Nur Remis, aber: Dieser FC St. Pauli macht Spaß!
Der zweite Saisonsieg wurde es nicht für St. Pauli. Die Leistung des Zweitligisten beim 2:2 (1:1) gegen den 1. FC Nürnberg gibt aber Anlass, optimistisch in die Zukunft zu schauen.
Die 1.000 zugelassenen Zuschauer im Millerntorstadion sahen von Beginn an eine höchst unterhaltsame Partie. Die von Coach Timo Schultz in einem offensiven 3-5-2-System auf Feld geschickten Kiezkicker überzeugten durch konsequentes Angriffspressing und tolle Umschaltmomente. Der Langeweile-Fußball der vergangenen Saison? Vergangenheit! Die Hausherren waren wie ihr Stadtteil: sehr lebendig. Selbst der frühe Rückstand durch Nürnberg-Debütant Manuel Schäffler, der einen Konter erfolgreich vollendete (8.), tangierte die Hamburger nicht.
Zalazar wie aufgedreht und erfolgreich
Sie stürmten unbeirrt weiter. Dabei taten sich insbesondere die Kreativkräfte Daniel-Kofi Kyereh und Rodrigo Zalazar hervor. Der eine (Kyereh) machte über den linken Flügel viel Druck. Zalazar, Typ Straßenfußballer, war einfach überall. Die Leihgabe von Eintracht Frankfurt wirbelte über den Platz, als habe er vor dem Anpfiff zwei Kannen Kaffee inklusive vieler Stückchen Würfelzucker auf ex getrunken. Und der 21-Jährige scheute sich nicht, Verantwortung zu übernehmen, als Schiedsrichter Florian Heft in der 28. Minute nach Videobeweis auf Foulelfmeter für St. Pauli entschied. Kyereh war im Strafraum zu Fall gebracht worden. Zalazar verwandelte sicher und durfte sich über sein erstes Pflichtspiel-Tor als Profi freuen.
St. Pauli im ersten Abschnitt überlegen
Und weiter ging die "wilde Fahrt", wie es einst immer auf dem beachbarten Dom hieß, bevor die Corona-Pandemie das Volksfest nicht mehr zuließ. Beide Teams besaßen bis zur Pause die Möglichkeit zur Führung. Für Nürnberg ließ Robin Hack eine hochkarätige Gelegenheit aus (30.), auf der Gegenseite bekam Sturm-Hüne Simon Makienok nicht genug Druck hinter einen Kopfball (37.). Das Remis zur Halbzeit war okay, für die überlegenen Gastgeber gefühlt allerdings zu wenig.
Nürnberg geht mit Elfmeter wieder in Front
Der zweite Durchgang begann für die Hamburger wie Hälfte eins: mit einem Gegentor. Christopher Avevor bekam einen Schuss von Tim Handwerker im eigenen Strafraum an die Hände, woraufhin Referee Heft erneut eine kleine Fernseh-Pause einlegte. Nach Sichtung der Videobilder zeigte der Referee auf den Punkt. Der in seinem Fußballerleben weit gereiste Johannes Geis (Mainz, Gelsenkirchen, Sevilla, Köln) bezwang Keeper Robin Himmelmann - 2:1 für Nürnberg (49.).
Buballas tolles Tor sorgt für Endstand
Das Tor des 27-Jährigen war ein Wirkungstreffer. Denn die Hausherren blieben eine Antwort zunächst schuldig. Es schien so, als habe die Schultz-Equipe nicht sorgsam genug mit ihren Energie-Reserven gehaushaltet. Doch nach einer Phase des Leerlaufs, in der die Gäste das Geschehen weitgehend im Griff hatten, waren die Kiezkicker auf einmal wieder quicklebendig. Makienok, der weitaus auffälliger agierte als sein Sturmpartner Guido Burgstaller, vergab das 2:2 noch (77.). Daniel Buballa machte es 60 Sekunden später besser und egalisierte mit einem herrlichen Schuss.
Dass der in seiner bisherigen Laufbahn nicht gerade als Torjäger in Erscheinung getretene Defensivspezialist - nun vier "Buden" in 237 Zweitliga-Partien - jetzt auch viel offensiver denkt als zuvor, zeigt: Der FC St. Pauli ist in einem sehr spannenden Entwicklungsprozess.