Jeddeloh II statt Johannesburg: Middendorp will in Meppen bleiben
Beim SV Meppen haben nach dem feststehenden Abstieg aus der Dritten Liga die Planungen für die Zukunft in der Fußball-Regionalliga begonnen. Coach Ernst Middendorp soll den Emsländern erhalten bleiben. In welcher Funktion, ist allerdings noch unklar.
Gerade einmal zwei Monate und drei Tage war der Trainer-Routinier am Montag beim Traditionsclub im Amt. Wie sehr dem 64-Jährigen der SVM in dieser kurzen Zeit bereits an Herz gewachsen ist, zeigte sich auf der Pressekonferenz nach der Partie gegen die SG Dynamo Dresden, die sein Team überraschend mit 4:1 gewonnen hatte. Nachdem sich Gäste-Coach Markus Anfang über das Verhalten von Meppens hinter den Trainerbänken sitzenden Fans beklagt hatte ("Das war leider unterste Schublade, eine Art und Weise, die ich im Fußball so noch nicht erlebt habe"), schaute Middendorp kurz verschämt zu Boden und begann dann, die Anhänger mit emotionalen Worten zu verteidigen: "Wir haben ein sehr höfliches Publikum. Emsländer wissen sich zu benehmen. Hier das Publikum so anzusprechen, als wenn es komplett unterste Schublade ist, halte ich für übertrieben. Sorry, das muss man zunächst einmal feststellen."
Middendorp mit dem Emsland emotional verbunden
Middenorps Worte zeugten von einer tiefen Verbundenheit zur Region, aus der er ja auch selbst stammt. Der frühere Bundesliga-Coach wurde in der Kleinstadt Freren geboren, die rund 30 Kilometer von Meppen entfernt liegt. Seine Wurzeln hat der Fußballlehrer trotz diversen Stationen in vielen Ländern nie vergessen. Dies sei auch ein Grund gewesen, den SVM zu übernehmen, hatte er bereits bei seinem Amtsantritt gesagt.
Und obwohl der 64-Jährige seinen Lebensmittelpunkt seit vielen Jahren in Südafrikas Metropole Johannesburg hat und seine Rettermission an der Lathener Straße gescheitert ist, deutet vieles auf einen Verbleib Middendorps beim SVM hin.
Doppelfunktion als Coach und Sportchef denkbar
Die Entscheidung über seine Zukunft werde zeitnah fallen, kündigte Geschäftsführer Ronald Maul am Dienstag an. "Die Gespräche laufen und wir wollen das in dieser Woche über die Bühne bringen", erklärte der frühere Bundesliga-Profi. Die Frage ist, ob Middendorp als Coach oder als Sportlicher Leiter bleibt. Eine Doppelfunktion ist ebenfalls denkbar. "Auch das ist möglich. Es geht jetzt darum, wie wir uns insgesamt sportlich aufstellen", sagte Maul, dessen Zukunft ebenfalls noch nicht geklärt ist: "Ich kann mir vorstellen, zu bleiben. Aber auch das werden wir in nächster Zeit entscheiden."
Middendorp will keine Verantwortung abgeben
Middendorp hatte zuvor klargestellt, dass er nur bleibt, wenn er auch weiter die komplette Verantwortung in der Arbeit mit der Mannschaft hat. "Es ist mir schnurzegal, wie man das bezeichnet. Wenn ich hier das weiter betreibe, dann würde ich das in voller, vielleicht sogar Doppelfunktion, machen", erklärte der 64-Jährige der "Meppener Tagespost". "Nur ich würde mich nicht an den Rand stellen und zugucken, wie irgendeiner die Abläufe, die wir jetzt gestartet haben, wieder völlig umschmeißt. Das wird nicht passieren", ergänzte der Coach, der seit fünf Partien mit dem SVM ungeschlagen ist.
Unter seiner Regie holten die Niedersachsen in zwölf Spielen fünf Siege und zwei Remis. Dennoch denken die Clubverantwortlichen offenbar darüber nach, einen anderen Coach zu verpflichten
Meppen peilt sofortigen Wiederaufstieg an
Am Rande des Duells mit Dresden kursierte der Name von Adrian Alipour als neuem Trainer. Ob der aktuelle Coach des Südwest-Regionalligisten RW Koblenz sich aber unter dem dominanten Middendorp einreihen würde, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur, dass die Emsländer so schnell wie möglich wieder aufsteigen wollen. "Das Ziel muss es ganz klar sein, im Kampf um die Meisterschaft der Regionalliga Nord ein gewichtiges Wort mitzusprechen", sagte Maul. Danach ginge es dann in eine Relegation gegen den Meister der Regionalliga Bayern.
Bis dahin wird noch ein steiniger Weg vor dem SVM liegen. Ob Middendorp die Tour durch die norddeutsche Fußball-Provinz inklusive der Reise ins beschauliche Jeddeloh II mitmachen wird, soll ich bald entscheiden. Erfüllt der Vereinsführung seine Forderungen nicht, wird sich der 64-Jährige wohl wieder in sein Domizil nach Johannesburg zurückziehen. "Dort lebe ich. Und daran wird auch auch nichts ändern", hatte er nach seinem Amtsantritt vor rund zwei Monaten deutlich gemacht.