VfL Wolfsburg: Gute Stimmung und klare Ziele
Der VfL Wolfsburg trainiert in Portugal für die Restrunde in der Fußball-Bundesliga. Die Chemie in der Mannschaft stimmt – und am Saisonende soll der Sprung nach Europa gelingen.
Es sind höchstens 50 Meter vom Trainingsplatz des VfL Wolfsburg in Portugal bis zu einer schicken Sportsbar. Sich mal eben um die Ecke einen Kaffee holen, während das Training schon läuft, ein kurzes Schwätzchen mit den Kollegen halten, langsam zurückschlendern – das dauert schon so seine fünf bis zehn Minuten. Zeit, in der man das Geschehen auf dem Rasen nicht im Blick hat.
Es gab Trainingslager des VfL Wolfsburg, bei denen man als Berichterstatter die Sorge haben musste, genau dann etwas Entscheidendes zu verpassen. Eine Verletzung etwa, eine Auseinandersetzung auf dem Platz oder gar das Vermelden eines neuen Transfers.
Von derartiger Hektik oder Brisanz waren die Tage an der Algarve weit entfernt.
Da weitermachen, wo man aufgehört hat
Kurz gesagt: Es spricht nach den gesammelten Eindrücken in Portugal vieles dafür, dass der VfL Wolfsburg da weitermacht, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hat. Zur Erinnerung: Die Niedersachsen sind mit einem Lauf von neun Pflichtspielen ohne Niederlage in die XXL-Winterpause gegangen.
Nicht mal das ungewohnt regnerische Wetter an vielen Trainingstagen konnte der Stimmung im Team einen Abbruch tun. Kapitän Maximilian Arnold hatte schon im Vorfeld gesagt, wie sehr er sich auf die Zeit mit "den Jungs" freut und grinste auch im NDR Interview zufrieden: "Das macht wirklich Spaß, mit denen zu arbeiten. Und wenn man sieht, wie gerade auch die jungen Spieler hinter dem Ball hersprinten, das macht mich als Kapitän sehr stolz."
Die Stimmung ist bestens
Immer wieder lautes Gelächter aus irgendeiner Ecke des top gepflegten Trainingsplatzes in Quinta do Lago, beste Laune beim Fußball-Tennis-Turnier und kein Gemecker über die durchaus intensiven Einheiten von Niko Kovac und seinem Trainerteam: Die Stimmung ist bestens. Es gibt nach der endgültigen Trennung von Max Kruse offenkundig keinen einzigen Unruheherd mehr in dieser Mannschaft.
Abgesehen vom Abgang von Jérôme Roussillon hat auch keine größere Diskussion über potenzielle Neuzugänge die Idylle in Portugal gestört. Warum auch? Der VfL braucht gefühlt keine Verstärkung, ist in Top-Form in die lange WM-Pause gegangen und hat auch in den drei Testspielen seitdem nicht einmal verloren. Zu Beginn des Trainingslagers besiegte der VfL Hoffenheim mit 3:2.
Europa: Was denn sonst?
Was ebenfalls erfrischend ist: Niemand redet beim Saisonziel um den heißen Brei herum. Europa – und sonst nichts, lautet die Devise! In jedem Interview, ob am Rande des Trainingsplatzes oder ruhig und abgesetzt im Mannschaftshotel, egal, ob Spieler, Trainer oder Manager: Alle wissen, wo die Reise hingehen soll.
Wenngleich Trainer Kovac im NDR Interview schon einschränkt, dass der VfL, wie alle anderen auch, nach der langen Pause von vorne anfange und niemand so richtig wisse, wo er stehe.
Zwei englische Wochen nach dem Wiederbeginn
Die Mischung aus einem Trainingsblock im Dezember in Wolfsburg mit Schwerpunkt auf konditionelle Grundlagen und dem Trainingslager zu Jahresbeginn in Portugal, wo mehr das Spielerische und Taktische im Vordergrund stand, scheint sinnvoll.
Das bestätigen auch die Spieler, die den Re-Start der Bundesliga kaum abwarten können. Zwei englische Wochen zum Start in das Fußball-Jahr 2023 sollten die Gier schnell stillen können.
Schmadtke nimmt seinen Abschied
Diese zwei Wochen werden übrigens auch die Abschiedstournee von Jörg Schmadtke. Der Geschäftsführer geht in selbstbestimmte Fußball-Rente, der bisherige Sportdirektor Marcel Schäfer übernimmt. Aber auch dieser Wechsel scheint so geräuschlos und entspannt über die Bühne zu gehen wie alles andere derzeit beim VfL.
Es bleibt also Zeit sich wieder einen Kaffee zu holen - oder auch zwei. Bei diesem VfL passiert so schnell nichts Unvorhergesehenes. Ein gutes Zeichen für den Rest der Saison.