VfL Osnabrück: Wiesbadens Doppelschlag versaut Reimers das Debüt
Lange sah es so aus, als könnte Pit Reimers einen prächtigen Start als neuer Trainer des Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück feiern. Doch beim 1:2 (1:0) beim SV Wehen-Wiesbaden stellten fünf Minuten den Spielverlauf auf den Kopf.
75 Minuten lang hatte der Absteiger alles im Griff, stand defensiv endlich sicherer und führte dank eines Traumtors von Ba-Muaka Simakala (34.) mit 1:0. Dann nahm das Unheil seinen Lauf: Lion Semic rauschte im Mittelfeld mit offener Sohle in Thijmen Goppel und sah Gelb-Rot (79.). Wenig später lag Osnabrück plötzlich hinten.
Erst traf Goppel per Flanken-Hereingabe, die von rechts in den Strafraum und an allen Mit- und Gegenspielern vorbei ins lange Eck segelte (82.). Zweieinhalb Minuten danach köpfte Moritz Flotho nach einer Ecke aus kurzer Distanz zum 2:1 für Wiesbaden ein (85.). Was für bittere fünf Minuten für den VfL, die das eigentlich gute Debüt vom neuen VfL-Trainer zunichtemachten.
"Es fühlt sich nicht gut an, weil wir über eine ganz lange Zeit ein hervorragendes Spiel gemacht haben", sagte Reimers nach Abpfiff. Der 40-Jährige, der vom erfolglosen Uwe Koschinat übernommen hat, sah den Platzverweis als "Knackpunkt". "Ein Spiel wird nicht nach 80 Minuten abgepfiffen, danach hat Wiesbaden leider noch zwei Tore gemacht."
Osnabrück bissig und defensiv sicher
Reimers, zuvor 17 Jahre im Nachwuchs und bei der 2. Mannschaft des HSV tätig, richtete drei Tage nach seiner Vorstellung den Fokus auf die Defensive - wenig überraschend bei 15 Gegentoren in den ersten sieben Spielen, nur Ingolstadt kassierte eins mehr. Maxwell Gyamfi und Semic rückten für Niklas Wiemann und Yigit Karademir in die Abwehr, die sich als Viererkette aufstellte, Kofi Amoako feierte im defensiven Mittelfeld sein Startelfdebüt.
Osnabrück war von Beginn an bissig, holte sich schon in den ersten 15 Minuten zwei Gelbe Karten ab, ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Man überließ dem Mit-Absteiger aus der Zweiten Liga das Spiel und den Ball. "Wir hatten uns vorgenommen, kompakt und geschlossen aufzutreten, als Team aufzutreten", sagte Reimers, "das hat meine Mannschaft über ganz lange Zeit gut hinbekommen."
Wenn Wiesbaden tief über den Torwart Florian Stritzel das Spiel aufbaute, rückte der VfL vor und ging ins Pressing. Mit Erfolg: Stritzel spielte einen Fehlpass zu Amoako, drei schnelle Pässe über Dave Gnaase und Erik Engelhardt später stand Simakala völlig frei vor dem Keeper, scheiterte aus acht Metern aber an dessen Fußabwehr und vergab auch den Nachschuss (6.).
Simakala trifft traumhaft
Wiesbaden agierte weitgehend ideenlos und leistete sich teils haarsträubende Fehler, wie beim Osnabrücker Führungstor: Erneut spielte Stritzel dem VfL den Ball in den Fuß, Bastien Conus bediente auf der linken Seite Engelhardt. Der 26-Jährige konnte sich problemlos um Gegenspieler Florian Carstens drehen und bediente im Strafraum Simakala. Der Rückkehrer aus Kiel hatte in halblinker Position Zeit, den Ball anzustoppen, drehte sich und zirkelte den Ball aus dem Stand traumhaft in den rechten Winkel (34.).
Der SVWW schaffte es weiter nur selten, sich in den Strafraum zu kombinieren. Immerhin zweimal klappte es, jeweils über die linke Seite, jeweils vergab Tarik Gözüsirin nach einer flachen Hereingabe die lange Zeit besten Wiesbadener Torchancen (40. und 57.). Osnabrück wiederum hätte nach 66 Minuten auf 2:0 erhöhen können, der Versuch vom eingewechselten Jannes Wulff nach schöner Vorarbeit von Semic wurde im letzten Moment geblockt.
Reimers: Rote Laterne statt Traum-Debüt
Wulff war es auch, der Reimers immerhin einen Punkt hätte schenken können. Aber der 26-Jährige scheiterte nur kurz nach dem zweiten Gegentreffer freistehend an Stritzel (86.). So blieb es dabei: Wegen fünf bitterer Minuten steht Reimers mit leeren Händen da, statt Traum-Debüt heißt es rote Laterne. Osnabrück rutschte nach der fünften Niederlage im achten Spiel auf den 20. Tabellenplatz ab.
Reimers bemühte sich, das Positive zu sehen: "Wenn wir das Ergebnis ausklammern, bin ich mit dem Vortrag zufrieden. Wir kommen aus einer Negativserie und haben heute ein viel besseres Gesicht gezeigt. Das war eine Leistung, auf der wir aufbauen können."