Trainer Merlin Polzin vom Hamburger SV © Witters

Top-Bilanz eines oft Unterschätzten: HSV unter Polzin weiter unbesiegt

Stand: 08.02.2025 12:55 Uhr

Fußball-Zweitligist Hamburger SV ist unter Coach Merlin Polzin nun schon seit acht Partien ohne Niederlage - zudem wurde am Freitagabend durch ein 2:1 bei Preußen Münster der Aufsteiger-Auswärtsfluch besiegt. Das nächste Gastspiel bei einem Neuling, bei Schlusslicht Jahn Regensburg, kann kommen.

von Christian Görtzen

Mit dem Schlusspfiff fiel so vieles ab vom gesamten Team des HSV und auch seinen mitgereisten Fans. Die feierten - natürlich - den Mann mit der Maske, Davie Selke. Ihren Super-Helden an diesem Abend, der comicartig gleich zweimal kurz vor dem Ablaufen des "Countdowns" (hier der Nachspielzeit) ausdrucksstark in Szene trat und zum Retter der drei Punkte in Münster avancierte. Er war es, der mit seinen beiden Toren (45.+4, 90.+4) den Aufsteiger-Auswärtsfluch der Hamburger beseitigte.

Über diese Serie wurde nach der Partie viel geredet und geschrieben. Verständlicherweise. Endlich, nach so langer Zeit, hatte der HSV seine Negativserie in den Gastspielen bei Aufsteigern beendet. Zuvor waren die Norddeutschen ja auch sechsmal hintereinander in Partien bei Neulingen ohne Sieg geblieben.

HSV-Sportvorstand Kuntz hebt Polzin in die Luft

Das war die eine Serie, die negative. Es gibt aber auch eine andere Serie, eine für den HSV und seine Anhänger weitaus erfreulichere, die nun nach dem 2:1-Sieg in Münster immer mehr in den Fokus rückt. Eine für die jemand verantwortlich ist, der vom HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz direkt nach dem Schlusspfiff in Münster kurzerhand mal in die Luft gehoben wurde - Trainer Merlin Polzin.

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Die Bilanz des 34-Jährigen ist herausragend. Seit Ende November der Assistenztrainer von Steffen Baumgart nach dessen Entlassung in die Chefrolle gewechselt ist, geht es für den HSV in der Zweiten Liga in die gewünschte Richtung. Seit acht Spielen ist Polzin, der von vielen anfangs Unterschätzte, mit seinem Team nun schon ungeschlagen - fünf Siege, drei Remis, keine Niederlage.

KI-Berechnung sieht HSV als direkten Aufsteiger

18 Punkte also, bei einem Torverhältnis von 19:9 - damit werden die Hamburger auf einem direkten Aufstiegsrang aus dem 21. Spieltag gehen. Und damit befinden sie sich auf einem guten Weg, dass die KI-generierte GSN-Vorhersage zur Wahrheit werden könnte. Diese prophezeit, dass der HSV als Zweiter auf direktem Weg in die Bundesliga aufsteigt, dass die Zeit in der Zweiten Liga nach sieben langen Jahren - zumindest vorerst - ein Ende haben wird.

"Die Statistik gibt uns Selbstvertrauen." HSV-Coach Polzin

"Wenn man es auf die Statistik herunterbricht, dann ist es natürlich so, dass die uns Selbstvertrauen gibt", sagte Polzin im Interview mit dem NDR. "Das heißt aber nicht, dass wir jetzt irgendwie weniger arbeiten oder weniger machen müssen. Das bedeutet einfach nur, weiter Gas zu geben und sich auf das nächste Spiel zu fokussieren."

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Der gebürtige Hamburger hat im zweiten Anlauf eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er das Zeug zum Chefcoach hat und in der Rolle viel Erfolg haben kann. Weitaus mehr als einst als Kicker: Polzin durchlief beim Bramfelder SV die Jugendmannschaften und stieg mit den Herren in die fünftklassige Oberliga auf. Doch schon bald, im Alter von 21 Jahren, musste er wegen einer Zehenarthrose mit dem Fußballspielen aufhören.

Polzin nach dem Walter-Aus nur für ein Spiel in der Verantwortung

Als der HSV vor einem Jahr den damaligen Trainer Tim Walter entließ, rückte Assistent Polzin schon einmal interimistisch auf die verantwortliche Position. Seinerzeit allerdings nur für eine Partie. Nach einem 2:2 gegen Hansa Rostock verpflichtete der HSV unter dem damaligen Sportvorstand Jonas Boldt einen erfahrenen Coach - Baumgart. Es fehlte damals im Verein entgegen den Beteuerungen von Boldt offenbar das absolute Vertrauen in Polzin.

Diesmal auch Vertrauen nach Remis gegen Darmstadt und Ulm

Vollends überzeugt schienen die Club-Verantwortlichen auch Ende November 2024 nicht gewesen zu sein, als Baumgart beurlaubt wurde. Es hatte schon ganz danach ausgesehen, dass Bruno Labbadia ein weiteres Mal zum HSV zurückkehren würde. Diesmal aber erhielt Polzin mehr Rückendeckung - obwohl die Hamburger im zweiten Spiel unter ihm zu Hause nur 2:2 gegen Darmstadt 98 spielten und eine Woche später durch einen schwachen Auftritt beim SSV Ulm nur zu einem 1:1 kamen.

Polzin blieb sich auch nach dem Sieg in Münster treu und schlug keine großen Töne an. Er lobte seine Mannschaft dafür, dass sie nach dem Rückstand ruhig geblieben sei. Aber ein bisschen Zufriedenheit gönnte er sich dann auch: "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, für die dieser Abend in ihrer Entwicklung und in ihrem Prozess ein wichtiger Step war."

HSV reist nun befreit zum Aufsteiger Regensburg

Gerade auch, was die Auftritte bei Aufsteigern anbelangen wird. Hätte Selke in Münster nicht in der vierten Minute der Nachspielzeit per (selbst herausgeholtem) Foulelfmeter das 2:1-Siegtor erzielt, wäre die Aussicht auf die nächste Aufgabe deutlich anders gewesen. Es geht am kommenden Spieltag zum Aufsteiger Jahn Regensburg, dem Schlusslicht. Ohne die drei Punkte von Münster wäre sicherlich so manchem HSV-Fan ein "Oh, je" oder noch Deutlicheres über die Lippen gekommen.

Aber nun, nach dem Dreier in Münster - gehen die Hamburger mit viel mehr Mut in die Partie beim Neuling. Es wird ein ganz neues Gefühl sein.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 08.02.2025 | 19:30 Uhr

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