Sieg gegen Hannover - Osnabrück in kleinen Schritten zum großen Ziel?
Der VfL Osnabrück hat durch den überraschenden 1:0-Erfolg im Niedersachsen-Duell mit Hannover 96 neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Liga geschöpft. Die Bremer Brücke bebte am Sonnabend nach dem zweiten Saisonsieg, der das Produkt harter Arbeit war.
Auf der Pressekonferenz nach der Partie hatte wie üblich der Gäste-Trainer das erste Wort. Und wie ebenfalls üblich gratulierte der unterlegene Coach dem siegreichen Übungsleiter zum Erfolg. "Erst einmal dir Uwe und deiner Mannschaft Glückwunsch zum Sieg", sagte 96-Trainer Stefan Leitl, woraufhin ihm der angesprochene Uwe Koschinat sofort ins Wort fiel: "Das hat noch nie einer gesagt." Damit hatte der 52-Jährige die Lacher auf seiner Seite. Dabei war der verbale Einwurf nichts anderes als eine nüchterne Feststellung: Im neunten Spiel unter Koschinat gelang den "Lila-Weißen" endlich der erste dreifache Punktgewinn.
"Ich habe nie an der Arbeitshaltung der Mannschaft, am Zusammenhalt, an der Intensität, die wir auf den Platz bringen können, gezweifelt. Nichtsdestotrotz ist es heute mit Sicherheit ein sehr, sehr glücklicher Sieg. Trotzdem ist es natürlich eine Genugtuung für uns alle, zu zeigen, dass wir in der Zweiten Liga auch Dreier können", sagte der VfL-Coach.
Erster Osnabrücker Erfolg seit 16 Spielen
Unmittelbar nach dem Abpfiff hatte Koschinat sein Team auf dem Rasen des Stadions an der Bremer Brücke zusammengerufen. Mit etwas heiserer Stimme gratulierte er seinen erschöpften Spielern zum "Arbeitssieg" und schwor sein Ensemble auf die kommenden Wochen ein. "Jetzt können wir uns auf das Spiel beim Hamburger SV freuen", sagte der Coach mit Blick auf das nächste Osnabrücker Nordduell am kommenden Sonntag (13.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) an der Elbe.
Gegen den Aufstiegsaspiranten hatten die Niedersachsen in der Hinrunde vor heimischer Kulisse überraschend mit 2:1 gewonnen. Der damals erhoffte Befreiungsschlag war der Erfolg gegen den HSV allerdings nicht. Erst 16 Spiele später gelang nun gegen den anderen HSV - dem aus Hannover - der zweite Saisonsieg. Das rettende Ufer ist für die Osnabrücker noch immer nur mit dem Fernglas zu sehen.
VfL mit viel Leidenschaft und etwas Glück
Aber nach den ganzen Negativerlebnissen der Vormonate war der Erfolg gegen die "Roten" zumindest Balsam auf die geschundenen VfL-Seelen. Die Mannschaft wurde nach der Partie minutenlang von den Fans gefeiert. "Auswärtssieg, Auswärtssieg", hallte es durch das Stadion, bevor Siegtorschütze Erik Engelhardt und Co. im Bauch der Arena verschwanden. Die Hoffnung beim Anhang auf einen erneuten Coup gegen den HSV ist also groß.
Dafür wird das abgeschlagene Tabellenschlusslicht erneut so viel Herz in die Waagschale legen müssen wie gegen Hannover. Gegen 96 hatten die "Lila-Weißen" zudem das Quäntchen Glück, das ihnen in einigen anderen Partien gefehlt hatte. Dessen war sich auch Koschinat bewusst. Dem Trainer war es jedoch wichtig, auch darauf hinzuweisen, dass seine Mannschaft im eigenen Stadion nun schon zum dritten Mal in Folge kein Gegentor kassierte. "Das zeigt, wie stabil wir sind", sagte der Coach.
"Edeljoker" Tesche wird zum "Man of the Match"
Koschinat durfte sich auch ein wenig selbst auf die Schulter klopfen. Denn mit der Einwechslung von Routiner Robert Tesche kurz vor der Halbzeit für Lukas Kunze gelang dem Trainer ein genialer Schachzug. Der 36-Jährige verhinderte mit Rettungstaten im eigenen Strafraum nicht nur den Rückstand, sondern bereitete auch Engelhardts Tor vor. "Er ist der Man of the Match, hatte heute ein Näschen vor den Toren auf beiden Seiten", sagte der Coach über den Defensivspezialisten, der vor dem 96-Spiel viermal nicht zum Einsatz gekommen war.
Tesche, einer der Osnabrücker Aufstiegshelden aus dem Vorjahr, nahm sein Reservistendasein klaglos hin. "Er ist ein 100-prozentiger Profi", lobte Koschinat den früheren Bundesliga-Profi. Und möglicherweise feiert Tesche ja ausgerechnet gegen den HSV sein Startelf-Comeback. Gegen seinen Ex-Club bereitete der Mittelfeldmann im Hinrunden-Duell das 1:0 vor. Nutznießer seiner Vorlage war wie nun gegen Hannover Engelhardt. Geht es nach dem kongenialen Duo und allen Osnabrückern, darf sich Geschichte am kommenden Sonntag in Hamburg gerne wiederholen...