St. Pauli schwächstes Auswärtsteam - Luhukay vor Aus
Der FC St. Pauli hat das letzte Spiel der Zweitliga-Saison 2019/2020 verloren und seiner verheerenden Auswärtsbilanz ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Die Fußballer aus Hamburg unterlagen am Sonntag in der nur noch für den gastgebenden SV Wehen Wiebaden relevanten Partie mit 3:5 (2:3). Retten konnte dies die Gastgeber aber nicht mehr, die Hessen stiegen als Tabellen-17. in die Dritte Liga ab. Die Kiezkicker beendeten ihre neunte Zweitliga-Saison seit dem Bundesliga-Abstieg 2011 auf dem 14. Tabellenrang. In diesem Zeitraum beschäftigte der Club acht Cheftrainer, mit Jos Luhukay wird aller Voraussicht nach Anfang der kommenden Woche der aktuelle Übungsleiter von seinen Aufgaben freigestellt.
"Ich habe auch Fehler gemacht"
Dem kauzigen Niederländer ist seit Wochen der Wasserstand um seine Person bekannt. "Ich kriege das ein oder andere mit", äußerte sich der 57-Jährige schon vor der Partie vielsagend. Und schob, ungewohnt selbstkritisch, hinterher: "Ich habe auch Fehler gemacht" - ohne jene konkret zu benennen. Vielleicht hebt er sich dies für das Analyse-Treffen am Montag mit der Vereinsführung auf.
Zu diskutieren gäbe es einiges. Zum Beispiel das Binnenklima mit den Profis, die er schon vor der Saison (öffentlich) als zu schlecht brandmarkte. Jüngst stritt er sich mit Torjäger und Landsmann Henk Veerman (öffentlich) und riet, man solle kritischer mit der Mannschaft umgehen (öffentlich). Seither herrscht seitens der Vereinsführung das branchenübliche, öffentliche Schweigen.
Vereinsrekord für Luhukay
Im Laufe dieser Spielzeit setzte Luhukay 37 Spieler ein - Vereinsrekord. Gegen Wiesbaden durfte Routinier Korbinian Müller im Tor spielen, zudem rutschten Maximilian Franzke (21 Jahre) und Luis Coordes (21) in die Anfangself. Leo Östigard (20), Marvin Senger (20), Christian Viet (21), Finn Ole Becker (20) und Viktor Gyökeres (22) komplettierten die jüngste Start-Formation aller Zweitliga-Teams in dieser Saison.
Der zusammengewürfelte Haufen aus Talenten zahlte Lehrgeld. Wiesbaden gelang durch Stefan Aigner (elfte Minute) und Philipp Tietz (12.) der frühe Doppelschlag zum 2:0. Nach der nicht zweitligareifen Anfangsphase fingen sich die Gäste, Leihspieler Östigard (25.) in seinem letzten Spiel für die Braun-Weißen und Veerman (32.) glichen zwischenzeitlich aus. Aigner (38.) und Tietz (61.,Foulelfmeter/ 66.) schossen zwischenzeitlich eine 5:2-Führung der Gastgeber heraus, Veerman (73.) traf zum Endstand. Es war der treffende Abschluss einer bis auf die beiden Derbysiege gegen den HSV sehr tristen und ambitionslosen Saison des FC St. Pauli.
Wer übernimmt am Millerntor?
Doch nicht nur an der Seitenlinie wird es am Millerntor einen Neuanfang geben - wieder einmal. Neben den Leihspielern Östigard, Gyökeres, James Lawrence und Matt Penney (beide eingewechselt) laufen am 1. Juli zudem die Verträge von Vereinslegende Jan-Phlipp Kalla, Marc Hornschuh, Johannes Flum und Waldemar Sobota aus. Viel Arbeit für Sportdirektor Andreas Bornemann, der sich mit einem neuen Trainer über die Kaderplanung austauschen muss.
Wer kommende Saison bei St. Pauli an der Seitenlinie steht, darüber wird noch spekuliert. Daniel Stendel und Timo Schultz werden medial genannt, zuletzt kursierte auch der Name des Trainers von 1860 München, Michael Köllner. Bornemann kennt diesen bereits aus gemeinsamen Tagen beim 1. FC Nürnberg. Und es wäre in der jüngeren Vergangenheit nicht das erste Mal, dass aus einem Bekanntheits- ein Beschäftigungsverhältnis auf dem Kiez wird. 2019 pries der scheidende Sportdirektor Andreas Rettig einen Trainer an, den er aufgrund seiner Expertise und der jahrelangen gemeinsamen Arbeit für genau den richtigen Kandidaten für den FC St. Pauli halte. Sein Name: Jos Luhukay.