Daniel-Kofi Kyereh vom FC St. Pauli bejubelt seinen Siegtreffer im Spiel gegen den Hamburger SV © Witters Foto: Tim Groothuis

St. Pauli bejubelt späten Derbysieg gegen den Hamburger SV

Stand: 01.03.2021 23:46 Uhr

Der FC St. Pauli schwimmt weiter auf einer Erfolgswelle. Der Kiezclub feierte beim 1:0 (0:0)-Erfolg im Stadtderby gegen den HSV den fünften Sieg in Folge. Der Erzrivale rutschte aus den Aufstiegsrängen.

von Hanno Bode

Daniel-Kofi Kyereh sorgte am Montagabend mit seinem Treffer in der 88. Minute für kollektive Glückseligkeit bei den Gastgebern, die dem Erzrivalen bereits in der Hinrunde ein 2:2 abgetrotzt hatten. Der Titel "Stadtmeister" geht somit auch in dieser Saison an St. Pauli. Einen anderen Titel, nämlich den Zweitliga-Meistertitel, will der HSV so gerne gewinnen. Nach dem vierten sieglosen Spiel in Serie ist das Team von Coach Daniel Thioune aber nur noch Vierter. Die Versetzung ist gefährdet - wieder einmal.

Thioune kämpferisch, Ziereis glücklich

"Wenn man das Spiel mit diesem Punch verliert, dann war es nicht nur ein Tiefschlag. Wir sind auf die Bretter gegangen. Da dürfen wir einen Moment lang drauf liegen blieben", sagte der Trainer und gab sich sofort wieder kämpferisch: "Aber jetzt gilt es darum, dass wir uns schütteln. Wir sind klar, überzeugt von unserem Weg. Wir sind von unserer Arbeit überzeugt. Deswegen müssen wir beharrlich bleiben. Und dann geht es morgen wieder in eine andere Richtung."

Der in der Hinrunde noch enttäuschende Kiezclub rollt das Feld derweil weiter von hinten auf. Inzwischen grüßen die Braun-Weißen bereits von Rang elf. "Wir genießen es gerade und wollen die Serie ausbauen", sagte Kapitän Philipp Ziereis, der Gelb-Rot-gefährdet bereits nach 28 Minuten ausgewechselt werden musste.

Kittel trifft nach 60 Sekunden die Latte

Das 105. Hamburger Stadtderby begann mit einem Knalleffekt in Form eines farbenfrohen Feuerwerks, das rund 100 St.-Pauli-Fans auf dem Parkplatz vor dem Millerntorstadion zündeten. Der Rauch war noch nicht ganz verzogen, da legte sich Sonny Kittel den Ball zurecht und donnerte ihn aus gut und gerne 30 Metern an die Latte des von Keeper Dejan Stojanovic gehüteten Gehäuses. Der Schlussmann des Kiezclubs wäre beim krummen "Ding" des HSV-Edeltechnikers chancenlos gewesen. Den Nachschuss von Bakery Jatta wehrte der 27-Jährige dann ab (1.). Auch in der Folge waren die Gäste sichtbar bemüht, ihre 2:3-Blamage vom vergangenen Spieltag beim Tabellenschlusslicht Würzburger Kickers wettzumachen. Kittel prüfte in der zwölften Minute Stojanovic erneut mit einem ruhenden Ball - der Österreicher wehrte zum Eckball ab.

Offener Schlagabtausch in Hälfte eins

St. Pauli schwamm zunächst in der Abwehr. Und sich fortan immer mehr frei. Denn das Team von Coach Timo Schultz hatte sich das HSV-Drama am Dallenberg offenbar ganz genau angeschaut. Jedenfalls wussten die Hausherren, dass der Aufstiegsanwärter in der Abwehr nur bedingt stessresistent ist. Und weil nun nicht mehr nur der Gast beherzt angriff, sondern auch der Kiezclub, gab es einen offenen Schlagabtausch mit vielen Torraumszenen. Rodrigo Zalazar (17.), Guido Burgstaller (23.) und Omar Marmoush (28., 29.) hatten die Führung für die Kiezkicker auf dem Fuß, Gideon Jung hätte das 1:0 für den HSV erzielen können beziehungsweise eigentlich müssen. Denn der Verteidiger traf nach einem Kittel-Freistoß völlig freistehend nur die Latte (21.).

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Schiedsrichter Aytekin nimmt Elfmeter für St. Pauli zurück

Kurz nach dem Wiederanpfiff wäre der 26-Jährige dann beinahe erneut an einem Treffer beteiligt - allerdings unfreiwillig. Nachdem Keeper Sven Ulreich eine Hereingabe von Sebastian Ohlsson nach vorne abklatschen lassen hatte, fiel der Ball Zalazar vor die Füße. Jung setzte mit beiden Beinen zur Grätsche an und traf sowohl den Ball als auch St. Paulis Offensivmann (52.). Schiedsrichter Deniz Aytekin (Oberasbach) entschied sofort auf Strafstoß, bekam kurz darauf aber einen Tipp aus dem Kölner Keller, sich die Szene doch noch einmal am Bildschirm anzuschauen. Und zwar nicht erst zu Hause, sondern sofort. Der Unparteiische schritt zum Flimmerkasten am Spielfeldrand und änderte daraufhin seine Meinung (55.) - kein Elfmeter für St. Pauli. Eine diskutable Entscheidung in Anbetracht des doch sehr harten Einsatzes von Jung.

Kyereh trifft - Leibold fliegt vom Platz

Der HSV war noch einmal mit dem Schrecken davongekommen. Doch der Beinahe-Rückstand machte etwas mit den Gästen. Sie scheuten hernach das Risiko, das sie zu Beginn der Partie noch eingangen waren. Die Thioune-Elf stand in der Abwehr jetzt zwar sicherer, im Angriff fehlte ihr jedoch die letzte Überzeugung. Die Vorsicht des Kontrahenten machte es auch St. Pauli schwerer, sich in die interessanten Räume zu kombinieren. Und so verflachte das Niveau der Begegnung zunehmend.

Vieles deutete auf ein torloses (und eigentlich leistungsgerechtes) Remis hin, als Zalazar auf Luca Zander flankte, der "Joker" Kyereh perfekt von der Halbposition aus bediente und mit einem satten Rechtsschuss erfolgreich war. "Mit den Emotionen war das mit Abstand das schönste Tor in meiner Karriere", sagte der 24-Jährige. Der späte K.o. ging HSV-Kapitän Tim Leibold aufs Gemüt. Der Linksverteidiger sah wegen Nachtretens gegen Burgstaller in der Nachspielzeit die Rote Karte (90.+5).

23.Spieltag, 01.03.2021 20:30 Uhr

FC St. Pauli

1

Hamburger SV

0

Tore:

  • 1:0 Kyereh (88.)

FC St. Pauli: Stojanovic - Ohlsson, Ziereis (28. Reginiussen), Lawrence, Paqarada (78. Buballa) - Benatelli - Becker (87. L.-M. Zander), Zalazar Martinez - Kyereh - Burgstaller, Marmoush (87. Matanovic)
Hamburger SV: Ulreich - Vagnoman, G. Jung (59. van Drongelen), Ambrosius, Leibold - Heyer (90.+1 Narey) - Dudziak (86. Wood), Kinsombi (90.+1 Meißner) - Jatta (86. Wintzheimer), Terodde, Kittel
Zuschauer:

Weitere Daten zum Spiel

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 01.03.2021 | 19:00 Uhr

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