Pleite gegen Kaiserslautern - Hansa Rostock wie ein Absteiger
Der FC Hansa Rostock hat im Abstiegskampf der 2. Liga eine empfindliche Pleite hinnehmen müssen. Die Mecklenburger bleiben nach dem 0:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern Vorletzter. Bedenklicher noch als das Ergebnis stimmte dabei die Leistung des Teams von Mersad Selimbegovic. Der FC Hansa entschuldigte sich am Abend für einen Anhänger, der jubelnde FCK-Profis attackieren wollte.
Für Trainer Selimbegovic könnte die Luft nach der vierten Niederlage im achten Spiel unter seiner Regie dünn werden. Denn im Vergleich zu den Auftritten der Rostocker unter seinem Vorgänger Alois Schwartz ist bei den Hanseaten vieles eher schlechter denn besser geworden. So übrigens auch die Platzierung. Selimbegovic hatte den früheren Fußball-Bundesligisten auf Rang 16. übernommen.
"So können und dürfen wir uns nicht präsentieren." Hansa-Trainer Mersad Selimbegovic
Gegen die zuvor punktgleichen Lauterer war die Darbietung Rostocks eine sportliche Insolvenzerklärung. Mit Ausnahme einer kurzen Phase nach dem Seitenwechsel gelang Hansa: nichts. Ein Platzverweis gegen Verteidiger Oliver Hüsing (38.) brachte die Norddeutschen schon vor der Pause nahezu um alle Chancen. Vermutlich hätten sie an diesem Tag das Spiel aber auch mit zwei Mann mehr auf dem Rasen verloren. Die Gäste trafen kaum auf Gegenwehr und hatten in dem dreifachen Torschützen Ragnar Ache (6., 66., 76.) einen Unterschiedsspieler in ihren Reihen.
Selimbegovic: "Haben Angst gehabt"
"Es war zu wenig im Allgemeinen. Wir müssen noch einmal ein paar Sachen ganz anders machen, noch einmal verfeinern. Du darfst nicht mit Angst auf den Fußballplatz gehen. Und die haben wir heute gehabt", sagte Selimbegovic im NDR Interview. Seine eigene Bilanz als Rostocker Coach ordnete er kritisch ein: "Die Punkteausbeute ist natürlich viel zu wenig." Gedanken über den Verlust seines Arbeitsplatzes mache er sich aber nicht, versicherte der 41-Jährige.
Rückendeckung erhielt Selimbegovic von Sportdirektor Kristian Walter. "Ich sehe ein Trainer und ein Trainerteam, die da ihr ganzes Feuer reinstecken. Davon bin ich auch komplett überzeugt", erklärte der 39-Jährige. Auf die Frage, ob der Coach am kommenden Freitag (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) im nächsten Kellerduell bei Eintracht Braunschweig auf der Hansa-Bank sitzen werde, antwortete Walter: "Ja."
Hansa ohne Zugriff und Spielidee
Hansa war im ersten Abschnitt stets bemüht. Was in der Zeugnissprache eine andere Formulierung für eine ungenügende Leistung ist, war im Fall der Rostocker Darbietung eine nüchterne Feststellung für einen Auftritt, bei dem es die Hausherren zwar nicht an Einsatzbereitschaft vermissen ließen, fußballerisch aber völlig überfordert waren. Dieses Urteil konnte für eine Taktik nicht gefällt werden - denn eine solche war in den ersten 45 Minuten zumindest für Außenstehende nicht ersichtlich. Beinahe alles beim Selimbegovic-Team blieb Stückwerk.
Kurzum: Die Vorstellung der Norddeutschen im ersten Durchgang war ein "beeindruckendes" Bewerbungsschreiben für eine Teilnahme an der kommenden Drittliga-Saison.
Ache trifft früh - Hüsing sieht Gelb-Rote Karte
Das Beste an Hälfte eins war aus Sicht des FC Hansa noch das Halbzeitresultat. Denn der 0:1-Rückstand war schmeichelhaft - aus Lauterer Sicht sogar ein sehr, sehr schlechter Witz. Die Pfälzer waren früh in Führung gegangen, als Ache nach einem Querpass des früheren Rostockers Aaron Opoku den Ball aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste. Es war Saisontreffer Nummer zehn für den Mann mit den drei Vornamen (Ragnar Prince Friedel).
Hernach spielten die "Roten Teufel" die Mecklenburger nach Ballgewinnen in deren Hälfte - und davon hatten sie sehr viele - phasenweise schwindelig. Einzig Keeper Markus Kolke war es zu verdanken, dass die Rostocker nur mit einem Gegentor ihren Halbzeit-Tee schlürfen durften. Für Abwehrchef Hüsing war die Partie bereits vor dem obligatorischen Pausen-Drink vorbei gewesen. Der indisponierte Routinier hatte nach einem Foul an Kenny Prince Redondo die Gelb-Rote Karte gesehen. Dass sich Hüsing dabei auch noch am Knie verletzte, es passte zu seinem völlig verpatzten Auftritt.
Rostock zeigt nach der Pause anderes Gesicht
Hansa kam mit zwei neuen Spielern (Sarpreet Singh und Junior Brumado) sowie einer anderen Körpersprache aus dem Umkleideraum zurück auf den Rasen. Möglicherweise hatte Selimbegovic seine Mannen erfolgreich darauf hingewiesen, dass der Gegner an diesem Tag nicht wie vielleicht von dem einen oder anderen irrtümlich zuvor vermutet 1. FC Kaiserslautern und nicht Manchester City hieß. Die Ehrfurcht, die Rostock im ersten Abschnitt vor den Pfälzern phasenweise gezeigt hatte, legten sie nun jedenfalls ab.
Trotz Unterzahl agierten die Hausherren jetzt druckvoller. Richtig zwingend waren die Offensivaktionen des Teams mit der zweitschlechtesten Torausbeute in der zweitbesten deutschen Liga aber weiter nicht. Und die nach dem Seitenwechsel entdeckte Lust am Angreifen brachte die Gefahr mit sich, ausgekontert zu werden.
Ache macht mit Doppelpack alles klar
Ein schneller Gegenzug der laufstarken Lauterer hätte dann auch beinahe zu ihrer 2:0-Führung geführt. Ache kam in der 57. Minute aus wenigen Metern frei zum Abschluss, scheiterte jedoch an Kolke. Der Schlussmann war einmal mehr bester Mann seiner Farben.
Der 33-Jährige trug allerdings am zweiten Gegentreffer Mitschuld, als er einen Schuss von Filip Kaloc nach vorne abwehrte. Ache war erneut zur Stelle und sorgte mit seinem Saisontor Nummer elf bereits für die Vorentscheidung. Denn bei den Hansa-Schützlingen sanken anschließend die Köpfe.
Hansa-Anhänger stürmt auf FCK-Spieler zu
So durfte Kaiserslauterns Stürmer nach einem auf ihn verlängerten Eckstoß auch noch ein drittes Mal jubeln. Dass er hierbei von einem Fan attackiert wurde, der in den Innenraum gelangt war, sorgte für eine weitere bittere Note an einem schwarzen Tag für den FC Hansa. Gemeinschaftlich von den Profis beider Teams und Sicherheitskräften wurde er vom Spielfeld gedrängt.
Noch ein weiterer Fan war nach Abpfiff auf das Feld gelangt, dort allerdings auf die Hansa-Profis zugelaufen. Nach dem Spiel hatten sich rund 250 Anhänger mit der Mannschaft auf dem West-Vorplatz versammelt und ausgesprochen. Dabei habe es "keine Vorkommnisse" gegeben, teilten die Hanseaten mit.
Hansa Rostock bittet um Entschuldigung
Am Abend reagierte der Verein auf den Vorfall, dass ein Hansa-Anhänger die jubelnden FCK-Profi attackiert hatte. "Der F.C. Hansa Rostock entschuldigt sich beim 1. FC Kaiserslautern und seinen Spielern für diesen inakzeptablen Übergriff in aller Form und bedauert diesen Zwischenfall sehr", teilte der Club mit.