St. Pauli enttäuscht in Bochum auf ganzer Linie
Außer Spesen nichts gewesen: Zweitligist FC St. Pauli hat im Auswärtsspiel beim VfL Bochum am Freitagabend eine ganz schwache Leistung geboten und war mit der 0:2 (0:1)-Niederlage noch gut bedient. Anstatt sich womöglich schon der letzten Abstiegssorgen zu entledigen, wie es die Bochumer taten, muss die Mannschaft von Trainer Jos Luhukay, die seit vier Spielen sieglos ist, nun genau hinschauen, was die Konkurrenz am Wochenende bewerkstelligt. "Wir haben nicht richtig zu unserem Spiel gefunden und uns schwergetan, unseren Rhythmus zu finden und Möglichkeiten herauszuspielen", ärgerte sich Luhukay, dem das Comeback von Abwehrchef Christopher Avevor für die kommenden Wochen Mut macht.
St. Pauli verpennt die erste Hälfte - und wacht nicht auf
Die Partie dümpelte in der Anfangsphase dahin. Vom Kampf gegen den Abstieg war nichts zu sehen. Das Geschehen auf dem Platz wirkte angesichts des strahlenden Sonnenscheins und der widerhallenden Rufe im leeren Stadion an der Castroper Straße eher wie ein müder Testkick in der Sommerpause.
Doch der erste konzentrierte Angriff der Bochumer führte zum 1:0. Leo Östigard wusste sich nur mit einem Foul zu helfen - Elfmeter. Robert Zulj trat an und verwandelte sicher (15.). Eine Reaktion der Kiezkicker, die passend zur Anteilnahme am Tod von George Floyd in Minneapolis ganz in schwarz spielten, blieb aus. Stattdessen versuchte der VfL, schnell nachzulegen. Danilo Soares scheiterte an Robin Himmelmann (16.). St. Paulis Schlussmann fischte sieben Minuten später auch den Kopfball von Milos Pantovic aus dem Eck.
Die Hamburger zeigten insgesamt eine enttäuschende Leistung. An den Debütanten Marvin Senger und Christian Viet lag das nicht. Die U23-Spieler waren noch die Auffälligsten in ihrem Team. Ryo Miyaichi ließ immerhin noch einmal seine individuelle Klasse aufblitzen: Nach einem Fehler im Bochumer Spielaufbau schnappte sich der Japaner den Ball, sein sehenswerter Schlenzer landete am Lattenkreuz (42.). Es sollte der einzige Schuss aufs VfL-Tor bleiben.
Wenig später jubelten wieder die Hausherren. Der Treffer von HSV-Leihgabe Manuel Wintzheimer wurde aber nach Intervention des Videoassisten wegen eines vorangegangenen Handspiels aberkannt (45.+2).
Kiezkicker ohne Ideen gegen VfL-Defensive
Luhukay gelang es nicht, seine Mannschaft in der Pause wachzurütteln. Die zweite Hälfte begann, wie die erste aufgehört hatte. Nachdem Himmelmann gegen Soares noch zur Stelle gewesen war (50.), bejubelten die Bochumer kurz darauf erneut das vermeintliche 0:2 von Wintzheimer. Aber wieder zählte der Treffer nicht, diesmal war es Abseits.
St. Paulis Coach versuchte es mit einem Doppelwechsel. Aber auch die sichtlich bemühten Rico Benatelli und Finn Ole Becker vermochten es nicht, die beste Zweitliga-Defensive seit dem Re-Start (nur ein Gegentor in jetzt fünf Spielen) überhaupt mal ernsthaft in Gefahr zu bringen. Und dann war es auch noch eine Standard-Situation, die zur Entscheidung führte. Miyaichi ließ bei einer Ecke Gegenspieler Maxim Leitsch laufen und der Verteidiger drückte den Ball am langen Pfosten ungestört zum 2:0 über die Linie (73.). Weil eine Reaktion der Gäste weiter auf sich warten ließ, konnten die Bochumer ihren Stiefel am Ende entspannt runterspielen.