Nach dem WM-Aus: Wolfsburgs Popp und Co. in der Einzelkritik
Raus in der Gruppenphase! Die Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland war ein Debakel für die DFB-Frauen. Mittendrin waren auch zehn Spielerinnen des VfL Wolfsburg. Eine Einzelkritik.
Merle Frohms
Die deutsche Nummer eins erwischte eine bittere WM. Im ersten Spiel gegen Marokko kaum gefordert, beim 1:2 gegen Kolumbien zwei Mal machtlos und im Gruppenfinale mit Licht und Schatten. Gegen Südkorea verhinderte sie früh den Rückstand und wurde beim Gegentor allein gelassen, strahlte aber auch nicht die absolute Sicherheit aus. Drei WM-Spiele, drei Gegentore, eine bittere Bilanz für Frohms.
Svenja Huth
Seit Jahren eigentlich nur in der Offensive unterwegs, war Huth bei der WM die Aushilfsrechtsverteidigerin - notgedrungen aufgrund zahlreicher Verletzungsausfälle. Sie interpretierte ihre neue Rolle offensiv, aber es gelang nicht allzu viel. Auch, weil das Zusammenspiel mit Klara Bühl und Jule Brand stockte. Huth fand sich in einer Zwitterrolle wieder bei dieser WM, der sie kaum gerecht werden konnte.
Felicitas Rauch
Es fing stark und endete jäh. Die Linksverteidigerin verletzte sich im ersten Spiel gegen Marokko am Knie. So fehlte dem deutschen Team die stärkste Spielmacherin aus der Defensive heraus und auch eine Spezialistin für Standards. Schade für die DFB-Mannschaft und vor allem für Rauch.
Kathrin Hendrich
Hendrich war die einzige personelle Konstante in der ansonsten von Verletzungen durcheinander gewirbelten deutschen Defensive. Sie selbst wollte das nicht als Ausrede gelten lassen, allerdings könnten die wechselnden Partnerinnen auch ein Grund für ihren insgesamt fahrigen WM-Auftritt gewesen sein. Vor allem gegen Südkorea war Hendrich ein Unsicherheitsfaktor und offenbarte auch ungewohnte Schwächen im Spielaufbau. Zum Saisonhöhepunkt stand sie neben sich, dabei hätte sie das deutsche Team dringend als Stabilsatorin gebraucht.
Marina Hegering
Sehr unglückliche WM für die Verteidigerin. Zunächst verhinderte eine Fersenprellung ihr Mitwirken in den ersten beiden Partien, dann gegen Südkorea dabei und schon raus. Nach Anfangsschwierigkeiten zeigte Hegering im letzten Gruppenspiel, dass es mit ihr von Beginn an womöglich besser gelaufen wäre.
Chantal Hagel
Ebenfalls ein "Opfer" der Verletzungsmisere im deutschen Team. Eigentlich Mittelfeldspielerin, musste Hagel nach den zahlreichen Ausfällen als linke Außenverteidigerin ran. Eine für sie sehr ungewohnte Position. Es war der Wolfsburgerin anzumerken, dass sie damit fremdelte, liegen ihre Stärken doch in der Offensive.
Lena Oberdorf
Extrem wichtig für das deutsche Spiel, deshalb wog ihr Totalausfall im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea umso schwerer. Fehlt ihre Weltklasse, wird es schwer. Zu viel Druck, oder die drohende Gelbsperre, woran lag es? Das wusste sie hinterher auch nicht. Unterm Strich war es aber zu wenig.
Lena Lattwein
Fand sich in der Jokerrolle wieder. Gegen Marokko gut und präsent, im zweiten Spiel nicht dabei und gegen Südkorea kam nach ihrer Einwechslung kaum etwas. Lattwein ist eine typische Umschaltspielerin, wenn es nach Ballgewinnen schnell nach vorne geht. Das war in keiner der Partien in Down Under das deutsche Spiel.
Jule Brand
Ein großes Versprechen auf dem Flügel, aber das konnte sie auf der ganz großen internationalen Bühne nicht einlösen. Ihr Tempo und ihre Power sind herausragend, nur brachte sie das in Australien nicht auf den Platz. Das Ausscheiden der deutschen Mannschaft hat auch damit zu tun, dass Brand als Flankengeberin und Vorbereiterin von außen für Alexandra Popp nicht funktionierte.
Alexandra Popp
Das deutsche Spiel ist komplett auf die Ausnahmestürmerin ausgerichtet. Die hat wieder einmal geliefert, konnte es aber trotzdem nicht alleine richten. Auch für sie wird der Druck irgendwann zu groß. Sich auf dem Platz unabhängiger von der einzigen Weltklassespielerin zu machen, wird auch eine Aufgabe für die deutsche Mannschaft sein. Ob Popp weitermacht oder aufhört, konnte und wollte die Kapitänin direkt nach dem bitteren Aus nicht beantworten.
Noch drei Wolfsburgerinnen dabei
Allerdings ist die WM noch nicht für alle Fußballerinnen des VfL vorbei: Drei Wolfsburger Spielerinnen sind noch im Turnier im Einsatz. Jill Roord (wechselt zu Manchester City) und Dominique Janssen treffen mit der Niederlande im Achtelfinale auf Südafrika, Rebecka Blomqvist mit Schweden auf die USA.