VfL-Fußballerinnen wollen Geschichte schreiben
Es ist schon eine Weile her, dass die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg letztmals ein Spiel im DFB-Pokal verloren haben. Genau genommen sechseinhalb Jahre. Am 16. November 2013 schieden die Niedersächsinnen im Achtelfinale mit 0:1 beim 1. FFC Frankfurt aus. Seitdem schlagen fünf Cup-Triumphe in Folge für den Werksclub zu Buche. Mit einem Sieg heute (16.45 Uhr, live in der ARD und im Livestream bei NDR.de) im Finale in Köln gegen die SGS Essen können die "Wölfinnen" Geschichte schreiben. Der VfL wäre der erste Club, der die Trophäe sechsmal in Serie gewinnt.
Im aktuellen Wolfsburger Aufgebot stehen dabei in Almuth Schult (Baby-Pause), Lena Goeßling, Zsanett Jakabfi und Alexandra Popp vier Spielerinnen, die seinerzeit bei der Pleite in Frankfurt mitwirkten.
Coach Lerch hebt warnenden Zeigefinger
Der frisch gekürte Meister geht als hoher Favorit in das Duell mit dem Tabellenfünften der abgelaufenen Saison. Mit 5:1 und 3:0 (auswärts) gewann der wettbewerbsübergreifend in dieser Serie noch ungeschlagene VfL die Ligaspiele gegen Essen. Für Coach Stephan Lerch sind diese Resultate und die Dominanz seiner Mannschaft jedoch kein Grund, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. "Bisher war es so, dass alle Spiele, die ich als Co- und Cheftrainer miterlebt habe, eng waren. Das kann also auch jetzt wieder im Finale so sein", sagte der 35-Jährige. Tatsächlich musste Wolfsburg mit Ausnahme des 3:0-Erfolgs im Endspiel 2015 gegen Turbine Potsdam stets hart kämpfen, bevor der Sieg gefeiert werden konnte. Im Vorjahr wurde der SC Freiburg mit viel Mühe 1:0 bezwungen.
"Für beide Teams ist es sehr schade, dass die Emotionen nicht von den Rängen auf den Platz kommen. Wir wollen unsere sehr starke Saison krönen und den zweiten Titel einfahren. Aber es ist ein anderes Spiel als in der Liga, ein Alles-oder-Nichts-Spiel. Da kann alles passieren." VfL-Trainer Stephan Lerch
Gunnarsdottir und Minde dürfen nicht spielen
In der Startelf stand seinerzeit in Sara Björk Gunnarsdottir eine Spielerin, die am Sonnabend in Köln nicht auflaufen darf. Der Vertrag der Isländerin ist am vergangenen Mittwoch ausgelaufen. Und ihr neuer Club Olympique Lyon untersagte der 29-Jährigen, trotz der Coronavirus-bedingten Saisonunterbrechung diese Partie noch für die "Wölfinnen" zu bestreiten.
Die zu Rosenborg Trondheim gewechselte Norwegerin Kristine Minde darf aus demselben Grund nicht mitspielen. Ralf Kellermann, Sportlicher Leiter der VfL-Frauen, kritisierte das Verhalten der aufnehmenden Vereine via "Bild" scharf: "Ich kann nachvollziehen, dass es in Ligen, die nach dem Kalenderjahr spielen, abweichende Fristen und Transferperioden gibt. Aber ich kann kaum nachvollziehen, dass man in dieser besonderen Situation, für die niemand etwas kann, nicht über Ausnahmeregelungen nachdenkt."
Wolfsburg ging selbst diesbezüglich mit gutem Beispiel voran und erteilte Lena Oberdorf die Freigabe für das Finale, obwohl die Nationalspielerin offiziell seit dem 1. Juli beim Werksclub unter Vertrag steht. "Bereits in den Vertragsverhandlungen hatte sich angedeutet, dass die Saison am 30. Juni nicht beendet sein wird. Wir haben uns dann frühzeitig mit ihr und der SGS Essen darauf verständigt, dass Lena ein eventuelles Pokalfinale noch für den Club spielt, mit dem sie es auch erreicht hat", erklärte Kellermann.
Oberdorf will künftiges Team ärgern
Oberdorf träumt davon, sich mit einem Pokaltriumph aus Essen zu verabschieden. "Vielleicht schaffen wir es, einen lucky Punch zu landen und mit 1:0 in Führung zu gehen. Dann können wir Geschichte schreiben", sagte die 18-Jährige. Sie hofft darauf, dass Coach Markus Högner eine offensive Grundausrichtung wählen wird: "Mein Wunsch ist, dass wir anlaufen und uns nicht hinten reinstellen." Sollte der Trainer sich anders entscheiden, gibt es für Oberdorf den Trost, ab der neuen Saison immer "volle Pulle" spielen zu dürfen. Schließlich heißt ihr Arbeitgeber dann VfL Wolfsburg. Und der Meister kennt bekanntlich nur eine Richtung: die nach vorn.