir die deutschen Vereine überraschen." Wenn nicht, wird das Final Four so enden wie fast immer: Bislang konnten nur Pick Szeged (2014) und Benfica Lissabon (2022) die deutsche Dominanz durchbrechen.
Füchse Berlin Favorit im Duell mit Rhein-Neckar Löwen
Im zweiten Halbfinale am Sonnabend (18 Uhr) fordern die Rhein-Neckar Löwen die Füchse Berlin heraus und hoffen, ihre äußerst mäßige Saison noch zu retten. Der Kopf der Mannschaft ist der gebürtige Flensburger Juri Knorr, der auch im deutschen Nationalteam im Angriff den Ton angibt.
Der beste Torschütze in der European League ist bislang Niclas Kirkelökke. Der dänische Linkshänder, der nach dieser Saison nach Flensburg wechseln wird, sieht seine Mannschaft in der Rolle des Außenseiters: "Die Füchse Berlin haben einen Weltklasse-Kader, spielen eine herausragende Saison, und wir konnten sie so lange nicht mehr schlagen." Die letzten sieben Male zogen die Rhein-Neckar Löwen den Kürzeren.
Füchse-Oldie Lindberg zu Gast an der alten Wirkungsstätte
Für Titelverteidiger Berlin ist es eine vorläufige Abschiedsvorstellung von der European League. Der designierter Vizemeister wird in der kommenden Saison in der Champions League starten. Der Star der Füchse heißt Mathias Gidsel. Der Däne ist für viele der beste Offensiv-Handballer der Welt.
Die Berliner bringen auch den ewigen Rekordtorschützen der Bundesliga mit: Hans Lindberg. Der 42-jährige Dauerbrenner kehrt demnächst in seine dänische Heimat zurück, steht aber auch für hanseatisches Lokalkolorit. Von 2007 bis 2016 spielte Lindberg in Hamburg. Der aktuelle Team-Kollege Fabian Wiede meint: "Es gibt in diesem Jahr keinen Favoriten, aber es ist natürlich unser Ziel, den Pokal zu verteidigen." Der erste Schritt wäre der Einzug ins Endspiel, das am Sonntag um 18 Uhr angepfiffen wird. Zuvor wird Platz drei ausgespielt.