Torhüterin Almuth Schult in Aktion für Kansas City Current in den USA © IMAGO/USA TODAY Network Foto: Mike Watters
Torhüterin Almuth Schult in Aktion für Kansas City Current in den USA © IMAGO/USA TODAY Network Foto: Mike Watters
Torhüterin Almuth Schult in Aktion für Kansas City Current in den USA © IMAGO/USA TODAY Network Foto: Mike Watters
AUDIO: Die Bundesliga der Frauen und die US-Liga im Vergleich (3 Min)

US-Liga und Bundesliga - das können beide voneinander lernen

Stand: 07.02.2025 10:15 Uhr

Deutschland und die USA gehören mit ihren Nationalteams zu den großen Mächten im Frauen-Fußball. Ihre Ligen funktionieren allerdings vollkommen unterschiedlich. Und beide könnten eine Menge voneinander lernen.

von Marcel Stober

Aller guten Dinge sind drei: Vor der National Women's Soccer League (NWSL) gab es in den USA bereits zwei kurzlebige Versuche, eine Liga für Frauen-Fußball zu etablieren. Beide Ligen hielten allerdings nur jeweils drei Spielzeiten durch. Die NWSL dagegen ist gekommen, um zu bleiben.

Gestartet mit 8 Teams, spielen mittlerweile 14 um die Meisterschaft. Also zwei mehr als in der deutschen Bundesliga. Allerdings kann man die Clubs nur bedingt vergleichen. Denn die NWSL hat mit anderen US-Ligen, wie zum Beispiel der Football-Profiliga NFL, deutlich mehr gemein.

US-Franchises mit Gehaltsobergrenzen

Die teilnehmenden Clubs in der NWSL sind keine Vereine. Die Mannschaften sind Franchises, das bedeutet, sie gehören Sponsoren. Angel City FC aus Los Angeles etwa, erste US-Station der ehemaligen Nationaltorhüterin Almuth Schult, gehört vielen Prominenten wie Natalie Portman oder Serena Williams. Um ihr Team zu bezahlen, unterliegen alle Clubs dem "Salary Cap". Das bedeutet - alle haben gleich viel Geld zur Verfügung.

Das erschwere aber manchmal die Planungen, erklärt Sportschau-Expertin Schult im Gespräch mit dem NDR: "Es ist schwierig nachzubessern. Man hat vielleicht eine Spielerin geholt, von der man sich mehr erwartet hat, und möchte dann auf dieser Position nachbessern - kann es aber gar nicht, weil das Budget ausgereizt ist. So etwas würde in Europa oder in Deutschland nicht passieren."

Durch den "Salary Cap" erhoffe man sich eine Chancengleichheit der Clubs, so Schult: "Es wird versucht, dass jedes Team jedes andere schlagen kann. Dass es auch überraschend ist, wer in dem Jahr die Meisterschaft gewinnt." Und es funktioniert: In bisher zwölf Spielzeiten gab es sieben verschiedene Meister in den USA.

US-Teams bestehen zu 100 Prozent aus Profisportlerinnen

Neben einem Mindestgehalt für die Spielerinnen gibt es in den USA außerdem noch vorgeschriebene Richtlinien etwa für die Verpflegung, für die Größe des Betreuerstabs und bauliche Vorgaben - wie einen eigenen Kraftraum. Alle Spielerinnen in der NWSL sind Profis, leben also vom Fußball.

"Wenn man Freitagabend spielt, kann es sein, dass manche Spielerinnen, gegen die man dann spielt, vorher noch fünf, sechs Stunden bei der Arbeit waren." Almuth Schult über die Situation in Deutschland

In Deutschland ist das nur bei manchen Vereinen der Fall - wie etwa bei Eintracht Frankfurt. Katharina Kiel, Technische Direktorin des Vereins, sagte auf der Sportbusiness-Messe "Spobis" in Hamburg: "Wir wollen alle ein perfektes Produkt - und das bekommt man nur mit kompletter Professionalität. Wenn wir gegen ein Team spielen, das nicht komplett professionell aufgestellt ist, dann sieht man das."

Schult, selbst früher neun Jahre beim VfL Wolfsburg unter Vertrag, stimmt ihr zu: "Wenn man Freitagabend spielt, kann es sein, dass manche Spielerinnen, gegen die man dann spielt, vorher noch fünf, sechs Stunden bei der Arbeit waren." Sie wünscht sich eine komplette Professionalisierung der Bundesliga.

Infrastruktur: Männersport hat häufig Vorrang

Karen Leetzow arbeitet als Präsidentin des Chicago Stars FC in der NWSL. Sie beneidet Europa um die Vielzahl an Fußballstadien, die es in den USA nicht gibt. Dort müssten sich verschiedene Sportarten häufig ein Stadion teilen. Das führe auch dazu, dass die Frauen oft nur zu Randzeiten in den Stadien trainieren können.

Dass man sich Stadien teilt, kommt auch in Deutschland vor. Das Problem sei hier aber nicht so groß wie in den USA, meint Schult. Denn die Stadien der Frauen-Bundesliga müssten längst nicht so hohe Anforderungen erfüllen wie es bei den Profi-Arenen in der NWSL der Fall ist. Dafür kennt sie aus Deutschland noch ein ganz anderes Problem mit der Infrastruktur: "Manchmal gab es in den Stadien nur eine Toilette, die Frauen benutzen konnten und es waren drei Pissoirs da. Da merkt man auch, dass dieses Stadion eigentlich für den Männerfußball ausgelegt war."

Qualität in Bundesliga besser als in den USA

Woran sich die US-Liga noch ein Vorbild an Deutschland nehmen kann, ist für Schult ganz klar in der Qualität der Spielerinnen: "Es ist ein Unterschied, ob man 20 andere Nationalspielerinnen aus anderen Ländern in seinem Kader hat oder ob es vielleicht nur drei bis fünf sind." Der Kader des VfL Wolfsburg besteht auch heute noch aus vielen Klasse- bis Weltklassespielerinnen. Beim Angel City FC oder Kansas City Current - den beiden US-Stationen von Schult - sei das nicht der Fall: "Vom technischen Niveau, in der Breite, war die Mannschaft in Wolfsburg besser."

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Schult: Deutschland und USA haben Nachholbedarf

Viele ausländische Top-Spielerinnen hat es tatsächlich noch nicht in die USA gezogen. Nur ein Bruchteil der Akteurinnen aus den besten europäischen Nationalmannschaften Frankreich, England, Deutschland, Schweden, Niederlande und Spanien verdient ihr Geld in den USA - aus dem aktuellen deutschen Kader lediglich Felicitas Rauch in North Carolina.

Für Schult ist genau dies in den USA das Hauptmanko: Während in Deutschland noch mehr darauf geachtet werden müsse, dass alle Spielerinnen auch von ihrem Sport leben können, müssten die USA mehr von der Qualität ausländischer Spielerinnen profitieren.

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Fußball und Tabelle © picture-alliance/ dpa, NDR.de/Screenshot Foto: Patrick Bernard

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 07.02.2025 | 13:17 Uhr

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