St. Pauli will mit mehr "Gier und Galligkeit" bei Union Berlin punkten
Für den FC St. Pauli steht nach der ebenso bitteren wie unnötigen 0:2-Niederlage zum Bundesliga-Auftakt gegen den 1. FC Heidenheim heute Abend das erste Auswärtsspiel der Saison bei Union Berlin an. Coach Alexander Blessin geht von einer intensiven Partie aus, in der das Spielgerät mehr in der Luft denn am Boden sein wird.
Das Vormittagstraining des FC St. Pauli am Mittwoch an der Kollaustraße war wieder einmal eine ziemlich laute Angelegenheit. Für den Lärmpegel verantwortlich zeichneten allerdings nicht Blessin und seine Schützlinge, sondern unzählige Flugzeuge, die während der Einheit von der Startbahn des benachbarten Airports abgehoben waren und dann in niederiger Höhe über den Trainingskomplex flogen. Immer mal wieder schauten St. Paulis Spieler gen Himmel und bereiteten sich damit zumindest ein bisschen schon auf die Partie heute Abend (20.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) vor.
Denn Blessin geht davon aus, dass die Augen seiner Kicker auch in Köpenick sehr häufig nach oben gerichtet sein werden. Der Grund dafür: Unions Spielstil. "Von ihrer Seite aus wird es wahrscheinlich noch mehr lange Bälle als von Heidenheim geben. Da wird es viele Ping-Pong-Situtationen geben, in den wir Lösungen suchen müssen, mit wenigen Kontakten den Ball schnell flach zu machen", sagte der Trainer.
Irvine: "Wir müssen effizient sein"
Neben fußballerischen Lösungen werden von den Hamburgern gegen die "Eisernen" aber auch kognitive Fähigkeiten gefragt sein. Denn in puncto Antizipation und Handlungsschnelligkeit ist Deutschlands Beletage noch einmal sehr viel anspruchsvoller als das Erstliga-Unterhaus. Gegen Heidenheim mangelte es St. Pauli in den entscheidenden Szenen ein wenig an Wachsamkeit und der letzten Entschlossenheit.
"Wir müssen effizient sein. An beiden Enden des Platzes müssen wir unsere Möglichkeiten besser nutzen. Unsere Gegner werden es auch sein, wenn wir ihnen Möglichkeiten geben", sagte Kapitän Jackson Irvine. "Unsere Leistung war gut. Aber wir müssen lernen, Dinge noch besser zu machen", ergänzte der Australier.
Union-Coach Svensson von St. Pauli begeistert
Dass St. Pauli bei seinem Bundesliga-Comeback Lehrgeld bezahlte, blieb natürlich auch Bo Svensson nicht verborgen. Der neue Union-Coach verlor darüber allerdings kein Wort, als er auf das Duell mit dem Aufsteiger vorausblickte. Stattdessen lobte der Däne die Hanseaten über den grünen Klee. "St. Pauli ist eine sehr, sehr gute Mannschaft, die ein klares Profil von der Spielweise mitbringt. Das wird ein enges Spiel, in dem wir unbedingt die Stärke unseres Stadions brauchen, um das Spiel auf unsere Seite zu ziehen", sagte der 45-Jährige.
Bei seiner Bundesliga-Premiere als Union-Coach gab es am vergangenen Sonnabend ein 1:1 bei seinem Ex-Club FSV Mainz 05. So richtig von den Sitzen riss die Leistung der Berliner dabei kaum einen Beobachter. Es wird wohl noch etwas Zeit benötigen, bevor Svenssons Ideen bei den Köpenickern richtig greifen.
Blessin fordert mehr Entschlossenheit vor dem Tor
Aber auch Blessin ist mit St. Pauli noch in der Entwicklungsphase. In der kurzen Zeit seines Schaffens am Millerntor hat der Nachfolger von Fabian Hürzeler naturgemäß noch längst nicht all seine spielerischen und taktischen Vorstellungen umgesetzt. Was der 51-Jährige aber einfordern kann, ist Mentalität. Und genau das tat er auch vor der Reise an die Spree: "Wir müssen galliger und gieriger sein beim letztem Pass und im Abschluss."
Viel mehr als die mangelnde Chancenverwertung hatte der Trainer dann aber auch gar nicht zu bemängeln. Und "überdramatisieren" wolle er die Abschlussschwäche auch nicht, betonte der 51-Jährige: "Für mich ist wichtig, dass wir eine gute Anzahl von Torchancen herausgearbeitet haben."
Transfers: St. Pauli beobachtet den Markt
Da die Leistung gegen Heidenheim stimmte, sieht Blessin auch keinen zwingenden Handlungsbedarf, bis zur Schließung des Transferfensters heute (20 Uhr) personell noch nachzubessern: "Es ist jetzt nicht so, dass wir unbedingt dazu gezwungen sind, irgendetwas noch zu unternehmen."
Ausschließen wollte er weitere Zugänge allerdings auch nicht. Man wolle sich "in Ruhe" umschauen. Fall sich noch etwas ergebe, dann gelte es "natürlich da zu sein und bereit zu sein, vielleicht noch etwas zu tun auf dem Transfermarkt", erklärte der 51-Jährige.