Stromausfall: Als im Bremer Weserstadion die Lichter ausgingen
Zum Bundesliga-Saisonauftakt 2004/2005 empfing Werder Bremen im Weserstadion den FC Schalke 04. Die Partie hatte noch gar nicht begonnen, da war sie schon ein Fall für die Geschichtsbücher.
Zu Beginn jeder Spielzeit gilt das Recht des Stärkeren, genauer gesagt des Stärksten. Und so gebührte Werder Bremen, deutscher Meister und Pokalsieger der Vorsaison, die Ehre, am 6. August 2004 die neue Spielzeit zu eröffnen. Schalke gastierte an der Weser - Tausende Zuschauer im Stadion und Millionen vor den Fernsehern fieberten der Partie entgegen.
Aber dann - nichts. Plötzlich war es dunkel im Stadion und auf den Bildschirmen. Durch einen Stromausfall, der 65 Minuten lang anhielt, ging das Eröffnungsspiel der Saison 2004/2005 in die Bundesliga-Geschichte ein. Dass Werder später seiner Favoritenrolle gerecht wurde und die Gelsenkirchener mit einer 0:1-Niederlage auf die Heimreise schickte, interessierte da allenfalls am Rande.
Nur das Flutlicht leuchtet
Bei Bauarbeiten in der Nähe des Stadions sollte das üble Missgeschick passiert sein. Arbeiter hätten ein Stromkabel durchtrennt, hieß es schnell. Die Stadtwerke Bremen korrigierten später, eine Starkstrommuffe sei durchgebrannt und hätte in Werders Heimspielstätte zum Stromausfall geführt. Vier Minuten, bevor in der mit gut 42.000 Zuschauern fast ausverkauften Arena der Anpfiff ertönen sollte.
Im weiten Rund war es dunkel, kurioserweise funktionierten aber die Flutlichtmasten noch. Doch Werders damaliger Pressechef Tino Polster meinte, ein Spielbeginn sei "aus Sicherheitsgründen" nicht möglich.
Fans vertreiben sich Zeit mit der Laola
Schwer wog war zudem, dass zwar das Licht noch an war, sich die Technik aber komplett verabschiedet hatte. Die übertragenden Fernsehsender konnten keine Bilder aus dem Stadion senden und ließen die Zuschauer über die Geschehnisse zunächst (gezwungenermaßen) im Dunkeln. Stattdessen zeigten sie im Programm erst einmal Werbung, Fußballrückblicke und eine Schlagershow. Die Fans sorgten derweil in der Arena mit Feuerzeugen, lauten Gesängen und der Laola für Stimmung.
Diskussionen über Verschiebung
Die Verantwortlichen der Deutschen Fußball Liga (DFL), die Vereinsvertreter und das Schiedsrichtergespann um Stefan Trautmann hielten auf dem Rasen Krisenrat. Eine Verschiebung des Spiels stand im Raum, als aber klar war, dass keine Gefahr für die Beteiligten bestand, verständigten sie sich schließlich darauf, ohne Fernsehbilder zu beginnen. Aber just, als Trautmann die Partie um 21.16 Uhr anpfeifen wollte, fielen drei der vier Flutlichtmasten plötzlich doch aus. Nun machte sich im Stadion erst recht Ahnungslosigkeit breit.
Valdez erzielt spätestes Tor der Liga-Geschichte
Die Notstromversorgung konnte schließlich Abhilfe schaffen. Unter leicht gedimmter Beleuchtung wurde das Spiel um 21.35 Uhr angepfiffen. Die Fernsehzuschauer hatten mittlerweile zwar das Bild einer Führungskamera, die Kommentatoren meldeten sich allerdings via Telefon aus Bremen.
Die Begegnung wurde entschieden, als die Uhren schon 23.15 Uhr anzeigten - mit dem spätesten Treffer der Liga-Geschichte. Werder-Joker Nelson Valdez stach (83.). Mit dem linken Fuß spitzelte der Paraguayer den Ball am Ex-Bremer und Schalker Torhüter Frank Rost vorbei ins Netz. Das Thema des Abends war aber ein anderes - der Stromausfall.