VfL Osnabrück: Die Angst vor dem doppelten Abstieg

Stand: 11.11.2024 20:34 Uhr

Bei Drittliga-Schlusslicht VfL Osnabrück machen sich nach rund einem Saisondrittel zusehends Ratlosigkeit und Resignation breit. Vieles wurde probiert, wenig gelang, Bei einem Fan-Dialog gestanden die Verantwortlichen nun Fehler ein und baten den Anhang, gemeinsam mit dem Team durch die schweren Zeiten zu gehen.

Nach dem ernüchternden 0:3 gegen Dynamo Dresden am Sonnabend können die Osnabrücker wegen der Länderspielpause erst einmal durchatmen. Lediglich ein Testspiel gegen den Regionalligisten SV Rödinghausen am Donnerstag steht an. Ansonsten gilt es, den bisherigen Saisonverlauf zu analysieren und Lösungen zu finden, wie der zweite Abstieg in Folge vermieden werden kann.

Kurioserweise wird die sportliche Talfahrt des VfL nicht begleitet von einem Zuschauerrückgang. Trotz eines fast eineinhalb Jahre währenden Abstiegskampfs - erst in der 2. Liga, jetzt in der 3. Liga - ist auf den Anhang der Lila-Weißen Verlass: Zu den sieben Heimspielen in dieser Saison kamen im Schnitt rund 14.000 Zuschauer, das bedeutet eine Stadionauslastung von 88 Prozent. Besser stehen in der Liga nur 1860 München und Dynamo Dresden da.

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Welling: "Wir haben Fehler gemacht"

Mit eben jenen treuen Fans haben die VfL-Verantwortlichen am Montagabend das Gespräch gesucht. Im Alando Ballhaus stellten sich die Geschäftsführer Michael Welling (Finanzen und Marketing) und Philipp Kaufmann (Sport), Vereinspräsident Holger Elixmann und Aufsichtsratschef Stefan Muhle den Fragen der Anhänger.

"Keiner hat Bock, heute hier zu sein", sagte Welling zu Beginn der Veranstaltung. "Natürlich stehen wir heute auch hier, weil wir Fehler gemacht haben, da gibt es nichts zu beschönigen", führte der 53-Jährige selbstkritisch fort. Welling war zugleich bemüht, Zuversicht zu verbreiten: "Ich persönlich glaube daran, dass wir da rauskommen, dass wir das schaffen."

Aber selbst wenn das Schreckensszenario Abstieg eintreffen sollte, würden die "Lila-Weißen" nichts ins Bodenlose stürzen, versicherte er. "Dann ist das nicht so, dass der VfL insolvenzgefährdet ist. Der VfL ist gut aufgestellt", sagte Welling.

Kaufmann entschuldigt sich bei Fans

Auch Sport-Geschäftsführer Kaufmann redete nicht um den heißen Brei herum. Zunächst bat er die Fans um Verzeihung: "Es gilt als Hauptverantwortlicher des Bereichs von meiner Seite aus Entschuldigung zu sagen." Anschließend gestand er Fehler bei der Zusammenstellung des Kader eins. "Gewisse Überlegungen sind nicht so aufgegangen, wie wir sie uns vorgestellt haben", erklärte der 30-jährige Schweizer.

"Es wird aktuell jeder Stein umgedreht, um zu sehen, was wir auf allen Ebenen beim VfL ändern können, um aus dieser Situation herauszukommen." Philipp Kaufmann, Geschäftsführer Sport beim VfL Osnabrück

Kaufmann verriet, dass momentan jeder Stein beim VfL umgedreht werde, um Lösungsansätze für die prekäre sportliche Situation zu finden. In der Winterpause sei es dem Verein möglich, "gezielt" auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Bis dahin muss Coach Pit Reimers aber mit "Bordmitteln" versuchen, Punkte gegen den Abstieg zu sammeln.

Beginnen wollen der Trainer und sein Team damit nach der Länderspiel-Pause in der Auswärtspartie am 24. November (16.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) beim FC Ingolstadt. Bereits jetzt sollen sich die Spieler ganz auf das Duell mit den "Schanzern" fokussieren. Dafür wurde selbst der traditionelle Besuch der Mannschaft auf der der "Lila-weißen Nacht", der Party für VfL-Fans, am kommenden Freitag abgesagt.

Verantwortliche beschwören Einheit mit den Fans

"Wir haben den Ernst der Lage erkannt. Es wird ein langer Weg, aus dem wir gemeinsam herauskommen", sagte Kaufmann. In dieselbe Kerbe schlug auch Präsident Elixmann: "Wir müssen nach vorne schauen und Hoffnung haben. Wir sind noch immer der VfL, bei dem man sich aufeinander verlassen kann."

Er und die anderen Verantwortlichen des Tabellenschlusslichts waren an diesem Abend sichtlich bemüht, die Allianz zwischen dem Club und seinen Fans zu stärken. Der Tenor: Nur gemeinsam kann der Absturz in die Regionalliga verhindert werden.

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Trainerwechsel noch ohne Effekt

Die Unterstützung der Fans ist nötig, um der sich anbahnenden Resignation und Ratlosigkeit auch im Team entgegenzuwirken. Denn vieles wurde ja schon versucht: Ein neuer Trainer kam, der Towart wurde gewechselt, verschiedene Spielsysteme ausprobiert - die sportliche Trendwende gelang jedoch nicht. Die Bilanz von Coach Reimers ist mit einem Sieg, zwei Remis und vier Niederlagen exakt so schlecht wie die seines Vorgängers Uwe Koschinat.

Den großen personellen Umbruch nach dem Zweitliga-Abstieg als alleinige Ursache dafür anzuführen, greift zu kurz: Unter den 13 Stammspielern (elf und mehr Einsätze) sind acht, die bereits in der vergangenen Saison das VfL-Trikot trugen. Etliche Profis haben zudem entweder bereits in Osnabrück oder bei anderen Clubs Drittliga-Erfahrung sammeln können, sollten also wissen, worauf es dort ankommt.

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Doch ist es ihnen bewusst? "Wir woll'n Euch kämpfen sehen" schallte es am Sonnabend bei der Niederlage gegen Dresden nach dem dritten Gegentreffer von den Rängen. Tatsächlich zeigte das Team eine erschreckend schwache Leistung: Ba-Muaka Simakala, vor zwei Jahren noch gefeierter VfL-Aufstiegsheld, enttäuschte ebenso wie Routinier Robert Tesche oder Kapitän Dave Gnaase. Lediglich Torhüter Lukas Jonsson und Stürmer Marcus Müller konnten den Ansprüchen genügen.

Immerhin: Schön geredet wird beim VfL nichts. "Das ist seit Wochen, seit Monaten die gleiche Scheiße, was wir jedes Mal auf den Platz bringen. Es fehlt die komplette Mentalität. Dann ist es einfach zu wenig in dieser Liga", formulierte es Gnaase im NDR Interview drastisch. Wichtig sei jetzt harte Arbeit: "Wir müssen die Mentalität, die diesen Club auch groß gemacht hat, leben. Tag für Tag, Woche für Woche. Wir haben schon lange gesagt, dass Reden nichts mehr bringt. Aber wenn das Ergebnis auch nicht stimmt, ist die Gefahr schon sehr groß, dass gewaltig etwas schiefgeht in der Mannschaft."

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 09.11.2024 | 14:00 Uhr

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