Niedersachsenderby mehrfach unterbrochen - Verfahren gegen 96-Fans
Das Niedersachsenderby in der 2. Liga zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig (1:1) ist am Sonntag in der ersten Hälfte mehrfach unterbrochen worden. Es flogen Tennisbälle auf den Rasen, Pyrotechnik wurde gezündet und Niedersachsens Innenministerin Behrens in einem Fadenkreuz gezeigt. Die Polizei reagierte noch am Nachmittag.
Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren gegen Fußball-Fans von Hannover 96 ein. Die Anhänger hatten während des Derbys ein Plakat hochgehalten, das den Kopf von Daniela Behrens (SPD) in einem Fadenkreuz zeigt. Das Verfahren wurde "von Amts wegen wegen Bedrohung" eingeleitet, heißt es in einer Mitteilung der Polizei.
Zuvor hatte Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck die Begegnung, die von zahlreichen Fanprotesten im Stadion begleitet wurde, in den ersten 30 Minuten drei Mal für jeweils mehrere Minuten unterbrochen.
Zunächst wurde von 96-Fans auf der Gegengerade ein Spruchband ausgerollt mit der Aufschrift "Zehn Prozent Gästekontingent unverhandelbar", gefolgt von einem Plakat, auf dem zu lesen war: "Grenzüberschreitende Maßnahmen können wir auch". Wenig später flogen Rauchtöpfe auf den Rasen, Jöllenbeck schickte die Mannschaften in der zehnten Minute an die Seitenlinie vor die Trainerbänke.
Nach sechs Minuten ging es weiter. Die Hannover-Fans zeigten auf der Tribüne dann jedoch das Fadenkreuz-Plakat. Kurz darauf flogen auch Tennisbälle auf den Rasen - wie zu der Zeit der Fanproteste gegen den gescheiterten Investoren-Deal der Deutschen Fußball Liga. Auf einem weiteren Spruchband stand zu lesen: "Gästekontingente sind nicht euer Spielball".
Protest gegen beschränktes Gästekontingent
Bei den Duellen der beiden rivalisierenden Clubs war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei hatte deshalb einen Teilausschluss für Gästefans verordnet. Der Block mit den Braunschweig-Anhängern durfte nur zu maximal 60 Prozent ausgelastet werden. Tatsächlich reisten aus Protest dagegen nur rund 800 Eintracht-Fans in die Landeshauptstadt.
Auch die Zuschauer in Hannover protestierten am Sonntag gegen die Maßnahmen und verzichteten während des Spiels auf die Unterstützung ihres Teams. Etwa 800 96-Ultras zogen auf die große Gegentribüne, statt die Begegnung wie sonst von ihrem Fanblock auf der Südtribüne aus zu verfolgen, und störten den Ablauf von dort aus mit zahlreichen Aktionen.
Polizei zieht durchwachsene Bilanz
Die Polizei gab nach dem Spiel bekannt, dass sie nur "durch Einsatz einfacher körperlicher Gewalt" verhindern konnte, dass einige 96-Anhänger "in Richtung Gästeeingang im Süden vordringen". Deshalb sprachen die Beamten insgesamt auch von einer "durchwachsenen Bilanz: Ein direktes Aufeinandertreffen rivalisierender Gruppen konnte im Rahmen des Polizeieinsatzes verhindert werden, dennoch verzeichneten die Einsatzkräfte mehrere Straftaten sowie diverse Störungen vor und während des Spiels."
Behrens will sich am Montag zu Sicherheitskonzept äußern
Bereits für das Hinspiel, das Braunschweig überraschend mit 2:0 gewann, war auf Initiative des niedersächsischen Innenministeriums ein Teilausschluss der Auswärtsfans angeordnet und damit auf die Vorfälle bei vorangegangenen Derbys reagiert worden.
Für diese Einschränkungen machen beide Fanlager Behrens verantwortlich, die erkennbar härter durchgreifen will. Nach zahlreichen Ausschreitungen und dem massiven Einsatz von Pyrotechnik im Rahmen der Traditionsduells hatte die SPD-Politikerin sogar gedroht, Gästefans künftig gänzlich auszuschließen.
Im Stadion war die Innenministerin am Sonntag offenbar nicht. Sie wolle sich zum Sicherheitskonzept am Montag äußern, hatte es am Freitag von einem Ministeriumssprecher geheißen.
