Mallorca: Der Trip, den St. Pauli am liebsten nicht gemacht hätte
Eine Woche Mallorca im Februar, 20 Grad und Sonne. Was für die meisten Menschen ziemlich verlockend klingt, ist für den Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli mit Blick auf sein Image ein Drahtseil-Akt.
Bereits im vergangenen November, so gesteht St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann am Rande des Trainingsplatzes im Norden von Palma de Mallorca, hatten die Verantwortlichen des Vereins mit Sorge auf die Trainingsplätze an der Kollaustraße geblickt.
Zwei Rasenplätze gibt es dort, nur einer mit Heizung. Dementsprechend konnte das Team von Trainer Fabian Hürzeler bei fast täglichem Training nicht den Platz wechseln und dem Rasen Erholung gönnen.
"PR-technisch ist der Trip für den Club ein Tanz auf der Rasierklinge, stilisiert sich der Verein doch gerne als soziales und ökologisches Gewissen im Haifischbecken Profifußball."
Schon nach der Rückkehr aus dem regulären Winter-Trainingslager in Benidorm Mitte Januar sei laut Bornmann klar gewesen: Es muss neuer Rasen her, wir müssen eine Woche ausweichen. Weil aber in (Nord-)Deutschland die meisten Plätze bei den Witterungsbedingungen in die Knie gegangen waren und die wenigen Vereine, die noch bespielbare Plätze haben, keine große Lust verspürten, sich diese vom FC St. Pauli kaputt treten zu lassen, blieb nach ausgiebiger und wochenlanger Recherche nur die Alternative, in den Süden zu fliegen.
Teuer und nicht gerade "ökologisch nachhaltig"
Das wiederum ist jetzt PR-technisch für den Club ein Tanz auf der Rasierklinge, stilisiert sich der Verein doch gerne als soziales und ökologisches Gewissen im Haifischbecken Profifußball. Eine Woche knapp 50 Menschen nach Mallorca zu fliegen, um dort drei bis vier Trainingseinheiten zu absolvieren, ist nicht gerade das, was unter dem Begriff "ökologisch nachhaltig" zu verstehen ist.
Ganz zu schweigen davon, dass Flüge für den gesamten Tross, die Nutzung der Anlage des spanischen Erstligisten RCD Mallorca plus eine Woche Steigenberger-Hotel in Palma de Mallorca für alle auch finanziell ein anderer Schnack ist als Training in Hamburg.
Sportlichen Argumente überwiegen
Am Ende überwogen aber - und alles andere wäre bei einem Proficlub auch äußerst überraschend - die sportlichen Argumente: zum einen die Verletzungsgefahr auf dem heimischen Kartoffelacker (Bornemann: "Mit Training hatte das nichts zu tun. Das war nur das Bewegen um Pfützen herum.") und zum anderen die blendende Ausgangsposition als Tabellenführer der 2. Liga. St. Pauli will alles auf die Karte Bundesliga-Aufstieg setzen.
"Es gibt eine deutliche Korrelation zwischen der Platzqualität und Verfügbarkeit von Spielern. Wir sind immer auf der Suche nach den Prozenten, die die Wahrscheinlichkeit auf Erfolge erhöhen." Andreas Bornemann
Trotzdem bleibt die Woche auf Mallorca der Trip, den niemand wollte. Außendarstellung? Augen zu und durch, lautet nun die Devise. Die meisten Fans hatten übrigens eine wohlwollendere Sicht auf die Reise als es der Club erwartet hatte.
Am Freitag geht es zurück in den Norden, ehe am Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig im Millerntorstadion angepfiffen wird. Dort ist der Rasen einwandfrei.