VfL Wolfsburg: Frankfurt schlagen und auf Frankfurt hoffen
Wolfsburgs Fußballerinnen wollen heute im Finale gegen Eintracht Frankfurt zum siebten Mal in Folge den DFB-Pokal gewinnen. Der VfL ist Favorit gegen die Hessinnen, die im Meisterschaftskampf das Zünglein an der Waage spielen könnten.
"Das ist schon eine verrückte Situation, weil die Eintracht momentan beide Titel entscheidet", sagte VfL-Keeperin Almuth Schult dem NDR mit Blick auf das Saisonfinale. Denn Frankfurt hat heute (16 Uhr, live im Ersten und hier bei NDR.de) nicht nur die Chance, selbst eine Trophäe zu gewinnen, sondern könnte danach am letzten Bundesliga-Spieltag (Sonntag, 6. Juni) mit einem Sieg gegen Tabellenführer FC Bayern München auch die "Wölfinnen" zum Meister machen. Vorausgesetzt, die Niedersächsinnen (zwei Punkte Rückstand auf den FCB) bezwingen gleichzeitig Werder Bremen.
So weit will Stephan Lerch in seinem vorletzten Spiel als VfL-Trainer aber noch nicht denken. "Wir wollen diesen Titel nach Wolfsburg holen und diese unglaubliche Serie ausbauen. Wenn man über eine so lange Zeit Spiele gewonnen hat, schafft das Selbstvertrauen. In solchen Spielen sind wir immer auf dem Punkt da", erklärte der künftige Coach der männlichen U17 der TSG Hoffenheim, warnte aber: "Die Außenseiter wachsen in diesen Spielen über sich hinaus. Wir müssen uns wieder auf ein enges Spiel einstellen."
"Wölfinnen" von der Papierform her klarer Favorit
Vier Plätze und 26 Punkte trennen beide Teams im Erstliga-Klassement. Die Favoritenrolle ist vor dem Finale in Köln ohne Zuschauer also eigentlich klar verteilt. Dass im Eintracht-Team jedoch viel mehr Potenzial schlummert, als es das Tableau aussagt, haben die VfL-Fußballerinnen erst am vergangenen Sonntag selbst erlebt. Beim 3:2-Erfolg im Bundesliga-Duell in Frankfurt hatte die Lerch-Equipe trotz Blitzstarts durch einen Treffer von Fridolina Rolfö in der ersten Minute sowie dem 2:0 von Ewa Pajor (31.) vor der Halbzeit am Ende viel Mühe, den Sieg ins Ziel zu retten. So scheiterte SGE-Akteurin Alexandra Johansdottir in der letzten Minute noch am Aluminium.
"Sie waren sehr inkonstant in dieser Saison. Wenn sie einen guten Tag haben, können sie jeden schlagen", sagt Schult über die Hessinnen, bei denen die frühere Wolfsburgerin Merle Frohms das Tor hütet.
Schult vertritt erneut Kiedrzynek
Sollte die 26-Jährige, die von 2011 bis 2018 für den VfL spielte, mit der Eintracht die Überraschung schaffen, würde es das erste Mal seit 2015 einen anderen Pokalsieger als Wolfsburg geben. Die "Wölfinnen" könnten nach vier Double-Siegen in Folge in dieser Serie dann sogar ganz leer ausgehen - eine Horror-Vorstellung für alle Protagonisten beim Werksclub. "Eine Saison ohne Titel ist beim VfL eine schlechte Saison", macht Schult unmissverständlich klar. Die 30-Jährige wird erstmals nach ihrer Babypause wieder in einem Endspiel im Tor stehen. Die Mutter von Zwillingen vertritt wie in den Vorwochen die verletzte Polin Katarzyna Kiedrzynek.
Coach Lerch glaubt, dass Schult wegen ihrer Erfahrung einen enormen Wert in diesem "Alles-oder-nichts-Spiel" haben wird. "Almuth tut der Mannschaft mit ihrer Präsenz und Ausstrahlung gut", sagte der 36-Jährige.
Letztes VfL-Finale für Goeßling und Co.
Nicht nur für den Trainer ist es das letzte Endspiel mit dem VfL. Auch Rolfö, Ingrid Engen, Ersatzkeeperin Friederike Abt sowie die langjährigen Wolfsburgerinnen Lara Dickenmann, Lena Goeßling und Zsanett Jakabfi werden die Niedersächsinnen am Saisonende verlassen. Ein Titel wäre für sie wohl das schönste Abschiedsgeschenk. Vielleicht werden es ja sogar noch zwei, wenn die Eintracht so ganz nach den Wünschen der "Wölfinnen" spielt...