Kiel gewinnt dramatisches Nordduell gegen St. Pauli
Holstein Kiels Fußballer haben sich mit dem ersten Heimsieg seit dem 25. Oktober des vergangenen Jahres auf Rang sechs der Zweiten Bundesliga verbessert und die Sorgen des Nordrivalen FC St. Pauli noch vergrößert. Die Schleswig-Holsteiner setzten sich am Montagabend mit 2:1 (1:0) gegen die in dieser Saison auswärts weiter sieglosen Hamburger durch. Salih Özcan (30.) und Janni Serra (69.) waren für die KSV erfolgreich. Henk Veerman traf für den Kiezclub (52.), der durch die Pleite auf den 15. Platz abrutschte. Der Niederländer hätte in der Nachspielzeit noch zum Helden seiner Farben werden können, vergab jedoch einen Handelfmeter kläglich (90.+4).
"Es war eine unfassbare Schlussphase. Was uns am Ende bleibt, ist die Niederlage, die uns heute richtig, richtig wehtut. Heute habe wir uns es selber zuzuschreiben. Wir müssen jetzt um jeden Punkt kämpfen", sagte St. Paulis Kapitän Daniel Buballa im NDR 2 Interview.
Holstein aktiv, St. Pauli viel zu passiv
Die Gäste agierten trotz ihrer "besten Saisonleistung" (Trainer Jos Luhukay) am vergangenen Spieltag gegen den VfB Stuttgart (1:1) im ersten Abschnitt seltsam verhalten, ja mutlos.
Der Kiezclub stand ziemlich tief in der eigenen Hälfte, überließ die Kielern die Spielgestaltung und hoffte offenbar darauf, sein Glück im Umschaltspiel zu finden. Einmal wäre diese Rechnung beinahe aufgegangen, als Viktor Gyökeres ganz gut in Szene gesetzt wurde und aus 18 Metern abschließen konnte. Der Schuss des Schweden verfehlte allerdings deutlich das Ziel (15.). Sechs Minuten später sorgte Gyökeres' Mannschaftskamerad Veerman für Irritation bei seinen Nebenleuten. Der baumlange Angreifer umkurvte in der eigenen Hälfte mehrere Holstein-Kicker, sodass der Verdacht aufkommen konnte, der Niederländer habe brasilianische Vorfahren. Dann jedoch folgte ein viel zu kurz geratener Rückpass des 28-Jährigen auf seinen Keeper Robin Himmelmann. Emmanuel Iyoha erlief diesen, scheiterte aber am glänzend reagierenden Schlussmann.
Özcan sorgt für verdiente Kieler Pausenführung
Diese geschenkte Chance war für die Hausherren die Initialzündung. Fortan erhöhten sie das Risiko und den Druck. Jonas Meffert fand seinen Meister noch in Himmelmann (27.), Özcan überwand den besten St. Paulianer in Hälfte eins dann mit einem Schuss ins kurze Eck. Finn Porath hatte die Leihgabe vom 1. FC Köln mit einem präzisen Pass in die Tiefe ganz wundervoll in Szene gesetzt. Von den Hamburgern kam nach dem Rückstand: nichts. Getreu der Weisheit von Friedrich Schiller: "Wer nichts waget, der darf nichts hoffen", deutete zur Halbzeit wenig bis gar nichts darauf hin, dass sie an der Förde ihren ersten Auswärtssieg in dieser Spielrunde würden feiern können.
Kiels "Joker" Serra sticht
Aber die Kiezkicker steigerten sich nach dem Wiederbeginn und wurden schnell für ihren nun etwas forscheren Auftritt belohnt.
Gyökeres wurde mit einem langen Ball auf die Reise geschickt, der Offensivmann legte sofort auf Veerman ab, der nun bereits zum zweiten Mal an diesem Abend einen brasilianischen Moment ins Hamburger Spiel einfließen ließ. Mit einer geschmeidigen Körperdrehung ließ der 2,01 Meter große Stürmer Hauke Wahl aussteigen und überwand Keeper Ioannis Gelios abgeklärt zum Ausgleich. Holstein wirkte hernach geschockt und hatte zunächst keine Antwort auf das 1:1 parat. Coach Ole Werner wechselte Serra für Porath ein (66.), der in Hälfte zwei kein Faktor mehr war. Und der Joker stach mit freundlicher Unterstützung der Gäste. Nach einem Özcan-Eckstoß kam der Stürmer am kurzen Pfosten zum Kopfball und traf zur abermaligen KSV-Führung. Der bei ihm stehende Rico Benatelli und auch Himmelmann machten beim siebten Saisontreffer des zuletzt verletzten 21-Jährigen eine ganz schlechte Figur.
Veermann St. Paulis tragischer Held
Der überragende Özcan hätte bald darauf die Entscheidung sorgen können. Ihm mangelte es nach einem feinen Dribbling aber im Abschluss an der nötigen Konzentration und Präzision (79.). Auf der Gegenseite scheiterte Sebastian Ohlsson an Gelios (83.). In der Nachspielzeit sprang Wahl der Ball im eigenen Strafraum dann bei einer etwas ungelenken Abwehraktion an den Arm. St. Pauli forderte Handelfmeter und Referee Arne Aarnink entschied nach Sichtung der Szene am Bildschirm auch auf Strafstoß. Veerman trat, konnte Gelios mit seinem schwachen Versuch aber nicht überwinden. Weil der Keeper hernach einen Rückpass aufnahm, gab es wenige Meter vor dem KSV-Kasten einen indirekten Freistoß für den Kiezclub. Gyökeres versuchte sich, sein Schuss wurde jedoch zur Ecke abgefälscht. "Die letzten Minuten waren sehr, sehr turbulent. Wir haben es mit Mann und Maus verteidigt und am Ende, glaube ich, auch verdient über die Linie gebracht", sagte Werner im NDR 2 Interview.