Schock in der Nachspielzeit: Werder nur Remis gegen Heidenheim
Werder Bremen haben am Mittwochabend im Bundesliga-Duell mit dem 1. FC Heidenheim nur Sekunden zum Sieg gefehlt. Die Nachspielzeit war bereits abgelaufen, als Leon Scienza per Freistoß den 3:3-Ausgleich für die abstiegsbedrohten Gäste erzielte.
Bei Werder herrschte nach dem Schlusspfiff Frust und Wut gleichermaßen. Frust über drei verspielte Führungen. Und Wut über eine sehr strittige Entscheidung von Referee Matthias Jöllenbeck (Freiburg). Er gab in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Freistoß für Heidenheim am Werder-Strafraum, obwohl Jens Stage Gäste-Akteur Scienza fair vom Ball getrennt hatte - allerdings in sehr hohem Tempo. Den Standard bugsierte der "Gefoulte" dann per Traum-Freistoß in den Giebel.
"Es ist am Ende ein Weltklasse-Tackling von Jens, also kein Foul. Der Freistoß darf nicht gegeben werden." Werder-Coach Ole Werner zum Freistoß, der zum 3:3 führte
Zuvor hatten die Hausherren durch einen Doppelpack von Marco Grüll (1., 79.) und ein Tor von Marvin Ducksch (56.) dreimal in Führung gelegen. Jan Schöppner (30.) und Luca Kerber (61.) waren für die Gäste erfolgreich gewesen, bevor Scienza ihnen noch einen Punkt rettete.
"Wir müssen es jetzt akzeptieren. Wir hätten es auch schon im Vorhinein besser verteidigen können, auch wenn es eine gute Grätsche war. Dann müssen wir die gute Grätsche anscheinend noch früher machen", sagte der Bremer Kapitän Niklas Stark mit Blick auf das Zustandekommen des späten Ausgleichs.
Grüll trifft früh zur Werder-Führung
Werder erwischte einen Traumstart in das erste Heimspiel des neuen Fußball-Jahres. Bereits nach 46 Sekunden traf Grüll mit einem Schuss aus der Drehung zum 1:0. Die Gäste-Abwehr hatte zuvor gegen energisch nachsetzende Bremer mehrfach den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum klären können. Die frühe Führung beflügelte die Werner-Elf.
Die Hausherren waren anschließend das klar dominante Team und besaßen durch Ducksch (11.) und Mitchell Weiser (24.) zwei hochkarätige Chancen zum 2:0. Heidenheims Keeper Kevin Müller vereitelte jeweils mit Glanzparaden den zweiten Werder-Treffer.
Heidenheim erzielt wie aus dem Nichts das 1:1
Die Gäste irrlichterten bis Mitte des ersten Durchgangs über den Rasen des Weserstadions. Das gründete mutmaßlich auch darin, dass sich beim Aufwärmen Linksverteidiger Jens Föhrenbach verletzt hatte und dadurch ausfiel und in Niklas Dorsch bereits nach neun Minuten eine weitere Stammkraft angeschlagen ausgewechselt werden musste.
Dann aber schlug der FCH wie aus dem Nichts zu. Und daran hatte Bremens Routinier Milos Veljkovic einen nicht unbeträchtlichten Anteil. Der Verteidiger vertändelte an der Außenlinie den Ball gegen Frans Krätzig. Über Marvin Pieringer kam das Spielgerät zu Paul Wanner. Dessen Schuss konnte Keeper Michael Zetterer zwar noch abwehren. Gegen den anschließenden Schlenzer von Schöppner war der Torsteher jedoch machtlos.
Bremen zweimal im Glück, einmal im Pech
Werder war geschockt und hätte kurz darauf beinahe den zweiten Gegentreffer kassiert. Aber Krätzig (31.) fehlte im Abschluss ebenso wie später dem ebenfalls freistehenden Pieringer (40.) die nötige Kaltschnäuzigkeit. Selbiges traf auch auf der Gegenseite auch auf Weiser zu, dessen Kopfball das Ziel verfehlte (42.).
Werder wieder mit dem besseren Start
Zweimal hatte Bremens Rechtsverteidiger in den ersten 45 Minuten einen eigenen Torerfolg verfehlt. Dafür legte er nach dem Seitenwechsel dann das 2:1 durch Ducksch vor - allerdings unter Mithilfe von Müller. Denn Heidenheims Keeper boxte eine eigentlich ungefährliche Flanke von Weiser direkt zu Werders Angreifer, der den Ball per Direktabnahme in die Maschen bugsierte.
"Wir haben heute zwei Punkte zu wenig geholt." Werder-Trainer Ole Werner
Die Freude über die erneute Führung währte jedoch nur kurz. Denn wie bereits beim Auswärtsspiel am vergangenen Sonntag bei RB Leipzig (2:4) waren die Hanseaten in der Arbeit gegen den Ball etwas zu schludrig. Heidenheim nutzte die Unachtsamkeiten in der Bremer Hintermannschaft ein zweites Mal: Budu Zivzivadze passte in die Mitte zu Kerber, der einen Schritt vor Niklas Stark am Ball war - das 2:2.
Stage erst Vorbereiter, dann "Sünder"
Aber Werder ließ sich auch vom erneuten Ausgleich nicht entmutigen. Die Norddeutschen spielten weiter unbeirrt nach vorn und hatten in Grüll an diesem Abend den auffälligsten Spieler in ihren Reihen. Der Österreicher überwand Müller nach einem tollen Pass von Stage in die Tiefe mit einem Linksschuss zum 3:2. Den knappen Vorsprung verteidigten die Gastgeber bis in die vierte Minute der Nachspielzeit. Dann setzte Stage zu einer eigentlich schulmäßigen Grätsche an. Warum Referee Jöllenbeck das eigentlich faire Tackling als Foul auslegte, es blieb zunächst sein Geheimnis.
Stage, Stark und Skelly Alvero waren über die Entscheidung so aufgebracht, dass der Unparteiische sie jeweils verwarnte. Drei Gelbe Karten binnen Sekunden für ein Team - das dürfte wohl ein Novum in der Bundesliga-Historie sein.