Trainer Kocak bei 96 unter Druck: Letzte Ausfahrt Bochum?
Für Trainer Kenan Kocak ist die Luft beim Zweitligisten Hannover 96 nach sieben sieglosen Spielen in Folge dünn geworden. Bei einer Pleite heute (13.30 Uhr) beim VfL Bochum könnte die Amtszeit des 40-Jährigen enden.
Es hat mächtig gerauscht in den vergangenen Tagen in Hannovers Blätterwald. Im Mittelpunkt der 96-Berichterstattung stand dabei die Zukunft von Kocak und Sportdirektor Gerhard Zuber. Übereinstimmender Tenor der Artikel: Gelingt nicht in den Duellen mit Bochum und dem SSV Jahn Regensburg am kommenden Mittwoch (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) der Umschwung, muss das Duo den Club sehr wahrscheinlich verlassen.
Kinds Treuebekenntnis auf Zeit
Bereits am vergangenen Montag hatten Kocak und Zuber 96-Mehrheitsgesellschafter Martin Kind in einem zweistündigen Gespräch Rede und Antwort stehen müssen. Danach wurde der Clubboss in einer offiziellen Mitteilung mit dem Satz zitiert: "Die volle Konzentration gilt gemeinsam den nächsten Spielen." Davon, dass Kind seinen führenden Angestellten "vertraue" oder über die Saison hinaus mit ihnen zusammenarbeiten will, war nicht die Rede. Und dass der sonst ziemlich gesprächige Unternehmer nach dem Treffen keinerlei Interviews gab, war ebenfalls auffällig.
Kocak angeschlagen: "Bin auch nur ein Mensch"
Kocak machte am Freitagmittag auf der Pressekonferenz vor der Bochum-Partie keinen Hehl daraus, dass ihn die Spekulationen um seine Person getroffen haben. "Das geht auch an mir nicht spurlos vorbei, ich bin ja auch nur ein Mensch wie jeder andere", erklärte der Trainer. Der 40-Jährige wirkte angeschlagen, war aber darum bemüht, sich kämpferisch zu geben: "Ich kann mir nichts nachsagen lassen. Ich gebe jeden Tag mein Bestes, alles andere liegt nicht in meiner Macht."
Und dann sagte der Fußballlehrer einen Satz, der vermuten lässt, dass er die Rückendeckung von der 96-Clubführung vermisst: "Wenn es nicht läuft, kommen sie alle aus den Ecken und geben Schuldzuweisungen. Ich kann nicht mehr, als alles geben. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ein Trainer vom Großen und Ganzen abhängig ist."
Trainer dementiert Forderungen nach Riesenumbruch
Besagtes "Großes und Ganzes" bestimmt bei den "Roten" bekanntlich primär Kind. Und nach Informationen der "Neuen Presse" soll Kocak beim 96-Patron wegen eines riesigen Kaderumbruchs vorstellig geworden sein. Dem Blatt zufolge habe der Coach zur kommenden Saison ein Dutzend neuer Spieler gefordert. Doch dieses Gerücht wies der Trainer am Freitag energisch zurück. "Ich habe kein einziges Mal beim Präsidenten oder bei den Verantwortlichen irgendwelche Forderungen gestellt. Es entspricht nicht der Wahrheit und war kein Gesprächsgegenstand."
Er habe "Vermutungen", wie dieser Bericht zustande gekommen sei, führte der 40-Jährige sichtlich verärgert aus: "Aber ich kann nur sagen, dass so etwas kein Thema war und von mir nicht angesprochen wurde." Bleibt der offenbar auch von Kocak gehegte Verdacht, dass irgendjemand aus dem 96-Umfeld Informationen weitergeben könnte, um Unruhe zu stiften.
"Es geht nicht um mich, es geht um Hannover 96"
Möglicherweise ein "Maulwurf" im Team oder dem Betreuerstab, und nun die schwere Aufgabe bei Spitzenreiter Bochum vor der Brust - Kocak steht wie nie zuvor in seiner Amtszeit an der Leine unter Druck. Das weiß er und bemühte wohl auch deshalb einen Allgemeinplatz, den schon sehr, sehr viele andere Trainer-Kollegen vor ihm gesagt haben, bevor sie dann etwas später entlassen wurden: "Es geht nicht um meine Position, es geht um Hannover 96."
Mögliche Aufstellungen:
VfL Bochum: Riemann - Gamboa, Leitsch, Bella Kotchap, Danilo Soares, Losilla, Tesche, Blum, Zulj, Holtmann - Zoller
Hannover 96: Esser - Muroya, Franke, Falette, Hult - Elez, Bijol, Sulejmani, Haraguchi, Muslija - Ducksch