Mit neuem Team: Holstein Kiel will die Großen ärgern
Fußball-Zweitligist Holstein Kiel hat viele namhafte Spieler verloren und eine neue Mannschaft zusammengestellt. Die Erwartungen an Trainer Marcel Rapp sind aber nicht geringer geworden.
Es ist eine fast komplett neue Mannschaft, die Rapp auf die Saison 2023/2024 vorbereitet. 16 Spieler haben Holstein Kiel in diesem Sommer verlassen, darunter Leistungsträger wie Ex-Kapitän Hauke Wahl (FC St. Pauli), Fabian Reese (Hertha BSC) oder Fin Bartels (Karriereende). Rapp weiß, dass diese Persönlichkeiten nicht eins zu eins zu ersetzen sind – daher versucht er es gar nicht erst.
"Wir haben richtig gute Neuzugänge." Holstein-Trainer Marcel Rapp
"Wir wollten keinen Fabian Reese 2.0, wir wollten auch keinen Hauke Wahl 2.0. Wir wollten einfach gute Spieler holen, die ihre eigenen Qualitäten mitbringen und die die Abgänge damit anders auffangen können", sagt der Trainer. "Ich bin sehr zuversichtlich, weil wir richtig gute Neuzugänge haben."
Neun Spieler wurden bislang verpflichtet, darunter einige vielversprechende Namen. Linksverteidiger Tom Rothe wurde von Borussia Dortmund ausgeliehen. Der deutsche U19-Nationalspieler absolvierte für den BVB bereits vier Bundesligaspiele und stand sogar dreimal in der Champions League auf dem Platz.
Als Wahl-Nachfolger kam Carl Johansson vom schwedischen Erstligisten IFK Göteborg, der 29-Jährige soll mit seiner Erfahrung (134 Erstliga-Spiele in Schweden) die Abwehr stabilisieren. Auch der andere Stamm-Innenverteidiger der Vorsaison, Simon Lorenz, hat die Störche verlassen, er geht in die 3. Liga zum FC Ingolstadt.
Hoffnungen ruhen auf japanischen Nationalspieler Machino
Ebenfalls neu dabei ist der 23-jährige Stürmer Shuto Machino, der bereits fünf Länderspiele für Japan absolvierte und auch bei der Weltmeisterschaft 2022 im Kader stand. Rapp weiß um die Qualitäten dieser Spieler, möchte aber dennoch die Erwartungen dämpfen.
"Tom ist ein Spieler, der richtig gut zu Holstein Kiel passt und sich hier entwickeln kann. Aber er ist kein gestandener Champions-League-Spieler, nur weil er in seiner Vita drei Einsätze stehen hat. Auch er muss erst einmal in der Zweiten Liga ankommen."
Und in Machino haben Holstein "auch nicht Lionel Messi verpflichtet. Das sind einfach zwei gute Transfers für Holstein Kiel, die aber auch erst einmal hier ankommen müssen."
Rapp hat noch nicht die Nummer eins benannt
Veränderungen gibt es auch auf der Torhüter-Position, weil in Routinier Robin Himmelmann und im 21-jährigen Tim Schreiber gleich zwei Schlussleute abgewandert sind. Der 29-jährige Thomas Dähne und der 24-jährige Timon Weiner konkurrieren um die Nummer eins. Dähne bestritt schon 51 Pflichtspiele für die Kieler. Weiner ist seit Sommer 2021 bei Holstein und kam vorrangig bei der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Wer zum Saisonauftakt (30. Juli) bei Eintracht Braunschweig im Tor steht, ist laut Rapp "völlig offen".
"Wir wollen erst einmal hart arbeiten." Marcel Rapp
Nachdem Holstein in den vergangenen beiden Spielzeiten Platz neun und zuletzt Rang acht in der Zweiten Liga belegte, tut sich Rapp mit einem neuen Saisonziel noch schwer: "Es ist noch zu früh, um ein Ziel auszugeben. Wir wollen erst einmal hart arbeiten, inhaltlich besser werden und als Gruppe zusammenwachsen. Wir warten den Saisonstart ab, bevor wir möglicherweise Ziele definieren."
Dem Trainer ist bewusst, dass die Zweite Liga in der Spielzeit 2023/2024 sehr herausfordernd wird. Im FC Schalke 04 und in Hertha BSC sind zwei Schwergewichte abgestiegen. Viele andere Mannschaften wie der Hamburger SV, der FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf oder Hannover 96 könnten ebenfalls Aufstiegskandidaten sein.
Für Rapp ist die Zweite Liga interessant wie nie zuvor
"Ich habe meinen Jungs in der ersten Besprechung gesagt, dass viele von der stärksten Zweiten Liga aller Zeiten reden werden", sagt Rapp. "Auf jeden Fall wird es die interessanteste Zweite Liga, weil sie noch namhafter besetzt ist als vor zwei Jahren." Auswärts erwarte die Kieler "tolle Spiele mit vielen Zuschauern in tollen Stadien". Und zu Hause hätten sie "unsere coolen Heimspiele vor unseren Fans. Jedes Spiel wird ein Erlebnis."
Dass viele andere Zweitligisten mehr Geld in ihren Kader stecken können, bereitet Rapp keine Sorgen. "Wir wissen, dass viele Vereine einen hohen Etat und hohen Anspruch haben. Aber wir haben mit Holstein Kiel in der Zweiten Liga immer eine ordentliche Rolle gespielt. Und genau das wollen wir auch in dieser Saison."