Selke, Königsdörffer oder Mister X - Wer kann HSV-Torjäger Glatzel ersetzen?
Fußball-Zweitligist Hamburger SV muss monatelang ohne den verletzten Robert Glatzel auskommen. Wer soll oder kann den Tor-Garanten im Kampf um den heiß ersehnten Bundesligaaufstieg ersetzen? Ein Blick in die Daten zeigt Optionen auf, hält aber auch einen großen Dämpfer für den HSV bereit.
22, 19 und 22 Tore: Robert Glatzel hat in den drei vergangenen Spielzeiten verlässlich geliefert und steht in der laufenden Saison mit sieben Treffern aus sechs Spielen erneut ganz oben in der Torjägerliste.
Weitere Glatzel-Tore werden aber erst einmal nicht dazukommen. Mit seiner schweren Hüftverletzung fällt der 30-Jährige monatelang aus. Es ist der GAU für den Traditionsclub von der Elbe, der sich seit Jahren an der Rückkehr in die Bundesliga abarbeitet.
Denn Glatzel ist unersetzlich, das belegen auch die GSN-Daten. Kein anderer Zweitligastürmer bietet aktuell ein vergleichbares Gesamtpaket aus physischer Stärke, technischen Fähigkeiten, Lufthoheit und Torinstinkt an.
In der laufenden Saison 2024/25 führt der gebürtige Münchner die Liga mit einem Schnitt von 1,35 Toren pro Spiel an. Er weiß im wahrsten Sinne des Wortes, wo das Tor steht. 71 Prozent seiner Schüsse finden den Weg auf den gegnerischen Kasten, der Liga-Durchschnitt aller Stürmer liegt bei knapp 41 Prozent.
Glatzel auch defensiv stark
Neben seiner Abschlussstärke und herausragenden Antizipationsfähigkeit für gefährliche Räume ist er im HSV-System auch so der offensive Angelpunkt. Glatzel, der über einen sehr guten ersten Ballkontakt verfügt, ist im Schnitt an 1,54 Angriffen pro Partie beteiligt, die zu Torerfolgen führen (Liga-Durchschnitt 0,74).
63 Prozent gewonnene Kopfballduelle in der Offensive (Durchschnitt 38,34) und seine für einen Angreifer herausragende Abwehrarbeit (Ligaspitze bei geblockten Schüssen und 60 Prozent Erfolgsquote bei Defensivaktionen) machen ihn zum aktuell besten Stürmer der Zweiten Liga.
Selke logischer Ersatz, aber mit Defiziten
Der logische Eins-zu-Eins-Ersatz für Glatzel als Zielstürmer ist ohne Zweifel Davie Selke. Er ist mit 1,95 m noch zwei Zentimeter größer und bringt vergleichbare physische Stärken mit. Sein Kopfballspiel ist den Daten nach sogar noch besser.
Allerdings kann der 29-Jährige in puncto Technik, taktisches Verständnis und Abschlussinstinkt nicht mithalten. Punktuell schon, aber nicht in der von Glatzel dargebotenen Konstanz. Ransford Königsdörffer hingegen ist ein völlig anderer Spielertyp, von Haus aus ein schneller, dribbelstarker Flügelspieler.
Ändert HSV-Trainer Baumgart das System?
Bleibt HSV-Coach Steffen Baumgart bei seinem 3-4-1-2-System, mit Selke als nominellen Glatzel-Ersatz und Königsdörffer als zweite Spitze, könnte Letztgenannter zum Fremdkörper in dem auf Flanken und physische Präsenz im Strafraum ausgelegten Spiel der Hamburger werden.
Eine Umstellung auf ein 4-3-3- oder 4-2-3-1-System böte sich an, könnte aber das zuletzt gut funktionierende HSV-Gefüge durcheinanderbringen. Das Aufstiegsrennen ist eng, Zeit für Experimente hat der Club nicht.
Gerüchte um Choupo-Moting
Oder gibt es vielleicht eine externe Lösung? Der zurzeit vereinslose Eric Maxim Choupo-Moting wäre sogar sofort zu haben und würde mit seiner Erfahrung und Qualität sicher weiterhelfen. Baumgart aber bekräftigte vor dem Spiel gegen Magdeburg (3:1) aber, der HSV wolle bei dem gebürtigen Hamburger, der zuletzt für Paris St. Germain und den FC Bayern München gespielt hat, nicht aktiv werden.
Selke wird es erst einmal richten müssen. Bis zur Winterpause, in der Hamburg dann noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlägt? Möglich, aber auch da bleibt das Grundproblem dasselbe. Ein verfügbarer und bezahlbarer Ersatz für Glatzel ist nicht gerade leicht zu finden.