"Vorbilder helfen": Hitzlsperger über Homosexualität im Fußball
Thomas Hitzlsperger war der erste prominente deutsche Fußballprofi, der seine Homosexualität öffentlich gemacht hat - nach seiner aktiven Karriere. Seitdem ist kein Spieler seinem Beispiel gefolgt. Das geplante Gruppen-Coming-out schwuler Fußballer am 17. Mai unterstützt der Ex-Nationalspieler.
"Das wird sicher Aufmerksamkeit erzeugen und dann hoffentlich wieder neue Vorbilder hervorbringen. Das wäre schön", sagte Hitzlsperger dem NDR beim Kongress SPOBIS in Hamburg.
Der schwule Ex-Jugendnationalspieler Marcus Urban will gemeinsam mit Unterstützern homosexuellen Spielern eine digitale Plattform bieten und am 17. Mai ein gemeinsames öffentliches Bekenntnis organisieren. Zu den Unterstützern des Projekts gehört unter anderem der FC St. Pauli.
Hitzlsperger hatte vor zehn Jahren sein Coming-out. Die Reaktionen danach haben ihn in seiner Einschätzung bestärkt: "Ja, der Fußball akzeptiert auch Minderheiten wie Homosexuelle. Jetzt wird man sehen, ob sich auch aktive Spieler trauen." Dies sei aber eine sehr persönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen müsse, betonte der frühere Vorstandschef des VfB Stuttgart.
Frauenfußball mit Vorbildcharakter
Die geplante Coming-out-Plattform von Urban und seinen Mitstreitern sieht er als Chance. "Es hilft immer, wenn man Vorbilder hat und persönliche Geschichten kennt", so der 41-Jährige. "Ich hatte diese Vorbilder in meinem Leben, die mich angetrieben und mir Mut gemacht haben. So könnte es auch weitergehen."
Vorbildcharakter hätte dabei der Frauenfußball, wo Homosexualität definitiv kein Problem sei, "was sehr erfreulich ist". Im Männerbereich sieht die Sache für Hitzlsperger anders aus. "Da ist es ein gesellschaftliches Thema und wir erleben nach wie vor Diskriminierung und Ausgrenzung, wenn man Teil einer Minderheit ist."
Hitzlsperger lobt Clubs für Engagement gegen Diskriminierung
Vereinen und Verbänden will der Ex-Profi keinen Vorwurf machen. "Sie haben extrem viel unternommen in den letzten Jahren", so Hitzlsperger. "Ich glaube, das Regenbogen-Symbol darf nirgendwo fehlen. Es gibt klare Bekenntnisse gegen Diskriminierung, für Vielfalt." Ein öffentliches Bekenntnis aus den Reihen aktiver Fußballer im Mai wäre ein weiterer Schritt - Hitzlsperger würde es "super" finden.