Nmecha-Wechsel vom VfL Wolfsburg zu Borussia Dortmund perfekt
Der Wechsel von Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg zu Bundesliga-Konkurrent Borussia Dortmund ist perfekt. Der Mittelfeldmann unterschrieb einen Fünfjahresvertrag beim BVB. Für die "Wölfe" lohnt sich der Transfer gleich doppelt.
Der Vorgang dürfte in Deutschland einmalig gewesen sein. Da zeichnete sich ab, dass ein Club einen Spieler verpflichten will, der als großes Versprechen an die Zukunft gilt. Und Teile der Fans liefen Sturm, weil sich das Talent durch seine Aktivitäten bei Social Media in den Augen vieler eigentlich disqualifiziert hat.
Wochenlang wurde über den nun perfekten Wechsel Nmechas diskutiert. Der 22-Jährige wirbt bei Instagram offensiv für seinen christlichen Glauben - er hat dabei allerdings auch mehrfach Beiträge geteilt, die von anderen nachvollziehbarerweise als homophob ausgelegt wurden. Inzwischen hat der Mittelfeldspieler seine Posts wieder gelöscht und zuletzt erklärt, dass er alle Menschen liebe, niemanden diskriminiere und dass er weder homophob noch transfeindlich sei.
"Trägt kein transphobes oder homophobes Gedankengut in sich"
Die Verantwortlichen der Borussia ließen sich bei Gesprächen mit Nmecha und seinem Berater davon überzeugen, dass einer Verpflichtung des Spielers nichts entgegenstehe. "Uns ist bewusst", wurden Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Vereinspräsident Reinhold Lunow auf der BVB-Internetseite zitiert, "dass der bevorstehende Transfer in den vergangenen Tagen aufgrund zweier Internet-Postings, die Felix geteilt hat, auch Kritik hervorgerufen hat. Uns war es deshalb wichtig, mit dem Spieler intensiv über seinen Glauben und seine Werte zu sprechen."
Nmecha sei "sehr jung, seine Religion ist tief in ihm verwurzelt und er ist - wie wir alle - sicher nicht fehlerfrei. Aber er hat uns in intensiven Gesprächen absolut davon überzeugt, dass er kein transphobes oder homophobes Gedankengut in sich trägt", bekräftigten Watzke und Lunow: "Felix hat selbst betont, dass er alle Menschen respektiert und liebt, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung."
Nmecha erklärte in einem kurzen Video des BVB, dass einige Dinge aus dem Zusammenhang gerissen seien. "Ich bin natürlich Christ, aber ich liebe alle Menschen und diskriminiere auch nicht", sagte der Profi. "Ich hoffe, die Fans werden mir die Chance geben, mich kennenzulernen und sehen, dass ich hoffentlich ein toller Mensch bin."
LGBT-Szene läuft Sturm gegen den Transfer
Zuvor waren besonders die Dortmunder Fanclubs aus der LGBT-Szene gegen die Verpflichtung Sturm gelaufen. Vor der Geschäftsstelle des BVB war ein Banner aufgehängt worden, auf dem stand: "Null Toleranz für Intoleranz. Werte sind nicht verhandelbar."
Hintergrund ist der Grundwertekodex, den der Club sich selbst gegeben hat und in dem es unter dem Punkt "Borussia verbindet" heißt: "Darunter verstehen wir ein Vereinsleben und eine Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus, LSBTI+-Feindlichkeit, Sexismus, Gewalt und Diskriminierung."
Kann Nmecha in Bellinghams Fußstapfen treten?
Auf der anderen Seite mussten die Dortmunder angesichts des Abgangs von Jude Bellingham zu Real Madrid schnell eine namhafte Verstärkung präsentieren. Zumal beim Vizemeister bereits am 5. Juli der Trainingsauftakt ansteht.
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und seine Kollegen sind offenbar bereit, für Nmechas (Offensiv-)Qualitäten tief in die Tasche zu greifen. Laut übereinstimmenden Medienberichten sollen inklusive der möglichen Bonuszahlungen bis zu 30 Millionen Euro nach Wolfsburg überwiesen werden.
Zwar für einen (bisher einmaligen) Nationalspieler. Der gebürtige Hamburger, der 2021 aus der Nachwuchsabteilung von Manchester City zu den "Wölfen" gestoßen ist, verbuchte in seinen 46 Bundesliga-Einsätzen allerdings gerade einmal drei Tore und sieben Vorlagen.
Lässt sich die aktive BVB-Fanszene beruhigen?
Der Transfer dürfte indes nachhallen. Der "kicker" wollte in seiner Kategorie "Frage der Woche" von seinen Lesern und Leserinnen wissen: Soll Borussia Dortmund Felix Nmecha verpflichten? Und auch die aktive Fanszene in Dortmund dürfte sich nicht so leicht beruhigen lassen.
Durch die 103 Millionen Euro aus Madrid für Bellingham platzt die Kasse des BVB aus allen Nähten. Stand heute ist allerdings zumindest fraglich, ob der jüngere der beiden Nmecha-Brüder (Lukas steht weiter in Wolfsburg unter Vertrag) für Dortmund auf dem internationalen Niveau wirklich ein Puzzleteil zum Schließen der Bellingham-Lücke sein kann.
Wolfsburg schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe
Wolfsburg schlägt derweil mit dem Transfer zwei Fliegen mit einer Klappe. Mit 30 Millionen Euro wäre Nmecha der viertteuerste Abgang der Clubgeschichte. Das Geld kann das Management um Marcel Schäfer und Sebastian Schindzielorz sicher gut gebrauchen, um den Kader zu verstärken. Der VfL hat zuletzt als Achter der Abschlusstabelle zum zweiten Mal hintereinander das internationale Geschäft verpasst.
Gleichzeitig sind die "Wölfe" einen Problemfall losgeworden. Denn auch die Wolfsburger hatten sich zuletzt schon mit einigen Fragen auseinandersetzen müssen, wie Nmechas Postings mit den eigenen Werten zusammenpassen. Bei einem Club, dessen Kapitäne die Regenbogen-Binde tragen und der sein Trikotsponsorenlogo schon in diesen Farben eingefärbt hat - natürlich gar nicht.