Männerwirtschaft Fußball-Bundesliga - Kaum Frauen in Führungspositionen
Ein aktueller Bericht der gemeinnützigen Organisation "Fußball kann mehr" aus Hamburg zeigt auf, dass Frauen in den Führungsgremien der Clubs der Bundesliga und Zweiten Liga kaum vertreten sind. Bei nur vier Clubs arbeiten Frauen im Topmanagement, auch die Aufsichtsräte sind männerdominiert. Es gibt aber einige Lichtblicke - aus dem Norden.
Sandra Schwedler ist seit fast zehn Jahren Aufsichtsratsvorsitzende des FC St. Pauli. Sie hat viel erlebt, in den Stadien, bei Meetings und Versammlungen. "Es kommt noch immer vor, dass Menschen davon irritiert sind, im Fußball einer Präsidentin oder Aufsichtsrätin zu begegnen. Daran zeigt sich, dass es Zeit braucht, um die fest verankerten Bilder in den Köpfen zu ändern", sagt Schwedler.
Neben ihr gibt es mit Tanja Gönner (VfB Stuttgart) nur eine weitere Aufsichtsratschefin bei den Clubs der höchsten beiden Profiligen.
Aufsichtsräte mit großer Mehrheit männlich besetzt
Beim FC St. Pauli sind vier der sieben Plätze im Aufsichtsrat mit Frauen besetzt, eine Quote von 57 Prozent, im Ranking folgen Eintracht Braunschweig, der SC Freiburg und der VfL Osnabrück mit je 33 Prozent. Bei 16 Clubs sitzt gar keine Frau im Aufsichtsrat, dem Gremium, das bei den meisten Vereinen für die Besetzung und Abberufung der Top-Management-Positionen zuständig ist.
"Im Fußball haben die vielfältigen Belege für Diversität als Erfolgsfaktor noch keinen zählbaren Veränderungswillen bewirkt", stellt Ex-HSV-Vorstand Katja Kraus fest. Sie ist Beiratsvorsitzende von "Fußball kann mehr" und verantwortlich für den aktuellen Bericht.
Die Organisation hat eine Umfrage an alle 36 Clubs der Saison 2023/2024 verschickt, 32 antworteten, nicht beteiligt haben sich Holstein Kiel, der 1. FC Heidenheim, SV Darmstadt 98 und SV Wehen Wiesbaden. Im Fokus steht die Besetzung der Führungspositionen auf drei Ebenen - und auch bei der Diversität in der Geschäftsführung steht der FC St Pauli weit oben.
Schalke 04 kommt hier auf einen Anteil von 50 Prozent, da die Geschäftsführung der "Knappen" nur mit zwei Personen besetzt ist, eine davon Finanzchefin Christina Rühl-Hamers.
FC St. Pauli und Werder Bremen mit Initiativen
Beim FC St. Pauli sind drei von sieben Personen im geschäftsführenden Präsidium weiblich. St. Pauli war 2021 der erste deutsche Proficlub mit einer Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsrat und Präsidium.
Werder Bremen hat sich ebenso ein konkretes Ziel gesetzt: Bis 2026 soll Parität in allen Gremien erreicht werden, das Mindestziel liegt bei 25 Prozent. Dafür eingesetzt hat sich Anne-Katrin Laufmann, Geschäftsführerin für Sport und Nachhaltigkeit - eine der insgesamt nur sechs Frauen im Top-Management der Clubs - dem gegenüber stehen 84 Männer.
Für Laufmann ist diese Verteilung unverständlich. "Vielfalt in Teams bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, mehrere Studien belegen dies. Es ist wichtig, dieses Potenzial viel besser zu nutzen."
Im Bericht ebenso berücksichtigt wird die Ebene der sogenannten "Direct Reports" unmittelbar unter dem Top-Management, die direkt an dieses berichtet, etwa Direktoren und Direktorinnen und Bereichsleiter und Bereichsleiterinnen.
Hier ist die SV Elversberg mit einem Frauenanteil von 50 Prozent vor dem 1. FC Kaiserslautern mit 45,5 Prozent führend, unter anderem beim Rekordmeister FC Bayern München sind ein Drittel dieser Stellen weiblich besetzt, während fünf der berücksichtigten Erst- und Zweitligisten hier keine weibliche Führungskraft beschäftigen.
Wenig Diversität
Neben dem Geschlecht ging es in der Umfrage auch um Nationalität und Ausbildung der Führungskräfte. Auffällig: Nur vier der Top-Manager und Top-Managerinnen haben eine andere Nationalität als die deutsche bzw. sie haben eine doppelte Staatsbürgerschaft. "Die Führungsgremien sind weiterhin homogen männlich, deutsch, mit ähnlicher Altersstruktur und vergleichbarem Bildungsweg", sagt Katja Kraus und stellt fest: "Es ist insgesamt ein ernüchterndes Bild, das sich mit Blick auf Diversität im deutschen Profi-Fußball zeigt."